Durch die Rub Al-Khali via Al Hofuf in die Hauptstadt Riad und weiter in den Süden nach Najran und die Berge um Abha
Für die Kurzleser:
22.1. Wir verlassen den Oman und kommen bereits an der Grenze in den Genuss der Saudischen Gastfreundschaft; 23.1. Ein langer Fahrtag bis vor die Tore Al Hofuf – unsere erste Stadt in Saudi; 24.1. Shoppen und SIM-Karte kaufen in Al Hofuf und übernachten beim Judah Thumb; 25.1. Unsere ersten Eindrücke von Riad und die Flucht aus der Wadi Namar; 26.1. Nach einer mittelerholsamen Nacht, erwachen wir im nasskalten Riad und fahren ein bisschen Riad-Sightseeing bevor es zu unserem Übernachtungsplatz dem Camel Trail geht; 27.1. Nach einem kurzen Spaziergang den Camel Trail runter & rauf, fahren wir südlich und nächtigen irgendwo im Nirgendwo; 28.1. Ein langer Fahrtag bis As Sulayyil; 29.1. Wunderschöner Platz in der Rub Al-Khali; 30.1. Via Rub Al-Khali nach Najran – der aufstrebenden Stadt in der Nähe der Grenze zum Jemen. Bei unserem Übernachtungsplatz im Park fühlen wir uns wie Promis; 31.1. Nach dem Besuch des Al Elmara Palastes verlassen wir Najran und fahren über extrem bergige Strassen Richtung Abha, wo unsere Übernachtungsplatz-Suche leicht schief geht; 1.2. Vor der Dämmerung starten wir Richtung Abha, einer Stadt auf über 2’200 Meter über Meer; 2.2. Via Muahyil und Marble Village bis in den Khairah Forest Park in Al Bahah wo wir mit unseren Freunden Valeria & Lukas campen; 3.2. Bevor wir Valeria & Lukas wieder beim nächsten Camp treffen, geht es steil Bergauf & -ab;
Für diejenigen mit etwas mehr Zeit:
Wir stehen noch vor Sonnenaufgang auf. Draussen ist es ordentlich kalt und im Mojito zeigt das Thermometer knappe zehn Grad. Kurz nach acht Uhr sind wir abfahrbereit. Am 22. Januar verlassen wir unser schönes Plätzchen hinter den Dünen und fahren siebzig Kilometer bis zur Grenze. Im Oman benötigen wir gute fünfzehn Minuten um unser Carnet de Passage auszustempeln. Danach geht es mit Mojito zum Drive-thru-Immigration; auch hier geht es schnell. Die zwei Beamten hinter dem Schalter sind sehr freundlich und freuen sich, als wir ihnen von unseren Erlebnissen erzählen und sagen, wie gut uns der Oman gefällt.
Ein paar Kilometer später kommen wir am Grenzposten von Saudi Arabien an. Bei der Immigration werden wir herzlich begrüsst und willkommen geheissen. Wir mussten vorgängig die e-Visen beantragen und so dauern die Formalitäten rund zwanzig Minuten. Eigentlich nur so lange, weil vor uns zwei andere Personen abgefertigt werden. Der Beamte entschuldigt sich für die lange Wartezeit und heisst uns erneut willkommen. Kurz Finger scannen, Foto machen und schon haben wir den Stempel im Pass.
Also fahren wir weiter bis zur Barriere von Customs. Auch hier werden wir herzlich begrüsst und gebeten unser Auto zu parken. Anschliessend sollen wir es uns im Schrankhäuschen auf dem Sofa gemütlich machen. Bevor es losgehen kann, wird Kaffee oder Tee angeboten. Verdutzt entscheiden wir uns dankend für Kaffee. Wir plaudern mit Mohammed, dem netten Grenzbeamten und erhalten unseren Kaffee. Wir fragen ihn, was er für Unterlagen von uns benötigt, worauf er meint, das wir zuerst Frühstücken sollen. Obwohl wir ihm freundlich zu erklären versuchen, dass wir erst gerade ein Sandwich hatten, werden uns zwei Pakete mit Spiegel- und hart gekochtem Ei, Käse und einer Art Bohnensauce übergeben. Dazu gibt es Fladenbrot, Wasser und diverse Säfte. Verdutzt teilen wir uns eine Box. Inzwischen kommen immer mehr Beamte ins Zimmer und heissen uns auf Englisch und Arabisch willkommen. Sie wollen alles über uns und die Reise wissen. Schnell heisst es, dass wir unbedingt zum Mittagessen bleiben sollen und einer der Chefbeamten uns gerne zum Nachtessen einladen möchten. Wir bedanken uns herzlich und versuchen zu erklären, dass wir heute noch ein paar der achthundert Kilometer Strecke bis zur nächsten Stadt fahren möchten.
Irgendwann stösst auch der Chef dazu und möchte ebenfalls alles von uns wissen. Wir trinken einen Tee und werden wieder zum Mittagessen eingeladen. Überwältigt lehnen wir die Einladung erneut dankend ab. Als wir die Überreste unseres Frühstücks wegräumen wollen, werden wir aufgeklärt, dass es hierfür eigens Personal gibt. Ausserdem erhalten wir für unsere Weiterreise eine frische Melone und einen Karton mit vierzig!!! Wasserfläschchen. Statt am Zoll fühlen wir uns eher wie Gäste bei einer Familie🙈🤣.
Wir bekommen Tipps über Saudi Arabien, plaudern viel über Europa, erläutern die Schweizer Traditionsgerichte Raclette & Fondue und rauchen sogar mit den Beamten im Büro Zigaretten. Irgendwann landen wir beim Thema Shisha und erkundigen uns, ob es in Saudi Arabien erlaubt sei, Shisha zu rauchen? Wir hätten erst gerade eine Shisha im Oman gekauft. Logisch sei das erlaubt und wir sollen unsere Shisha auspacken und ins Hauptgebäude kommen, dort gäbe es einen gemütlichen Aufenthaltsraum, wo wir unsere Shisha einweihen können. Doch wir lehnen auch dieses Angebot dankend ab.
