Von Park zu Park
Für die Kurzleser:
17. – 23.3. Ghanzi länger als erwartet; 23.3. Aufbruch nach Kang; 24.3. Aufbruch Richtung Kgalagadi Transfrontier Park und die erste Nacht in der Salzpfanne; 25.3. Die ersten Löwen von Botswana; 26. – 29.3. Mehr Besucher im Kgalagadi Transfrontier Park als erwartet; 29.3. Kang again; 30.3. – 2.4. Wiedersehen auf Palm Afrique in Ghanzi; 2. -6.4. Central Kalahari Game Reserve; 6. – 9.4. Camping und Einkäufe in Letlhakana; 9.4. Auf nach Kubu Island (Makgadikgadi Pan); ab 10.4. Wir bleiben auf Kubu Island
Für diejenigen mit etwas mehr Zeit:
17. – 23. März 2021: Der letzte Blog endete am Samstag, 21. März mit «und jetzt gönnen wir uns zuerst ein Samstag-Bierchen an der Bar». Und ja, so war es auch; wir gehen spazieren und wollen später an die Bar. Bevor wir loslaufen, entdecken wir einen weniger netten blinden Passagier. Die gut fünf Zentimeter grosse Spinne hat es sich unter unserem Bett bequem gemacht. Behutsam wird sie nach draussen bugsiert – danach geht’s los…
Beim Spazieren treffen wir auf ein Game-Drive-Fahrzeug; Bertie (der Eigentümer) mit Gefolgschaft. Wir sollen aufspringen, damit sie uns die Giraffen zeigen können. Schwupsdiwups sitzen wir auf dem Fahrzeug und cruisen durch den Busch. Bertie’s Tochter Bernise erzählt uns, dass sie und ihre Brüder nach eineinhalb Jahren wieder einmal von Südafrika nach Botswana gekommen sind, um die Eltern zu besuchen. Wir kriegen eine kleine Flasche Wasser in die Hand gedrückt und trinken je ein Schluck. Sofort wird die fehlende Flüssigkeit mit Whisky aufgefüllt. So fängt der Abend an… Danach sitzen wir mit der ganzen Familie; Bertie & Sonja, den Kindern Bernise, Etienne, Luis (inkl. Frau) sowie den Freunden Tiam und Adam um’s Lagerfeuer und trinken Bier, Tequilla, Bier, Jägermeister, Bier und den von Bertie zubereiteten Willkommensdrink (60% Strohrum mit Absinth)…
…irgendwann gehen wir irgendwie schlafen.
Der nächste Tag ist unspektakulär. Ausser, dass wir am Abend von Adam und Tiam abgeholt werden. Wir fahren mit dem Golfwagen der Besitzer zur Aussichtsplattform wo uns Etienne und Luis erwarten. Die anderen sind schon beim Packen, da es für sie um 03:00 Uhr wieder zurück nach Südafrika geht. Nach ein paar Shots kommen Etienne und Luis mit zu unserem Camp, wo wir den Abend feiern. Dummerweise ist tagsüber zum ersten und einzigen Mal noch ein weiterer Camper – ein botswanischer Fotograf – eingetroffen. Gegen 23:00 Uhr findet er unsere lautstarke Konversation weniger lustig und meldet sich schreiend zu Wort. Tiam teilt ordentlich aus und wir erfahren am nächsten Morgen, dass der Gast unsere Privatparty komischerweise weniger lustig fand. Wir fühlen uns nicht im Stande zu fahren und bleiben noch eine Nacht.
Am 23. März gehen wir in Ghanzi einkaufen und brechen auf Richtung Kang. Beim Einkaufen gibt’s es Parallelen zu Namibia: Süssgetränke sind wichtiger als Wasser; Sprudelwasser suchen wir vergebens. Frisches Fleisch und Würste sind Mangelware, obwohl wir uns im Viehzucht-Mekka befinden. So kaufen wir primär Gemüse ein.
In Kang werden wir von strömendem Regen begrüsst und verbringen die Nacht auf dem Kang Ultra Stop, einer Tankstelle mit Campingplatz. Der Platz ist weitgehend unter Wasser aber dennoch ganz in Ordnung. Schlussendlich ist dieser Stopp auch mehr Mittel zum Zweck.
