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Ruanda – das Land der tausend Hügel mit einer unfassbaren Vergangenheit (Blog 44)

Grün, sauber und unglaublich viele Blitzer

Für die Kurzleser:

 

15.10. Wir überqueren die Grenze nach Ruanda, werden kurz darauf genagelt und stoppen am Abend ausserhalb vom Akagera Nationalpark; 16. – 18.10. Kigali: Alleine und mit Niza unterwegs in der Hauptstadt Ruandas & Kurzbesuch in der Schweiz; 18.10. Unser dritter Besuch einer Genozid-Gedenkstätte und eine regnerische Nacht auf einer Tee-Farm vor den Toren des Nyungwe Nationalparks; 19.10. Fahrt durch den Nyungwe und eine Nacht am Lake Kivu; 20. – 23.10. Tanjas Gesundheit bremst uns in Musanze aus

Für diejenigen mit etwas mehr Zeit:

 

Am 15. Oktober sind wir früh wach, respektive haben wir in unserer letzten Nacht in Tansania im Starmax Motel fast kein Auge zubekommen. Als die aufgehende Sonne den Himmel rötlich färbt, hüpfen wir aus dem Bett. Das schmerzende Rückgrat bremst unser sofort aus. Unsere Körper fühlen sich an, als hätten wir eine Nacht im Folterkeller verbracht🙈🤣

 

Kurz nach sechs Uhr fahren wir los und erreichen wenig später die Grenze Tansania / Ruanda. Wie immer hat Tanja den Grenzübertritt optimal vorbereitet und so wissen wir, dass alle Formalitäten auf der Ruanda-Seite erledigt werden müssen.

 

Zum Glück kommt uns ein Auto entgegen als wir in Ruanda ankommen, denn ab hier herrscht ausnahmsweise Rechtsverkehr. Wir wussten dies, aber wären trotzdem auf der linken Seite zur Grenze gefahren – ein «Seitenwechsel-Zeichen» sucht man vergebens😱

 

Wir parken Mojito, sprechen kurz mit einem freundlichen Ruandischen Wachmann, wechseln unsere restlichen Tansanischen Schilling in Ruandische Franc und begeben uns ins Gebäude. Am Tansania Schalter stempeln wir unsere Pässe aus. Am Ruanda Schalter erhalten wir nach getätigter Einzahlung der US$ 200 beim Bankschalter vis-a-vis das 3-Monats-Visum für Ruanda, Uganda und Kenia. Danach geht’s zu Customs um unser Carnet aus- und einzustempeln. Der Ruandische Beamte klärt mich auf, dass sein Tansanischer Artgenosse irgendwo ausserhalb des Gebäudes sei. Also suche und finde ich ihn und lasse unser altes Carnet ausstempeln. Im Gebäudes wird dann unser neues Carnet eingestempelt – fertig!

 

Im nigelnagelneuen Grenzkaffee bestellen wir noch einen Kaffee. Die Maschine ist offenbar auch nigelnagelneu, denn mit der Handhabung hapert es noch ein bisschen. Bis wir unsere zwei Kaffees erhalten, dauert es fast länger als das Grenzprozedere🙈🤣.

 

Bevor wir die Grenze entgültig verlassen können, müssen wir Mojito noch polizeilich kontrollieren lassen. Bisher war das höchste der Gefühle, dass ein Beamter kurz einen Blick in unser Zuhause geworfen hat. Dieser Beamte nimmt seinen Job ernster; ich muss in unsere Kabine rein und über die Hälfte der Fächer öffnen. Weltklasse, dass gleich im ersten Fach drei Flaschen Rotwein und Zigaretten zum Vorschein kommen. Das war wirklich clever, dass wir diese einfach zuoberst liegen gelassen haben. Wirklich Glück haben wir aber, dass ihn das überhaupt nicht interessiert. Er sucht primär nach verbotenen Dingen wir Plastik. Auch unser Holz auf der Seite entdeckt er, ist ihm aber egal. Kurz darauf starten wir Mojito und passieren die Barriere – welcome to Rwanda!