Der viele Kaffee und Tee drückt auf die Blase, weshalb wir zur Toilette begleitet werden. Anschliessend ist es wieder Zeit für einen Kaffee. Wir entscheiden uns für einen Americano und einen Cappuccino. Überrascht stellen wir fest, dass es für die Bedienung des Kaffeeautomaten eigens einen Angestellten gibt. Neben den zwei Kaffees drückt uns Mohammed diverse Teebeutel und Zucker in die Hand. Ob wir eine Thermosflasche hätten, dann würde er die mit Kaffee füllen. Aufgrund unseres bisherigen grosszügigen Kaffeekonsum lehnen wir auch dieses Angebot dankend ab.
Als wir aus dem Hauptgebäude kommen, sind die meisten Beamten draussen und bestaunen Mojito. Während ich die Motorhaube öffne, unseren Kompressor vorführe und unser Wohnkonzept erkläre, plaudert Tanja mit dem Chefbeamten. Irgendwann fragt er, ob wir Datteln hätten. Hmm, aktuell nicht, aber das sei auch ganz in Ordnung. Mohammed meint, dass das gar nicht ginge und braust mit seinem Auto davon, während uns der Chefbeamte erklärt, dass die Datteln aus Saudi Arabien die Besten auf der Welt seien – ausser die Irakischen, die seien auch sehr gut.
Kurz darauf kommt Mohammed mit einem riesigen Pack Datteln und einer Box mit Keksen für uns zurück. Ausserdem sollen wir seine Mobilenummer speichern. Falls wir irgendwo ein Problem haben oder in Riad sind, sollen wir ihn unbedingt kontaktieren. Sprachlos, überwältigt und ohne kontrolliert zu werden, fahren wir weiter. Mehr als zweieinhalb Stunden waren wir jetzt bei Customs😱. Was für ein unglaublicher Grenzübergang🤩! Herzlichen Dank, dass wir von euch in Saudi Arabien so fantastisch willkommen geheissen wurden🥰!
Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass wir tatsächlich auf Alkohol an Board verzichtet haben. Saudi Arabien gilt als komplett trockenes Land und die Einfuhr ist strengstens verboten. Zuwiderhandlungen haben angeblich drakonische Strafen zur Folge.
Kurz vor der allerletzten Barriere lösen wir die saudische Versicherung für Mojito und fahren dann zur Schranke. Hier weiss man schon, dass Marsil und Tanja kommen🙈. Wir werden erneut herzlich begrüsst, willkommen geheissen und dürfen dann ins Königreich Saudi Arabien einreisen.
Nicht nur unser vergangenes Erlebnis ist überwältigend, sondern auch die Fahrt durch die Rub Al-Khali (Wüste). Gewaltige Dünen und unglaubliche Dünenformationen erheben sich rund um uns😲. Gegen drei Uhr halten wir Ausschau nach einem geeigneten Nachtlager. Die gewonnene Stunde zwischen Oman und Saudi Arabien, haben wir an der Grenze bei Kaffee & Tee wieder «verloren». Ausserdem bedeutet die neue Zeitzone, dass es jetzt an Stelle von kurz nach sechs Uhr schon gegen fünf Uhr dunkel wird🤓.
Ganz so einfach ist die Platzwahl nicht, denn die Dünen links und rechts sind ordentlich hoch. Irgendwann wechseln wir auf die mehr oder weniger parallel verlaufende alte Strasse und sehen auf unserer Map, dass sich diese in kürze von der Hauptstrasse entfernt. Und hier stehen wir nun; rund dreihundert Meter von der Hauptstrasse entfernt, nicht ganz verborgen, aber ein bisschen sichtgeschützt durch die Dünen. Wir müssen immer wieder schmunzeln und können es kaum fassen, wenn wir an unser heutiges Zollerlebnis zurückdenken🥰.
Heute heisst es Kilometer abspulen! Nach dem Frühstück fahren wir am 23. Januar vor acht Uhr los. Viel zu berichten gibt es leider nicht… Der Tankstellenbesuch ist heute mehr oder weniger das grösste Highlight, denn wenn 42 Liter Diesel unter 10 Franken kosten, schmerzen sogar die vielen Kilometer nicht🤪.
Als wir am Strand in der Nähe zur Grenze Katars ankommen, ist das Wetter trostlos und es regnet leicht. Wir beschliessen spontan weiter Richtung der Stadt Al Hofuf zu fahren. Vor den Toren Al Hofufs entdecken wir interessante Gesteinsformationen, welche aussehen wie riesige Pilze. Glücklicherweise folgt eine verlassene Tankstelle, wo wir die Hauptstrasse verlassen können. Es ist schon nach drei Uhr, und so beschliessen wir bei den Felsen unser Nachtlager zu suchen. Leider liegt derart viel Abfall um die zwei Berge, dass wir unser Camp im Sand, abseits der Felsen, wählen. Sicher nicht unser schönstes Camp, aber gut für eine Nacht. Ausserdem können wir so morgen ausgeruht in Al Hofuf unsere ersten Einkäufe erledigen; eine SIM-Karte muss her, damit wir wieder mit dem Rest der Welt verbunden sind😉.
Vor Einbruch der Dunkelheit picknicken um uns diverse Einheimische. Aus den vorbeifahrenden Autos wird uns zugewunken. Ein Reiter auf seinem Schimmel plaudert mit uns und möchte uns zum Kaffee einladen. Da wir das Dach schon ausgefahren und einen langen Fahrtag hinter uns haben, schlagen wir die Einladung dankend aus. Nach einem Tee verschwinden wir um halb Sechs in unserem Mojito😲. Wir fragen uns allmählich, ob auch ein zu gesunder Lebensstil gesundheitsgefährdend sein kann🤔🙈🤣 und beschliessen, demnächst unsere Shisha auszuprobieren!
Am nächsten Morgen muss ich mich zwingen, nicht vor fünf Uhr aufzustehen. Als ich im Erdgeschoss ankomme, ist es arschkalt. Draussen ist es noch viel kälter; Wind, Nebel und Nieselregen beherrschen den Morgen. Irgendetwas mit «der frühe Vogel fängt den Wurm» ist hier schief gelaufen🤣! Dank unserer Heizung wird es wenigstens Drinnen langsam kuschelig. Um sieben Uhr sind wir abfahrbereit und hoffen, dass das angepeilte Shoppingcenter schon offen hat.