Weiter Richtung Kgalagadi Transfrontier Park geht es am 24. März. Bevor wir auf die unbefestigte Strasse einbiegen, nutzen wir Hukuntsi für Einkäufe von Frischwaren – das Angebot ist erstaunlich gut. Anschliessend fahren wir nach Zutshwa und kaufen den Permit für die Fahrt durch das Konzessionsgebiet der Einheimischen. Wir haben eigentlich zwei Nächte geplant. Auf Rat eines älteren schwarzen Herrn zahlen wir nur für eine Nacht. Angeblich soll die erste Pfanne nicht sehenswert sein, weshalb wir sofort zur Kaa Pan weiterfahren sollen.
Formular ausfüllen, zahlen und los geht’s. Gegen 14:00 Uhr kommen wir bei der ersten Pfanne, der Name Pan an und siehe da; auf der Pan wimmelt es nur so von Gnus, Springböcken und Oryxen (sofern dies die Mehrzahl von Oryx ist). Wir bleiben und geniessen den Nachmittag. In der Nacht hören wir Schakale jaulen und die Springböcke grunzen in nächster Nähe;-).
Die Natur bestimmt jetzt unseren Tagesrhythmus. Sonnenuntergang ist gegen sieben Uhr. So gehen wir früh ins Bett und werden um sechs Uhr von den ersten Sonnenstrahlen geweckt. Nach dem Frühstück geht es weitere 40 Kilometer durch den Busch bis zur Kaa Pan. Bei der Ankunft bietet sich uns ein sensationelles Bild: Hunderte Oryxe, Gnus und Springböcke besiedeln die Pfanne. Der ausgeschilderte Campground scheint hingegen weniger besucht worden zu sein, was uns egal ist, denn es hat sowieso keinerlei Annehmlichkeiten wie Toiletten, Duschen oder Wasser;-).
Gemäss iOverlander wurden hier schon viele Löwen gesichtet. Nachdem wir Stühle und Tisch ausgepackt haben, fahren wir noch einmal näher zur Pfanne und siehe da; plötzlich sehen wir zwei paar Ohren unter einem Baum. Wir bleiben stehen und entdecken unweit nebenan noch drei weitere Löwendamen. Als wir wieder beim Camp sind, realisieren wir, dass sich die Löwen genau zwischen unserem Camp und der Pfanne befinden und somit nur gerade einmal gute 150 Meter von uns entfernt liegen. Wir grillieren früh und begeben uns kurz vor Dämmerung auf unser Dach, um den Sonnenuntergang bei einem Gin Tonic zu geniessen. Die fünf Löwen haben sich inzwischen auf der Strasse am Rande der Pfanne versammelt. Als die Anführerin losgeht, brüllt sie. Kurz darauf stimmen zuerst die vier Anderen ein und plötzlich röhrt es unweit hinter Mojito aus dem Busch. Hoppla, da sind wohl noch ein paar Löwen mehr in unserer Nähe;-)!
Die Nacht ist erfüllt mit Löwengebrüll – mal unmittelbar nahe, mal einige hundert Meter entfernt. Jedes Mal, wenn einer anfängt zu brüllen, stimmen von allen Seiten Löwen ein. Gepinkelt wird in dieser Nacht auf alle Fälle nur in die Pinkelfalsche;-).
Nach einer eindrücklichen Nacht stehen wir wieder mit den ersten Sonnenstrahlen auf und wagen uns wieder raus. Als wir Richtung Pfanne blicken, trauen wir unseren Augen kaum; vier Löwen rennen über die Pfanne, sechs weitere sitzen neben der Pfanne und immer mehr gesellen sich dazu. Schlussendlich zotteln zwölf Löwen der Pfanne entlang – glücklicherweise in die andere Richtung als sich unser Camp befindet. Mittendrin als nur dabei, wäre wohl ein treffender Begriff!
Nachfolgend: Video mit Löwengebrüll – Sound auf volle Lautstärke!
Nach diesem Spektakel geht es zum Kaa Gate (Nord-Eingang) des Kgalagadi Transfrontier Park. Wir erklären dem Wächter, dass wir keine Buchung haben, jedoch wissen, wo wir gerne hinmöchten. Er telefoniert der Zentrale und siehe da, alle Camps sind bereits «ausgebucht». Ein bisschen einschleimen und schon lässt uns der junge Herr ohne Buchung in den Park. Wir sollen einfach unseren Platz suchen und bei der Ausfahrt bezahlen – machen wir! Normalerweise kommt man nur mit einer gültigen Buchung in die Parks aber in Zeiten von Corona werden viele Buchungen nicht wahrgenommen. Unser Glück, denn gewisse Camps sind bis zu zwölf Monate im Voraus ausgebucht – nix mit flexibel reisen und noch spontan eine Nacht anhängen…
Also fahren wir noch am 26. März vom Kaa Gate Richtung südafrikanischer Grenze. Unser erstes Camp heisst Polentswa, ist rund 120 Kilometer vom Gate entfernt und soll über eine tolle Aussicht verfügen. Als wir ankommen sind jedoch alle drei Campsites besetzt – ob gebucht oder einfach eingenommen, wissen wir nicht und macht auch keinen Unterschied. Wir fahren etwas weiter und campieren quasi wild auf dem Overflow-Campground. Einmal in der Nacht vernehmen wir von weitweitweit weg Löwengebrüll – ansonsten ist die Nacht unspektakulär.