 

Wir fahren ein paar Kilometer und stoppen in Kirehe um eine SIM-Karte für Ruanda zu kaufen. Wir parken direkt vor dem MTN-Shop. Das Prozedere im Laden dauert ewig – irgendwie scheint die Registrierung für Ausländer nicht zu funktionieren. Während wir drinnen sind, laufen zwei komische Gestalten zu Mojito und schlagen gegen den hinteren rechten Reifen. Tanja meint ich soll dringend nachschauen und ich meine, dass es da ja ein Wachmann hat. Falsch gemeint! Als wir nach einer Ewigkeit aus dem Laden kommen, hat unser hinterer Reifen keine Luft mehr. Innert Sekunden versammeln sich unzählige Leute neben uns. Ich frage den Wachmann was das soll, aber er zuckt nur mit den Schultern.

 

Immer mehr Leute versammeln sich um uns und oh Wunder, da kommen sogar die Pneu-Flick-Leute. Fünftausend Franc soll die Reparatur kosten – umgerechnet fünf Franken🙄. Komischerweise wissen sie genau, was das Problem ist🤔. Wir wollen unser Pneu sicher nicht von den Habaschen flicken lassen, welche unser Pneu kaputt gemacht haben. Wir versuchen die immer grösser werdende Meute von Mojito fern zu halten. Ein älterer Herr fragt uns was passiert ist, worauf wir ihm die Situation erklären. Offenbar beschämt, dass uns dies hier passiert ist, nimmt er eine Rute und hilft uns die schaulustige Meute von Mojito fern zu halten, während wir den Reifen aufpumpen. 

Weit kommen wir nicht! Wir halten bei der nächsten Tankstelle und hören ein lautes pffffffffff vom hinteren Reifen. Als sich der Tankstellen-Wachmann zu uns gesellt, bitten wir ihn um Hilfe. Er verweist uns an die Reifen-Garage weiter oben. Nö, da wollen wir nicht hin, denn das sind ja die Typen, die für das Desaster verantwortlich sind. Also radelt er weg und kommt wenig später mit einem jungen Herrn zurück, welcher uns die Reparatur für Fünftausend Franc anbietet. Uns wird klar, dass wohl auch dieser Typ zur Truppe gehört, aber wir wollen endlich weg. Also schlagen wir ein😲

 

Mojito anheben, reifen weg und dann sehen wir eine Schraube, welche bis zum Anschlag im Reifen steckt! Über zehn Minuten dauert die Schrauben-Entfernungs-Aktion. Kein Wunder, die Schraube wurde mit Leim präpariert, sodass sie nicht rausgedreht werden kann. Sie ist gut drei Zentimeter lang und in der Mitte mit einer verleimten Mutter versehen, damit das Loch auch richtig gross wird – gute Arbeit, könnte man sagen🥺!

 

Mojitos-Reifen erhält einen Flick-Wurm. Dann Reifen wieder drauf, pumpen und wir können endlich weiter.

Ruanda ist faszinierend. Unglaublich grün und extrem sauber. Unsere Fahrt geht Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter. 

 

Tja nicht umsonst heisst Ruanda das Land der tausend Hügel – wir tippen aber eher auf Millionen von Hügeln🙈🤣. Ausserdem könnte Ruanda auch Land der tausend Blitzer heissen. Noch nie im Leben haben wir so viele Blitzer gesehen. In den Ortschaften stehen sie alle fünfhundert Meter und ausserhalb alle paar Kilometer – unglaublich. 

In der Akagera Transit Lodge finden wir einen schönen Platz für unsere erste Nacht und geniessen feines Essen im Lodge-Restaurant.

An unserem zweiten Tag in Ruanda fahren wir etwas über hundert Kilometer in die Hauptstadt Kigali. Bevor wir uns im Mamba Club niederlassen, besuchen wir das Genozid-Memorial in Kigali – mehr dazu später, denn dieses Thema braucht mehr Aufmerksamkeit. 

 

Nach dem einschneidenden Erlebnis fahren wir zum Mamba Club; ein sehr belebtes Backpacker mit Bar und Restaurant. Richtige Campgrounds gibt es in Ruanda wenige, meistens steht man bei einer Lodge, Hotel oder Restaurant auf dem Parkplatz und kann die sanitären Einrichtungen nutzen. So auch hier. 

Wir beschliessen, es uns am Abend gut gehen zu lassen und laufen etwas über einen Kilometer durch Kigali ins Soy Asia Table Restaurant. Die Atmosphäre, der Service und das Essen sind fantastisch🤩. Mit vollen Bäuchen schlendern wir zurück zum Mamba.