Hat es natürlich nicht🤨! Ausserdem gibt es keine Verkaufsstelle der von uns gewünschten Telefongesellschaft STC. Also füllen wir zuerst Mojitos Tank und fahren weiter zur Lulu-Mall (Anm.d.Red.: Lulu ist eine grosse Supermarktkette analog Carrefour. Die Läden sind meist gross und bieten eine tolle Auswahl an Lebensmittel & Co.). Zuerst kaufen wir die paar wenigen benötigten Dinge ein. Und danach wie immer, viele Dinge, die wir eigentlich nicht bräuchten. Zum Beispiel kaufen wir zwei verschiedene alkoholfreie Bierchen und eine Flasche alkoholfreien Tempranillo🤪.
Zurück bei Mojito werden wir sofort belagert, zeigen unser Zuhause und werden zum Tee eingeladen. Da wir heute noch viel vor haben, schlagen wir das Angebot dankend aus. Zuerst geht es für uns zurück in die Mall um im Starbucks einen Eis-Kaffee zu schlürfen. Nein, wir sind keine neuen Starbucks-Jünger, aber das Internet hier ist schnell🥸. So können wir auf allen Geräten die Updates erledigen und nach der nächsten STC Verkaufsstelle googeln. Erstaunt stellen wir erstaunt fest, dass wir bei unserer vorgängigen physischen Suche offenbar den kleinen STC-Stand übersehen haben. Umso besser für uns! So erledigen wir nach dem Kaffeeschlürfen den SIM-Karteneinkauf🤓.
Weiter geht es zu einer Werkstatt: Mojito’s Klimaanlage ist in der Wüste zum Erliegen gekommen und die Kühlwasserreserve ist auf dem Minimum – beides hoffentlich Kleinigkeiten. Grünes Kühlwasser finden wir bei der Garage unserer Wahl, aber mit Klimaanlagen kennen sie sich leider nicht aus. Dummerweise ist der Klimaanlagen-Spezialist-Nachbar ferienhalber in Indien. Wir fahren noch eine zweite ergoogelte Garage an – jedoch ohne Erfolg🙄.
Wir geben den Task «Klimaanlage» für heute auf und fahren stattdessen zu den Al Qara Mountains in der Stadt. Dummerweise fährt auf der Strecke zu der riesigen Gesteinsformation mitten in Al Hofuf Tanja eine Hexe in den Rücken. An lange Spaziergänge ist für heute nicht mehr zu denken. Vor Ort erfahren wir, dass der Eintritt für uns beide 30 Dollar beträgt. Die Kombination von Tanjas Rückenschmerzen und hohem Eintrittspreis veranlasst uns die sicher imposante Sehenswürdigkeit auszulassen🥺.
Stattdessen fahren wir hundertzwanzig Kilometer bis zur Ortschaft Judah. Etwas ausserhalb finden wir den Judah Thumb; eine imposante Gesteinsformation. Quasi vis-a-vis vom Daumen, neben ebenfalls imposanten Gesteinsformationen, schlagen wir unser Nachtlager auf und testen als erstes die zwei alkoholfreien Bierchen. Wir sind uns einig: Kann man trinken, muss man aber nicht🫣! Wir bleiben inskünftig beim Tee – ist besser, günstiger, produziert keinen Abfall und sogar noch zuckerfrei🤪.
Am 25. Januar fahren wir 250 Kilometer bis in die Hauptstadt Riad. Die Autobahn ist stellenweise mit tiefen Schlaglöchern übersäht und erinnert an die Strassen Sambias. Auch die Fahrweise der Verkehrsteilnehmer kann es hin und wieder mit den afrikanischen Gepflogenheiten aufnehmen🙈🤣.
Riad ist gross, sehr gross, zu gross für unseren Geschmack. Die Strassen sind chaotisch, doch wir müssen heute unsere Klimaanlage reparieren. Aktuell wäre das Problem zwar nicht akut, denn heute ist es so kalt, dass wir auf dem Weg hierhin sogar heizen müssen, aber das kann sich schnell ändern🙄.
Wir stoppen vor einer Garage. Die Garage unseres Vertrauens wäre zwar gute hundert Meter vorher gewesen. Es führt kein Weg zurück, da es sich um eine extrem stark befahrene Einbahnstrasse handelt. Der Chef hier sieht sympathisch aus und so fragen wir ihn, ob er sich mit Klimaanlagen auskennt. Glücklicherweise spricht er minimal Englisch und versteht unser Problem. Wir hoffen, dass es nur der Refill des Klimagases ist, was er prüft und bejaht. Also wird Gas nachgefüllt.
Sein Blick wird zunehmend skeptisch und er begutachtet jetzt ein Teil vor dem Radiator. Erst kürzlich haben wir uns gefragt, ob das Teil zur Klimaanlage gehört. Jetzt haben wir Klarheit; es gehört zur Klimaanlage! Er holt Seifenwasser und spritzt es über das Teil. Dann zeigt er mir die Bläschen. Nicht gut, das weiss auch ich😱. Ich frage ihn, ob er das reparieren kann. Ja, meint er. Nur das Teil müsse ausgetauscht werden.
Glücklicherweise gibt es neben der Garage ein Toyota Ersatzteilhändler. Dummerweise hat er kein solches Teil an Lager. Kein Problem meint unser Garagen-Chef, montiert es aus und gibt seinem Kumpel Anweisungen. Dieser verschwindet mit dem fehlerhaften Teil und kommt wenig später zurück. Das Ding wurde an besagter Stelle geschweisst. Ich nicke freudig zu und der Garagen-Chef baut es wieder ein. Danach wird die Klimaanlage mit Gas gefüllt und alles funktioniert einwandfrei🤩!
Da wir nicht über den Preis gesprochen haben, mache ich mir inzwischen langsam Sorgen über die entstandenen Kosten. Nach getaner Arbeit frage ich nach dem Preis, worauf er meint, er wolle nichts. Wir seien Gäste und es sei seine Verpflichtung zu schauen, dass es uns gut geht. Es ist uns nirgends recht und so fragen wir ihn unzählige Male, was wir ihm geben können. Nichts, meint er. Als Tanja die Brieftasche für ein Trinkgeld zückt, meint er vehement: No Money! So bleibt uns nichts anderes übrig, als uns wieder und wieder zu bedanken und Fotos von der tollen Crew zu machen. Was für ein krasses Erlebnis – herzlichen Dank🥰!