Am nächsten Morgen brechen wir auf Richtung Nossob. Nossob liegt auf der südafrikanischen Seite, ist das grösste Camp mitten im Park und verfügt über einen Shop und eine Tankstelle. Auf dem Weg dorthin begegnen uns mehr Fahrzeuge als erwartet. Irgendwann steht eines auf unserer Spur und schaut in den Busch. Wir halten und schauen auch: Was zur Hölle sieht und fotografiert der Typ laufend?!? Er fährt weg und macht uns Platz. Bevor wir reagieren können, ist eine alte Dame von der anderen Seite schneller. Sie fährt noch näher hin und wir sehen nach wie vor nix. Plötzlich wird es dem Objekt der Begierde zu viel! Da haben wir doch tatsächlich fünf Meter vor uns den König übersehen. Als er direkt vor Mojito vorbeispaziert, ist er selbst für uns nicht mehr zu übersehen – majestätisch!
Wir fahren weiter und erspähen von links eine Löwin Richtung Strasse spazieren. Wir halten bei einer Pfütze und sind enttäuscht, als die Löwin Kurs auf zwei andere Fahrzeuge nimmt, welche sie ebenfalls erspäht haben. Sie läuft direkt zwischen den beiden Fahrzeugen vorbei und dann geschieht es – wir haben Glück! Sie ändert den Kurs und läuft Richtung Pfütze und somit direkt auf uns zu. Kurz darauf wird es noch viel besser; hinter ihr huschen zwei süsse Babylöwen aus dem Busch. Wir beobachten das Trio fast eine Stunde lang. Bis sich immer mehr Fahrzeuge dazugesinnen und es der Mutter zu viel wird.
Von anderen Touristen erfahren wir, dass die südafrikanische Seite wegen den bevorstehenden Ostern und den damit verbundenen Ferien sehr gut besucht sei. Ausserdem hat es auch hier viel geregnet und das Gras spriesst. Dieses extrem seltene Phänomen wollen sich die «Einheimischen» nicht entgehen lassen …so wäre das Reisen wohl ohne Corona…
Als wir in Nossob ankommen erfahren wir, dass alles ausgebucht ist. Vom Camping bis zur Luxus-Suite – aber am 31. März hätten sie wieder eine freie Luxus-Suite. Ähhhm merci aber nein. Einerseits haben wir heute ja erst den 27. März und anderseits wollen wir auch nicht in die Luxus-Suite – zumindest nicht hier;-). Uns bleibt nichts anderes übrig, als die lange 4×4-Piste Richtung Botswana schon heute in Angriff zu nehmen. Als wir aus Nossob rausfahren wollen, sehen wir einen grossen Day-Visitor-Platz mit Toilettenhäuschen und Grillstellen. Wir fahren zurück zur Rezeption und ich frage, ob wir uns dort hinstellen dürfen – natürlich bezahlen wir den vollen Campingpreis. «Day Visitors Area?!?!?! Nou, nounounounounounounou nouuuuuu, nou, nounounou nouuuuuuu, nou nouuu nounou…” ok, ist gut, ich hab’s verstanden!
Also fahren wir gute 100 Kilometer auf der 4×4 Piste bis Matopi – einem Ort mit zwei Campgrounds. Als Campground versteht man hier ein ausgeschilderter Platz (hin und wieder gibt es ein Plumpsklo und eine Feuerstelle). Matopi 1 und 2 verfügen je über ein Plumpsklo und liegen in der Mitte zwischen Nossob und Mabuasehube. Im Sand entdecken wir Löwentatzen und so bauen wir eine kleine Anti-Löwen-Festung um Mojito. Die Nacht verläuft aber ruhiger als erwartet – wir hören gar nix. Schon fast gespenstisch….