Als wir zurückkommen ist die Stimmung ausgelassen. Und so beschliessen wir noch einen Schlummertrunk zu nehmen. Als sich Niza sowie ein angeblich bekannter ugandischer DJ und ein Filmproduzent zu uns setzen, hat sich «one for the road» erledigt. Niza ist Künstler und Guide und so buche ich irgendwann zwischen ein und zwei Uhr morgens leicht angeschwipst eine Städtetour für den nächsten Tag – oder eigentlich korrekter: Für in ein paar Stunden, denn um elf Uhr soll es losgehen. Gegen halb drei gehen wir schlafen😱.

Als wir aufwachen, können wir unser Glück von meiner gebuchten Tour kaum fassen🙈🤣! Als Niza dreissig Minuten vor dem vereinbarten Zeitpunkt einläuft, erlischt auch unsere letzte Hoffnung, dass er den Deal vergessen hat.

 

Zuerst geht es als Beifahrer auf Motorrädern zu zwei Galerien. Danach laufen wir durch ärmere Gegenden, wo Niza uns eine Einrichtung für allein gelassene schwangere Frauen zeigt. Niza hat uns in der Nacht zuvor Vieles erzählt, was er für die Community tut und wir wussten nicht, wie viel davon wahr ist. Schnell wird klar: Er hat dieses eindrückliche Projekt tatsächlich ins Leben gerufen. Aktuell lernen drei junge Damen von einer Lehrerin das Schneider-Handwerk. Nach sechs Monaten erhalten sie ein Zertifikat und eine Nähmaschine und können so auch während und nach der Schwangerschaft Geld verdienen.

 

Danach geht es zu Fuss weiter zu einer lokalen Töpferei, mit dem Motorrad zum Belgischen Genozid Denkmal, zu Fuss und mit einem Fuss in die Schweiz, und weiter vorbei an den vornehmen Hotels und Bankgebäuden in die reiche Innenstadt. Später laufen wir zu den Shops und entlang der eindrücklichen Anlieferungsmeile. Da die Lastwagen nicht hochfahren dürfen, tragen Tagelöhner die schweren Lasten die steile Strasse zu den jeweiligen Läden hoch. Weiter geht es durch die ärmste Region Kigalis, wo wir hinter jeder Ecke «Musungu, Musungu» hören (Anm.d.Red.: Musungu steht für Weisser und ist ein wenig mit dem N-Wort vergleichbar). Während Musungu in Afrika meistens negativ behaftet ist, sind hier die Menschen fasziniert, dass wir in dieser Gegend sind. Überall wollen uns die Kinder anfassen. Wir schütteln Hände und machen Highfive. Angeblich soll es Glück bringen, einen Musungu anzufassen. Für uns ist es der eindrücklichste Teil des Tages und auch wenn wir wenig Berührungsängste vor ärmeren Regionen haben, so wären wir wohl ohne Niza hier nie durchgelaufen.

 

Danach laufen wir durch lokale Märkte bis zur grossen Busstation. Schon ausserhalb der Station ist das Getümmel riesig und Niza meint, wir sollen besser nicht rein, denn die Chance die Brieftasche zu «verlieren» sei gross. Wir verzichten gerne auf die grosse Menschenmasse und fahren mit den Motorrädern zu unserer letzten Station; dem Mount Kigali von wo wir eine sensationelle Aussicht über Kigali geniessen. Nach rund sechs Stunden sind wir zurück im Mamba Club.

Am 18. Oktober fahren wir über unzählige Hügel via der Murambi-Genozid-Gedenkstätte weiter nach Kitabi vor den Toren des Nyungwe Nationalparks. Kurz bevor wir bei unserem Ziel – einer Tee-Farm – ankommen, öffnet Petrus alle Schleusen. 

Das Wetter zeigt sich am 19. Oktober von der kühleren und bewölkten Seite, aber wenigstens regnet es nicht mehr. Immer wieder vergessen wir, dass wir inzwischen wieder über 2’000 Meter sind. 

 

Die Fahrt durch die Wälder des Nyungwe Nationalparks ist eindrucksvoll. Aufgrund der Wetterprognosen mit viel Regen, entscheiden wir uns nach einem Stopp und einem Kaffee beim Ranger-Posten, weiterzufahren. In Kibuye direkt am Lake Kivu campen wir in der Iliza Beach Lodge. Kurz bevor uns das Dinner serviert wird, öffnet Petrus erneut die Schleusen. Dieses Mal begleitet mit ordentlich Blitz & Donner😱.