Es regnet schon wieder, und so beschliessen wir einen grossen Camping-Laden aufzusuchen. Unser Camper-Herz schlägt höher als wir ankommen; es ist quasi das Camping Paradies😍! Unglaublich viele schöne Sachen gäbe es zu kaufen. Gäbe, denn leider ist Mojito mehr als gut gefüllt. Wie Hunde, die Essen sehen und nicht rankommen, schlendern wir sabbernde durch die Gänge. Hin und wieder zuckt die Versuchung, aber bis auf eine neue Steinschleuder und einen kleinen Topflappen widerstreben wir der Versuchung🙈🤣!
Planlos und unwissend, ob, respektive welche Sehenswürdigkeiten wir anschauen wollen, fahren wir zum naheliegenden Wadi Namar. Bei dieser Wadi handelt es sich um einen Flusseinschnitt mitten in Riad. Rund um die kleine Staumauer wurde es zu einem wahren Naherholungsparadies ausgebaut. Es gibt eine obere Ebene mit Toilettenanlagen, Kinderspielplätzen und vielen Stellen zum chillen. Auf der unteren Ebene gibt es ebenfalls Toiletten und eine schöne Promenade entlang dem Stausee. Trotz viel Betrieb finden wir die perfekte Stelle unten beim See und Fragen den Herrn der «Wadi Control», ob wir hier nächtigen dürfen? Englisch ist schwierig, aber die Zeichensprache funktioniert. Und so heisst es: No problem, welcome! Wir freuen uns, fahren das Dach aus und stellen die Stühle vor Mojito auf die Promenade.
Schnell erhalten wir Gesellschaft. Die Leute fragen woher wir kommen, wir erhalten diverse Ratschläge bezüglich Sehenswürdigkeiten, eine Dame versorgt uns mit Saudi Kaffee und von drei Leuten wären wir zum Nachtessen eingeladen. Die nette Dame, welche uns Kaffee bringt, trägt einen wunderschönen Farwa (einen saudischen Mantel). Als wir sie fragen, wo wir diesen kaufen können, will sie ihn Tanja schenken. Gerührt über die Geste lehnen wir ab – das können wir nicht annehmen😍.
Unterbrochen wird das bunte Treiben durch starke Regenfälle. Wir ziehen uns in Mojito zurück und hoffen auf Wetterbesserung. Als wir Mojito kurz verlassen, sehen wir ordentlich Wasser den Wadi-Wasserfall runterkommen. Wir fragen uns, ob die das Wasser hochpumpen und es ein tägliches Schauspiel ist🤔?
Irgendwann hören wir laufend Sirenen und eine Lautsprecherdurchsage der Wadi Control. Das Areal leert sich und als ich vor Mojito stehe, fährt die Wadi Control mit Sirene auf mich zu. Der Herr erklärt mir aufgebracht etwas auf arabisch. Auf Englisch versuche ich zu erklären, dass sein Kollege uns erlaubt hat, hier zu nächtigen. Irgendwann höre ich die Worte «Water» & «Go». Als es mir langsam dämmert, hat er sein Fahrzeug schon verlassen und holt Hilfe. Der herbeigeeilte Herr erklärt mir auf englisch, dass das Wadi geschlossen sei und wir aus Sicherheitsgründen sofort gehen müssen. Es bestünde die Gefahr einer Sturzflut. Ich frage ihn, ob wir oberhalb stehen dürfen, was uns erlaubt wird. Und so packen wir im Eiltempo zusammen und stellen fest, dass es inzwischen noch mehr Wasserfälle von den seitlichen Felswänden gibt und es wohl ein nicht alltägliches Naturspektakel ist😉.
Wir verlassen die Wadi fast als Letzte. Bei der Einfahrt ist die Wadi tatsächlich durch eine andere Wadi Control gesperrt. Also suchen wir uns einen sicheren Platz auf den Felsen und blicken reumütig runter. Irgendwie war es dort unten viel schöner😩. Am Abend erhalten wir Besuch von Suleiman, einem jungen Saudi, welcher uns via telefonischer Zuschaltung seiner englisch sprechenden Freundin interviewt. Anschliessend werden wir noch einmal von einem vorbeilaufen Paar zum Nachtessen eingeladen. Erfreut von der edlen Geste verweisen wir auf unsere leere Pfanne und lehnen auch dieses Angebot ab🥰.
Die Nacht ist weniger erfreulich. Während Donner und der prasselnde Regen angenehm sind, wird die Sackgasse an der wir stehen offenbar für Renn- und Lautsprecherproben genutzt. Die ganze Nacht herrscht Hochbetrieb🙈🤣.
Unser Plan zur «Edge of the World» zu fahren, fällt wortwörtlich ins Wasser (Anm.d.Red.: Bei Ede of the World handelt es sich um eine Sehenswürdigkeit, wo das obere Plateau hunderte Meter senkrecht auf das untere Plateau abfällt). Einerseits soll die Piste dort hoch sehr steinig und bei Regen rutschig sein, anderseits ist es bei diesen Wetterverhältnissen schlicht und einfach sinnlos. Also fahren wir in den crazy Stadtverkehr. Von links, rechts, vorne, hinten und manchmal sogar von der Seite, fahren die Lenker wie bei Super-Mario-Cart umher. Blinken tut keiner, Verkehrsregeln werden überbewertet und so erstaunt es wenig, dass viele Autos um eine Unfalllänge kürzer sind oder die Seite deutliche Dellen aufweisen😱.
Wir geniessen das Stadtleben, suchen Farwas (arabische Mäntel), trinken im Gartenrestaurant Saudi-Kaffee und schauen uns ein wenig um. Die Suche nach Farwas endet erfolglos. Schöne Mäntel gäbe es viele – sowohl für Tanja wie für mich, aber die Dinger sind einfach riiiiesig und nehmen viel Platz weg. Als wir einen Shop verlassen, schenkt uns der Ladenbesitzer noch je ein kleines Fläschchen Parfüm. Unglaublich, nichts kaufen und dennoch beschenkt werden🫣!