Am 28. März fahren wir weiter in den Mabuasehube NP, dem östlichen Teil des Kgalagadi Transfrontier Park. Als uns vorgestern in the Middle of Nowhere zwischen Nossob und Matopi zwei Fahrzeuge entgegenkamen, erfahren wir, dass in Mabua ein junges deutsches Paar sein soll – angeblich irgendwelche Diplomaten. Wieso sie uns das genau erzählt haben, wissen wir nicht. Aber es ist hier Usus, dass man für einen kurzen Schwatz hält, wenn man sich auf der sandigen Piste kreuzt oder auf einen besetzte Campground fährt.
Der Zufall will es, dass wir auf der Mabua-Seite einen Campground ansteuern, wo ein Bus mit südafrikanischer Diplomatennummer steht. «Ihr seid nun also die Deutschen Diplomaten, von welchen wir schon viel gehört haben?» Die beiden meinen wir machen einen Witz und wir erklären ihnen, dass wir tatsächlich schon etwas von ihnen gehört hätten. Nach fünf Minuten aus dem Auto plaudern, meinen die beiden, dass wir gerne auch aussteigen können. Gesagt, getan und so plaudern wir den ganzen Nachmittag und beschliessen, dass wir in Mabua ein gemeinsames Camp suchen.
Mabua ist beliebt, alle Camps besetzt und so landen wir auf dem Aussichtsplatz «Lefika» wo wir wild stehen. Wir trinken Gin-Tonic und Wein mit Kathi & Martin. Beobachten Schakale und eine Hyäne und geniessen einen tollen Abend – schön war es euch kennen gelernt zu haben;-)!
Frühmorgens müssen die Beiden los – würden wir auch gerne, wenn wir deren Pläne hätten. Kathi & Martin fahren nördlich und fliegen dann für ein paar Tage in eine Luxuslodge ins Okavango Delta. …aber ok, so wirklich beklagen dürfen wir uns ja nicht;-).
Wir beschliessen stattdessen, um die Mabuasehube Pan zu kurven. Kurz darauf begegnen wir Janine & Francoise aus Stellenbosch. Fünf Minuten später werden wir eingeladen nach Südafrika. Sie hätten ein grosses Haus und eine separate Wohnung für Gäste. Wir seien jederzeit herzlich willkommen und er würde uns gerne die Weingüter seiner Freunde zeigen. Als Vorgeschmack drückt uns Francoise noch zwei Flaschen Weisswein in die Hand. Verdutzt stehen wir mit den Flaschen vor Mojito als die beiden wieder losfahren… wir kennen uns noch nicht einmal richtig und werden schon eingeladen? Für uns unvorstellbar, aber herzlichen Dank – Stellenbosch klingt super und dem Wein sind wir ja auch nicht soooooooo abgeneigt;-).
Wir fahren weiter und plötzlich wird Tanja hysterisch. Ok, ganz so schlimm ist es nicht, aber sie entdeckt einige Meter vor uns ein Löwenmännchen. Krass, noch fünfzig Meter vorher haben wir für einen Pinkelstopp angehalten und sind ausgestiegen. Als wir näherkommen, frisst links von uns das Löwenmännchen Gras und rechts unter dem Baum liegt die Löwendame. Über eine Stunde geniessen wir die Beiden, welche sich von unserer Anwesenheit nicht stören lassen. Die beiden sehen so friedlich und lieb aus – am liebsten würden wir aussteigen und die beiden knuddeln, lassen dies dann aber, als wir wieder einmal in die krassen wachen Augen der Löwendame blicken.
Wir fahren zurück zu Mabua Camp 2 – einem schönen Platz mit Schattenbereich direkt oberhalb der Pfanne. Wir haben keine Buchung und hoffen, dass uns niemand vertreibt. Gegen Mittag trauen wir unseren Augen nicht: Von der 4×4 Strecke von der südafrikanischen Seite kommen zuerst drei Fahrzeuge mit Dachzelt, kurze Zeit später zwei weitere ähnliche Fahrzeuge und als dann SECHS Autos mit Anhänger am Horizont auftauchen, wissen wir, dass unser Stündchen hier wohl geschlagen hat (Anm.d.Red.: Obwohl der Mabuasehube Park riesig ist, gibt es nur gerade 14 Campsites; etwa die Hälfte ist staatlich und kostet 60 Pula und die andere Hälfte privat und kostet 350 Pula pro Nacht für zwei Personen; einen Unterschied bei den Installationen und dem Komfort gibt es nicht).
Und so ist es denn auch; die Grossfamilie aus Südafrika kommt mit sechs Fahrzeugen und Trailern zu uns und nimmt den Platz ein. Da sie eine Buchung haben, ist unsere Gegenwehr bescheiden.