Am 20. Oktober fahren wir weiter bis Musanze ins Red Rocks – kurz vor der Grenze Ugandas. Während der Fahrt verschlechtert sich Tanjas Gesundheitszustand. Als wir ankommen, hat Tanja starke Kopfschmerzen und Fieber. Als das Fieber immer weiter steigt, kann ich Tanja für einen Malaria-Test überzeugen. Immerhin bleibt dieser negativ!

Das Red Rocks ist ein Backpackers mit kleinem Campground und Restaurant. Wir treffen hier Paul aus Holland wieder, welchen wir schon im Mamba Club in Kigali gesehen haben. Paul hat Zutaten für Samosas eingekauft und lädt mich zur Samosa-Party ein. Für meine Patientin bestelle ich beim Chefkoch eine Suppe und Gemüse mit Reis. Eine Stunde Zubereitungszeit steht für das hochstehende Mal auf der Karte. Nicht gerade sportlich, aber immerhin wissen wir es. Nach einer Stunde und fünfundzwanzig Minuten Wartezeit begebe ich mich Richtung Küche. Immerhin kriege ich noch zwei Samosas ab und werde vom Koch informiert, dass es gleich soweit sein soll. Vierzig Minuten später frage ich aufgebracht erneut nach und erfahre, dass es nun tatsächlich fertig sein soll. Weit über zwei Stunden für eine Suppe und Reis mit Karotten und Erbsen, ergo die übriggebliebene Füllung der Samosas, ist nicht gerade eine Meisterleistung🙄

 

An eine Weiterfahrt ist am nächsten Morgen nicht zu denken. Tanjas Symptome sind nicht besser. Während ich blogge und Fotos sortiere, kuriert sich Tanja im Mojito aus. Am Abend «koche» ich für uns Pasta mit fertig-Pesto-Sauce; das geht schneller und ist erst noch besser🙈🤣. Ach ja, kurz nach unserer Ankunft ist das Wasser im Red Rocks versiegt. Duschen ist mit einem gewärmtem Kübel möglich – better than nothing!

 

Auch den dritten Tag verbringen wir hier. Tanja geht es minimal besser, respektive ist zumindest keine Verschlechterung festzustellen. Ich blogge weiter und werde von Greg, dem Eigentümer des Red Rocks überzeugt, dass ich zur Wasserstelle mitkommen soll. Paul möchte wissen, woher das Wasser für den Grossteil der Bevölkerung kommt. Rund 1.5 Kilometer auf und ab laufen wir bis zu besagtem Wasserloch. Ich lache mich schon auf dem Weg dorthin kaputt, denn Paul trägt einen leeren 20-Liter-Kanister. Dieser wird auf der Rückreise ein wenig schwerer sein! Ist er logischerweise auch und so wechseln wir uns mit dem Tragen ab. Zum Glück verfügt das Red Rocks noch über Tanks und muss nicht alles Wasser anschleppen – eindrücklich ist es trotzdem🤔!

Und wie immer glauben wir am Abend ans Gute im Menschen und bestellen noch einmal beim Chefkoch Nachtessen. Hühnchen mit Reis – so schwierig tönt das eigentlich nicht und die Hoffnung stirbt bekanntlich zu Letzt. Stolze zwei Stunden steht auf der Speisekarte! Nach zwei Stunden und vierzig Minuten frage ich nach und nach ziemlich genau drei Stunden erhalten wir viel trockenes Hühnchen mit ein bisschen Sauce und Reis für eine Kavallerie. Und ja, die Hoffnung ist gestorben🙈🤣!

 

Am 23. Oktober geht es Tanja ein wenig besser und so brechen wir auf Richtung unsrem nächsten Grenzübertritt nach Uganda.

Über Ruanda und den Genozid

Kurz gehalten und mit der Bitte, dass sich jeder interessierte Leser gerne im Internet weiter informieren kann…

Ruanda liegt durchschnittlich auf 1’500 Meter über Meer, hat 13,3 Millionen Einwohner und eine Fläche von 26’338 km2. Dies ergibt eine Bevölkerungsdichte von 505 Einwohner pro Quadratkilometer. 

 

Im Vergleich: Die Schweiz ist 41’285 km2 gross und hat eine Bevölkerungsdichte von 212 Einwohner pro Quadratkilometer. Ruanda ist somit unglaublich dicht besiedelt und bei einer Kinderrate von vier Kindern pro Frau, wird sich dies in den nächsten Jahren noch massiv verschärfen. 