Schlussendlich verlassen wir Riad und fahren zum Camel Trail – einer eindrücklichen Felsklippe analog «Edge oft he World», wo wir unser Nachtlager aufschlagen. Obwohl die Erholungszone recht neu gemacht scheint und es Abfallkübel gäbe, ist das Areal leider massiv zugemüllt – ein trauriger Anblick🥺. Das nasskalte graue Wetter schränkt auch das traumhafte Szenario ein. Bei schönem Wetter würden die Felsen in verschiedenen Goldtönen leuchten.
Ach ja: Kurz bevor wir Riad verlassen, bremst vor uns ein Mercedes auf dem Pannenstreifen. Als wir an ihm vorbeifahren, gibt er wieder Vollgas und fährt auf unserer Höhe mit. Einmal mehr werden wir gefilmt (das passiert hier sehr oft🤩). Danach fährt er vor uns, stellt die Warnblinker und fährt ab. Gleichzeitig gehen die Fenster auf und er winkt uns, dass wir ihm folgen sollen. Wir winken zurück und fahren auf der Autobahn weiter. Auf der Parallelstrasse holt er uns wieder auf und gibt uns zu verstehen, dass wir ihm folgen und bei ihm essen sollen. Wir winken ab und nehmen uns vor, bald eines der Angebote anzunehmen😉.
Sanft wurden wir die ganze Nacht im Mojito durchgeschüttelt. Dank dem Wind haben wir wie Babys geschlafen😍. Am Morgen des 27. Januar laufen wir den ersten Teil des Camel Trails runter. Leider hat die Hexe Tanjas Rücken wieder einmal arg getroffen, sodass wir beim ersten kleinen Plateau stoppen und umdrehen😲. Beim Camel Trail handelt es sich tatsächlich um die alte Handelsstrasse nach Riad. Eindrücklich schlängelt sich der Weg entlang dem Felsen ins Tal. Leider ist auch dieser Weg vom Müll gezeichnet🥺.
Heute wird hier sicher Hochbetrieb werden, denn es ist Freitag und das Wetter zeigt sich gnädiger; die ersten drei Autos sind sogar schon angekommen. Für uns geht die Reise weiter. Wir fahren zur «Red Sand Dune». Die Düne ist imposant und ein beliebtes Naherholungsgebiet von Riad. Dutzende Zelte und hunderte von Buggys stehen unter der Düne und warten auf Kundschaft. Heute wird es hier wohl ordentlich zur Sache gehen. Uns zieht es weiter…
Der nächste Stopp machen wir beim «Jabal Baloom», ebenfalls einem potenziellen Platz für die Nacht. Obwohl der Berg abgelegen liegt, ist der «Jabal Baloom» offensichtlich ein präferiertes Ausflugsziel. Die obere Ebene ist mit Plastikflaschen, Einweggeschirr und sogar einigermassen frischem Reis im Take-Away-Gefäss zugemüllt😤.
Wir fahren weiter und stoppen gegen halb Drei irgendwo im Nirgendwo. Hinter ein paar Hügel im Sand finden wir unser Camp. Obwohl wir perfekt sichtgeschützt sind, erhalten wir im Nu Besuch🙈🤣. Ein Farmer mit Anhang; wenn wir es richtig entziffern können handelt es sich um seine Mutter, zwei weitere Damen, welche entweder seine Frauen oder Schwestern sind und zwei Kinder. Sie freuen sich riesig, dass wir hier sind, begutachten Mojito und wollen, dass wir sofort mitkommen um auf ihrer Farm zu stehen, Kaffee & Tee trinken und mit ihnen Nachtessen.
Unser Plan ist jedoch endlich wieder einmal zu duschen. Man darf es kaum schreiben, denn es ist sogar die erste Dusche in Saudi Arabien🙈. Um die Leserschaft nicht zu vergraulen: Wir betreiben selbstverständlich Körperhygiene, einfach eingeschränkter und ohne tägliche Dusche. Dafür sei angemerkt: Es ist ein Traum, wenn wir wieder einmal unser warmes Wasser fliessen lassen🤩🥰. Zurück zur Einladung. Die Dusche ist nicht der Hauptgrund, denn wahrscheinlich hätten wir auch sofort dort duschen können. Aber wir sind vorgewarnt, dass sich eine solche Einladung über Stunden hinwegzieht, was für Tanjas schmerzenden Rücken aktuell nicht die beste Therapie wäre😢. Ja, leider ist die Hexe im Rücken noch da😤.
Am 28. Januar steht uns ein langer Fahrtag bevor. Wir fahren vierhundert Kilometer bis As Sulayyil. Endlose Sand- und Steinwüsten, viele Kamele, den 70’000er Kilometerstand, ein paar Ortschaften, ein kurzer Einkaufs- und Tankstopp in Layla sind die Highlight des Tages. Immerhin haben einige Ortschaften viel Unterhaltungswert. Nach hundert Kilometer Wüstenstrasse werden die Spuren durch eine aufwendig bepflanzte Mittelabsperrung getrennt. Auf jeder Seite führen zwei Spuren zu einem ebenfalls zweispurigen Kreisel. Das alleine wirkt bei null Verkehr schon grotesk😱. Noch krasser sind aber die hunderte, wenn nicht tausende von Parkplätzen auf beiden Seiten. Wir fragen uns, was wohl die Pläne für diese derzeit kleinen Dörfer sind🤔?
In As Sulayyil füllen wir bei einer Moschee unsere Wasservorräte auf und entscheiden uns hier zu nächtigen. Am Rande des Salil Parks stellen wir Mojito ab, geniessen erstmals wieder Sonnenstrahlen, kosten von unserem Tempranillo-Wein und knüpfen schnell neue Kontakte🤓. Zum Wein: Der ist natürlich alkoholfrei und schmeckt wie hochwertigen Traubensaft🤔.
Nach dem Frühstück fahren wir weiter Richtung Najran. Neben uns liegen erneut die endlosen Weiten der Rub Al-Khali. Die imposanten Dünen- und Felsformationen faszinieren uns immer wieder von Neuem. Als wir ein offenes Tor im Zaun entdecken, verlassen wir die langweilige gepflasterte Strasse – nichts wie rein in die Wüste🤩! Wir düsen durch den Sand und beschliessen zehn Kilometer später, hinter einem schönen Felsen unser Camp aufzuschlagen. Glücklicherweise ist es auch wärmer als noch die Tage zuvor☺️.
Der Teppich wird ausgelegt und endlich feiert die Shisha Premiere🤩! Kurz vor Sonnenuntergang gibt’s einen ausgedehnten Dünenspaziergang. Als wir ein paar hundert Meter von Mojito entfernt sind, schauen wir uns an und stellen fest, wie viel Vertrauen wir in Saudi Arabien haben. Die Türen von Mojito sind nicht verriegelt und unsere Heckklappe steht sperrangelweit offen. Ausser Tanjas Mobile liegt alles in unsrem Zuhause auf dem Präsentierteller – in Afrika wäre das undenkbar gewesen😱. Hier laufen wir weiter, bis Mojito ausser Sichtweite ist🙈🤣. Belohnt werden wir neben unglaublichen Aussichten auf die Wüste auch mit interessanten Petroglyphen (quasi Inschriften/Gravuren in den Felsen).
Am 30. Januar fahren wir weiter durch die Rub Al-Khali bis wir in der Nähe von Bir Hima die Wüste verlassen. Bir Hima ist Weltkulturerbe und Ausgangs- oder Mittelpunkt für besondere Gesteinsformationen mit unzähligen Petroglyphen. Die normale Strasse ist uns heute zu langweilig, also fahren wir auf der anderen Seite der gepflasterten Strasse wieder in die Wüste und nehmen so die «Abkürzung» bis zur Autobahn. Kurze Zeit später kommen wir in Najran an. Najran (oder Nadschran) liegt in der Nähe der jemenitischen Grenze und verfügt über eine besondere Vergangenheit als wichtiges Handelszentrum. Zudem gilt Najran als eine der ältesten kulturellen Städte weltweit. Heute zählt die Stadt zu einer der am schnellsten wachsenden Städte Saudi Arabiens.
Nach einem Abstecher um Lebensmittel aufzustocken, besuchen wir das nigelnagelneue Besucherzentrum und die archäologische Städte Al-Ukhdud. Auf dem Weg durch die Stadt hupen und winken uns andere Autofahrer zu. Laufend werden wir aus vorbeifahrenden Autos gefilmt. Hin und wieder geht es soweit, dass vor uns Autos auf der dreispurigen Strasse irgendwo halten, damit wir vorbeifahren und sie uns filmen können. Es kann auch passieren, dass wir von links von einer filmenden Person im Auto abgedrängt werden. Noch spezieller ist es, wenn plötzlich rechts einer auf dem Pannenstreifen überholt, dann vor uns reinfährt, sofort wieder bremst, um uns auch wirklich von allen Seiten filmen zu können – faszinierend, aber nicht immer ganz ungefährlich🙈🤣.
Glücklicherweise unfallfrei, kommen wir im Besucherzentrum von Al-Ukhdud an und werden freundlich empfangen, lesen uns durchs neue Informationszentrum und besuchen anschliessend das riesige Areal. Inzwischen sind zwar Wege angelegt, dennoch ist das ganze Gelände vollumfänglich zugänglich und gewisse Artefakte liegen einfach offen rum. Wir staunen und hoffen, dass die zukünftigen Besucher dies zu schätzen wissen und nichts kaputt machen oder entwenden🙄. Wir verbringen deutlich mehr Zeit hier als geplant. Einerseits, weil das Gelände riesig ist und anderseits, weil wir oft angesprochen und willkommen geheissen werden. Alle möchten wissen woher wir kommen, wie uns Saudi Arabien gefällt und natürlich gehören gemeinsame Fotos immer dazu. Ausserdem erhalten wir unzählige Tipps für Saudi Arabien😍.
Als wir wieder losfahren können, ist es schon drei Uhr – tönt früh, ist es aber nicht, wenn die Sonne schon vor sechs untergeht. Immerhin wieder knapp vor sechs. Vor ein paar Tagen war es noch knapp nach fünf Uhr😱. Ausserdem ist es hier in Najran tagsüber heiss und am Abend angenehm warm.
Aber zurück zum Wesentlichen: Wir entscheiden die Najran-Besichtigungstour morgen fortzusetzten und im King Fahd Park unser Camp für die Nacht zu suchen. Wir parken auf einem Parkplatz im Park und fragen den Parkwächter, ob wir hier übernachten dürfen. Er hat nichts einzuwenden, also klappen wir unser Dach hoch und geniessen einen Kaffee auf unseren Campingstühlen vor Mojito. Etwa drei Prozent der Parkbesucher ignorieren uns. Die restlichen Hupen und winken beim Vorbeifahren, heissen uns freundlich in Najran willkommen, wollen alles von uns wissen, schauen sich Mojito an und machen Fotos von und/oder mit uns.
Mohammed, ein junger Saudi, stoppt unmittelbar nach unserer Ankunft und schaut sich Mojito an. Danach fährt er weg und kommt kurze Zeit später mit seiner Mutter zurück. Dann übergibt er uns unzählige Geschenke in Form von Schalen, einem Mörser und zwei stählernen Boxen sowie zwei Kettchen. Anschliessend gibt es Saudischen Kaffee und Datteln. Schlussendlich werden wir unzählige Male zu ihnen nach Hause eingeladen. Sogar sein englisch sprechender Vater wird via Telefon dazugeschaltet, um die Einladung zu verdeutlichen. Wir lehnen dankend ab, da wir heute zu erschöpft sind.
Es geht jedoch weiter so. Wir kommen uns vor wie saudische Promis und werden insgesamt weitere vier Mal zum Nachtessen eingeladen🥰🙈🤣.
Kurz nachdem wir mit unserem Morgen-Kaffee Mojito verlassen, kommen wir mit anderen Parkbesuchern ins Gespräch. Es dauert nicht lange, bis wir zum Frühstück eingeladen wären. Unser Plan ist jedoch: Wasser tanken & den Palast «Al Elmara» besuchen.