 

Für uns als Touristen ist das Land unglaublich sauber und die Leute freundlich. Ende jeden Monats müssen die Einwohner freiwillige Arbeit leisten, um Ruanda sauber zu halten. Die Behausungen schauen fortschrittlicher aus als in anderen afrikanischen Ländern. Gemäss unserem Guide Niza versucht die Regierung dies laufend zu verbessern. Wir sehen ungewohnt viele teure neuen Autos. Nichts desto trotz darf man nicht vergessen, dass der Schein trügt, denn der Grossteil der Bevölkerung lebt in bitterer Armut. 

Zum Genozid

Mit Vorankündigung begann am 7. April 1994 die düsterste Zeit Ruandas. Innert ein paar Wochen wurden von den Hutus schätzungsweise eine Million Tutsis getötet. Gut befreundete Hutu Nachbarn töteten von einem auf den anderen Moment ihre Tutsi-Nachbarn. Auch liberale Hutus wurden nicht verschont und mit einem Tutsi verheiratete Hutu-Frauen wurden systematisch von HIV-Positiven-Hutu-Männern vergewaltigt – die Gräueltaten sind unbeschreiblich.

Der Grundstein für den Konflikt - Geschichte in kurz (Quelle: Wikipedia.org)

Den Grundstein für den Konflikt, legte Ende des 18ten Jahrhunderts der damalige König Rwabugiri. Unter seiner Herrschaft wurden erstmals zwischen Tutsis, Hutus und den Twas differenziert. Dabei erlangten die überwiegend mit Viehzucht befassten Personen, „Tutsi“ genannt, zunehmend Macht über die Ackerbauern, die als „Hutu“ bezeichnet wurden. Die Twa, eine dritte Gruppe, die als Jäger und Sammler lebten, spielten bei dieser Veränderung der Herrschaftsbeziehungen keine Rolle.

 

Mit Beginn der Deutschen Kolonialherrschaft (1899–1919) wurde die Differenzierung verschärft, denn es herrschte die Meinung, dass die Tutsi der Europäischen Rasse näher stünden. 

 

Nach dem zweiten Weltkrieg übernahmen die Belgier die Herrschaft über Ruanda. Zu den folgenreichsten Administrativmassnahmen der Belgier gehörte 1934 die Ausstellung von Ausweispapieren im Gefolge einer Volkszählung. Diese Dokumente fixierten die ethnische Zugehörigkeit jedes Einzelnen in Twa, Hutu oder Tutsi. Die Zugehörigkeit zu Tutsi oder Hutu wurde unter anderem anhand der Anzahl der Rinder definiert, die jemand besass. Alle Familien mit mehr als zehn Rindern waren Tutsi, alle mit weniger waren Hutu. Wer kein Rind hatte, wurde als Twa eingestuft. Die Vorteile wie Schulbildung und Verwaltungsposten wurden für die Tutsis laufend ausgebaut, während die Rechte der Hutus eingeschränkt wurden. 

 

 

Wir haben insgesamt drei grössere Genozid-Gedenkstätten besucht. Als erstes das Genozid-Denkmal in Kigali. Die Ausstellung ist eindrücklich, informativ und vor allem bedrückend. Im Children-Room werden Bilder von Kinder gezeigt. Darunter Informationen über Namen, Charaktereigenschaften, das Lieblingsessen, ihre Hobbies und was sie im Leben hätten machen wollen und dann, wie sie getötet wurden. Auch wenn wir nicht gerade als kinderliebende Personen bekannt sind, kamen uns nach dem dritten Bild die Tränen – und selbst jetzt, wenn ich an die Geschichten zurückdenke, kommen sie wieder…

 

Die zweite Gedenkstädte in Kigali war zehn getöteten Belgischen Soldaten gewidmet, welche versuchten, die Vizepräsidentin zu schützen. 

 

Bei der dritten Gedenkstädte in Murambi handelt es sich um eine nicht fertig gestellte Schule, in welche am 16. April 1994 tausende Tutsis flüchteten. Am 21. April wurden sie von den Hutus überrannt und innert weniger Stunden abgeschlachtet. In den Schulräumen sehen wir tausende Kleider der Opfer. In einem anderen Gebäude sehen wir Skeletten und mumifizierten Körper. Daneben ein Überdachtes Massengrab mit einer grossen Klappe. Es ist die Ruhestädte von 50’000 Menschen. Auch heute werden in der Region noch Massengräber gefunden und ausgehoben. Die sterblichen Überreste werden dann in die Murambi Gedenkstädte gebracht und finden hier im Massengrab die letzte Ruhe.

Special: Die Strassen von Ruanda

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