Kurze Zeit später erreichen wir den Al Elmara Palast. Wir tragen uns in der bereit liegenden Liste ein und bewundern das alte Bauwerk aus dem Jahre 1300. Viele Sachen sind leider nur in Arabisch beschriftet. Wir lernen zwar seit drei Tagen die Sprache, aber die acht Wörtern pro Tag helfen uns hier nicht wirklich weiter🤪. Ausserdem sind wir schon mächtig stolz auf uns, wenn wir die Wörter so aussprechen können, dass unser Gegenüber sie versteht. Die Schrift wäre noch einmal ein ganz anderes Kapitel🙈🤣!
Nach der Kultursession schlendern wir durch den benachbarten Souq. Wir geniessen die ruhige Stimmung und, dass wir nicht überall angesprochen und in die Shops gezogen werden. Beim Farwa (Reminder: Saudische Mäntel) bleiben wir wieder hängen. Nicht zuletzt weil mir die lokalen Dolche im Shop extrem gut gefallen. Dummerweise, oder aus Tanjas Sicht glücklicherweise, gibt es die Dolche nur im grossen Geschenkset zu kaufen😱.
Danach fahren wir auf bergigen Umwegen Richtung der nächsten grösseren Stadt Abha. Die Strecke ist unglaublich: Es geht rauf und runter… …und das extrem lange und extrem steil! Um unsere Bremsen zu schonen, fahren wir bergab meist im ersten Gang. Hin und wieder staunen wir ab den Fahrkünsten der lokalen Bevölkerung – es dünkt uns, dass die Strassen ein rechtsfreier Raum sind🙈🤣. Hin und wieder werden wir auch gestoppt, um auf offener Strasse zum Essen eingeladen zu werden – für uns immer wieder unglaublich!
Dummerweise ist es schon spät und wir wollen dringend einen Nachtplatz suchen. So ganz einfach wird dieses Unterfangen nicht. Obwohl wir in den Bergen sind, folgt ein Haus aufs andere. Gegen vier Uhr versuchen wir unser Glück in einer Wadi. Der Weg rein ist eng und spektakulär. Dummerweise hat es Wolken am Himmel. Ein Wolkenbruch wäre in einer so engen Schlucht fatal. Der Entscheid, ob wir bleiben wollen, wird uns genommen als wir erfahren, dass die Wadi um 18:30 Uhr geschlossen wird. Also fahren wir weiter und weiter, prüfen viele Orte und landen meist in Sackgassen. Kurz vor Dunkelheit entdecken wir ein Plateau, fahren hoch und stehen kurz später auf der Baustelle der neuen Autobahn.
Die Arbeiter sind weg, es wird dunkel, also entscheiden wir uns für eine Ecke hinter einem grossen Kieshaufen. Wir sind uns bewusst, dass es hier früh losgehen könnte, nicht jedoch, dass hier auch in der Nacht Vorbereitungen für die Arbeit am Tage getroffen werden😱.
Um neun Uhr nachts kommt aus der Ferne ein Fahrzeug auf die Baustelle zugefahren. Aufgrund der zwei blauen Lichter auf dem Dach erwarten wir die Polizei, welche uns von hier wegschickt. Doch schlussendlich entpuppt es sich als ein Laster.
Da wir etwas versteckt stehen, sieht er uns in der Nacht nicht und fährt an uns vorbei. Rund dreihundert Meter später stoppt er bei den geparkten Baustellenfahrzeugen und veranstaltet einen unglaublichen Lärm. Bis heute wissen wir nicht, was genau gemacht wurde. Was wir heute jedoch wissen: Er wiederholt dieses Ritual alle ein bis eineinhalb Stunden🙈🤣. Zwischendurch gibt der Nachbarshund an, worauf andere Hunde einstimmen. Manchmal lösen sich aus dem Geröllhaufen hinter uns Sand und Steine, was so ein lustiges bedrohliches Geräusch gibt. Gut & erholsam Schlafen sieht anders aus🙈🤣.
Und so kommt es, dass wir am 1. Februar schon vor fünf Uhr wach sind und draussen Kaffee trinken. Bevor die Arbeiten beginnen, fahren wir vor Sonnenaufgang los Richtung Abha. Nach ein paar Kilometern auf der Hauptstrasse, passieren wir an einem riesigen Picknick-Park – schade, sind wir gestern nicht noch ein bisschen weiter gefahren🤔.
Anschliessend geht es in der Morgendämmerung direkt nach Abha. Die Stadt liegt auf über 2’200 Meter Höhe. Wir erledigen unsere Einkäufe und wollen zuerst in einen Park. Dieser hat leider noch geschlossen, weshalb wir zu einem bekannten Stadtviertel fahren. Beim Schlendern durchs Quartier werden wir von einem Franzosen angesprochen. Er sei mit dem Fahrrad von Jordanien unterwegs gewesen und seit Tagen würde er von einer Polizeieskorte begleitet werden. Er glaube, dass er auch sonst permanent von Leuten auf der Strasse und aus den stehenden Autos beobachtet werde, weshalb er seine Reise eine Woche früher stoppe und heute nach Hause fliege. Es tönt alles etwas wirr🤔.
Als wir im Garten eines Kaffees sitzen und ein junger Herr vor uns Platz nimmt, scherzen wir, dass er sicher keinen Kaffee möchte, sondern uns nur folgt🙈🤣. Also sagen wir Tschüss Abha und fahren weiter die Berge hoch bis über 3’000 Meter über Meer, um kurz darauf eine unglaublich steile und kurvige Strasse im ersten Gang wieder runterzufahren. Etwa in der Mitte der Strecke treffen wir auf Valeria & Lukas alias The Travely.
Wir quatschen lange, sehr lange, werden hin und wieder von anderen Leuten angesprochen und als wir den Rest der Strecke ins Tal in Angriff nehmen, ist es schon nach zwei Uhr. Also beschliessen wir, heute etwas früher mit der Suche nach einem geeigneten Nachtplatz zu beginnen. Wir fahren irgendwo links ab in eine Region, welche auf Google etwas nach Wandergebiet aussieht. Acht Kilometer später fahren wir in eine Wadi. Es wäre sehr schön hier, aber die Wadi ist eng und über uns hat es viele Wolken. Schlussendlich parken wir auf einem Plateau ausserhalb der Wadi.
Gegen Abend schreiben uns Valeria & Lukas, dass sie soeben Besuch von der Polizei, respektive vom Geheimdienst erhalten haben. Die seien um ihre und unsere Sicherheit besorgt und wollen unbedingt wissen, wo wir sind. Ausserdem würden sie ab sofort bewacht. Wir verstehen die Welt nicht mehr und denken plötzlich an unseren heutigen Kontakt mit dem Franzosen. Was genau ist hier los? Saudi Arabien ist doch ein sicheres Reiseland, wieso müssen wir bewacht werden? Da unser Aufenthaltsort unbekannt ist, verbringen wir eine ruhige Nacht, während unsere neuen Freunde tatsächlich die ganze Nacht bewacht werden😱.
Gespannt wie ein Pfeilbogen, fahren wir am 2. Februar zurück auf die Hauptstrasse. Erhalten wir heute auch eine Eskorte? Wir beobachten die Fahrzeuge hinter uns; können aber nichts verdächtiges entdecken. Bei einem Stopp in Muhayil erleben wir wieder die Saudische Gastfreundschaft. Als wir vor einem Geschäft die Ladenöffnungszeiten studieren, bringt uns ein Geschäftsmann aus Muhayil zwei Kaffees von der Kaffeebar nebenan. Solche Erlebnisse sind für uns immer wieder unglaublich🥰!
Als wir beim «Dhee Ain Marble Village» – einer historischen Stadt – ankommen, steht da das Fahrzeug von Valeria & Lukas. Nach dem kurzen Besuch im Informationszentrum gehen wir hoch ins alte Dorf und treffen auf die Beiden. Sie erzählen uns, dass ihnen bis hierhin diverse Fahrzeuge gefolgt sind. Ob sie beschützt werden, oder ob es einen anderen Grund gibt, wissen wir immer noch nicht. Wir verabreden uns für den Abend im Khairah Forest Park in Al Bahah, um gemeinsam zu campen.
Von weit oben können wir uns ein Schmunzeln nicht verkneifen, als die beiden losfahren. In James-Bond-Manier starten sofort zwei andere Fahrzeuge nehmen die Verfolgung auf. Nach der Besichtigung der imposante Siedlung sind wir an der Reihe. Als wir in Mojito steigen, kommt ein weisser Toyota Landcruiser angefahren und bleibt in der Einfahrt stehen. Als wir den Motor starten, fährt er um den Parkplatz rum und positioniert sich hinter uns. Kurz nach dem Start biegen wir in eine Seitenstrasse ein um von hier ein Foto der historischen Überbauung zu machen. Unser Begleiter fährt an uns vorbei um uns kurz nachdem wir wieder losgefahren sind, vorbeizulassen. Komischerweise folgt uns aber ab der Hauptstrasse niemand mehr🤔.
Im Park angekommen, empfangen uns Valeria & Lukas und erzählen uns von der spannenden Weiterfahrt mit Begleitung. Beim Lagerfeuer analysieren wir die Situation weiter und geniessen einen schönen Abend😍.
Am 3. Februar werden wir um 5:50 Uhr geweckt! Unsere Security dreht die erste Runde auf dem Kiesplatz und fährt knapp an unseren Fahrzeugen vorbei. Danach positionieren sie sich in etwa hundertfünfzig Meter Entfernung hinter einem Busch.
Beim Morgenkaffe beschliessen wir vier, uns am abendlichen Zielort wieder zu treffen. Wir fahren zuerst los. Als wir am Pickup vorbeikommen, winke ich den beiden Herren. Sie winken zurück und folgen uns. Da wir uns nicht mehr ganz sicher sich, wo der Weg aus dem Park führt, stoppen wir kurz beim grossen Kreisverkehr. Der Pickup fährt an uns vorbei. Dann fahren wir einmal zu oft gerade aus und umrunden so den Park, bevor wir die Ausfahrt finden. Wir staunen, dass uns kein Auto folgt.
Der Rest unseres Fahrtages verläuft mit intensiver Beobachtung, wer uns folgt. Lange passiert nichts, respektive überholen uns alle Fahrzeuge mit hohem Tempo und ziehen schnell davon. Irgendwann bleibt jedoch ein Auto hinter uns. Nach einer Kurve machen wir neben der Strasse eine kurze Pause. Als wir auf die Strasse zurückkehren, steht einige hundert Meter vor uns am Strassenrand das Fahrzeug. Komisch ist, dass der Mann mit einer Leuchtweste daneben steht und mit Strassenarbeitern diskutiert. Noch komischer ist, dass er sofort ins Auto steigt, als wir vorbeifahren. Kurze Zeit später ist er wieder hinter uns und ich drossle das Tempo auf 40 Stundenkilometer. Er überholt nicht, sondern behält den Abstand. Einen Kilometer später macht er einen U-Turn. Drei Minuten später kommt er wieder in hohem Tempo angefahren und fährt mit fünfhundert Meter Abstand hinter uns her. Kurz vom dem Polizei-Checkpoint macht er erneut einen U-Turn und ist weg. Sehr suspekt, aber da er nicht wieder kommt, wird er wohl «nur» ein Strassenarbeiter gewesen sein. Den Rest der Fahrt sind wir alleine – glauben es zumindest, respektive fällt uns trotz intensivster Beobachtung nichts Auffälliges auf🙈🤣.
Anders ergeht es Valeria & Lukas. Den beiden folgt der Pickup von heute Morgen auf der Strasse, zur Tankstelle, zum Einkaufen, bis er nach vierzig Kilometer Fahrstrecke plötzlich verschwindet😱. Und somit sind wir am Abend alleine auf unserem Platz auf dem Berg – glauben wir zumindest🤪. Wir geniessen den Sonnenuntergang, das Lagerfeuer, versuchen Raclette zu machen mit irgendwelchem gekauften Käse und quatschen bis spät in die Abendstunden🤩.
Anmerkung: Wie wir nachgelesen haben, wird auf der Webseite des eidgenössischen Departementes für auswärtige Angelegenheiten auf terroristische Risiken um Abha hingewiesen. Somit dienten die Eskorten wohl zu unserem Schutz.