Wegen des grossen Andrangs beschliessen wir den Park zu verlassen. Wir melden uns beim Gate um unsere Schulden zu begleichen. Die Dame erklärt uns, dass es dem Geld-Verantwortlichen-Herrn gerade nicht gut ginge. Was genau wir mit dieser Information anfangen sollen, wissen wir nicht und sagen ihr das auch. Wir möchten einfach bezahlen und dann weiterfahren. Sie sagt uns erneut, dass sich der Geld-Verantwortliche-Herr nicht gut fühle und sie sich überlege, uns einfach so laufen zu lassen. Also stecken wir einen Obolus in die Kaffeekasse und verlassen den Park.
Bezüglich Parkgebühren muss man an dieser Stelle sagen, dass der Kgalagadi Transfrontier Park der günstige Park in Botswana ist. Der Parkeintritt (ohne Camping) für zwei Personen mit einem Fahrzeug kostet pro Tag 44 Pula, respektive CHF 4 (in anderen Parks meist 290 Pula, respektive CHF 25).
Die Fahrt aus dem Park ist ordentlich sandig, teilweise tief sandig und so sind wir nicht unglücklich, als wir in Kang ankommen. Am nächsten Tag geht es weiter nach Ghanzi und viele euch erahnen es sicher: Wir treuen Seelen steuern wieder die Palm Afrique Lodge an. Das Wiedersehen mit Sonja & Bertie ist herzlich. Diesmal sind wir nicht alleine; auf unserem Platz stehen Ferdi & Rusti – zwei ältere Südafrikaner, welche uns ein bisschen wie die älteren beiden Herren bei der Mupped-Show vorkommen. Smörebrödsmörebröd rämpämpämpäm;-).
Auf dem Weg von Kang nach Ghanzi treffen wir auf dieses wunderbare Wesen – ein Caracal. Er wollte immer wieder in unser Mojito rein und fast hätten wir ihn reingelassen. Angeblich reissen die Wildkatzen problemlos einen Springbock. Normalerweise sind die Tiere extrem scheu – wieso er derart zutraulich war, wissen wir nicht:
Die beiden haben sieben Tage im Central Kalahari Game Reserve gebucht –unserem nächsten Ziel – und würden gerne am nächsten Tag mit uns zusammen in den Park fahren. Wir können auch gerne auf ihrem Platz stehen, wenn wir möchten. Wir lehnen ab, da wir noch einige Sachen erledigen müssen und die Zeit hier geniessen möchten.
Am Folgetag versuchen wir im Parkoffice in Ghanzi die Camps für das Central Kalahri GR zu buchen. Nach einem kurzen Anruf bei der Zentrale erklärt uns der Officer, dass alles «fully booked» sei – eine Antwort, die wir bereits kennen. Möglicherweise sind die Plätze wirklich ausgebucht. Nur sind wegen Corona die wenigsten in der Lage ihre Reise anzutreten. Ist man einmal im Park, findet man sicher einen Platz. Wir erklären dem Officer, dass unsere Freunde Ernie & Bert, ähh Ferdi & Rusti bereits gebucht hätten und wir bei denen auf dem Platz stehen dürften (die Plätze sind für bis zu sieben Fahrzeuge geeignet). Der Officer schüttelt jedoch den Kopf und erklärt uns, dass heute der 31. März sei und somit «end of feinäntschäl iär»., somit Jahresabschluss für die Finanzbücher. Deshalb könne er heute auch kein Geld mehr entgegennehmen, da dies möglicherweise das gesamte Botswanische Rechnungssystem lahmlegen könnte. Da wir nicht für den Breakdown des hiesigen Rechnungssystems verantwortlich sein wollen, suchen wir nach einer anderen Lösung. Schlussendlich erhalten wir einen Zettel mit dem Wortlaut “Please let above people in the park and pay at gate when going out”. Stempel drauf – perfekt für uns!
Wir beschliessen spontan noch einen Tag länger auf dem Campground der Lodge zu bleiben. Als wir am Abend beim Bierchen mit Sonia & Bertie sitzen, kommen noch andere Gäste an. Siehe da, die beiden kennen wir doch; Beccarellis – Corinne & Oliver cruisen normalerweise mit dem Seitenwagen durch Afrika. In Botswana sind sie aber auch mit dem Landcruiser unterwegs. Wir haben von Heidi & Werni schon von den beiden gehört, diese selber auf Otawi Vineyards kurz kennen gelernt und so schnell trifft man sich wieder.
Am 2. April fahren wir los Richtung Central Kalahari Game Reserve. Kurz zuvor hat Botswana die Reisebeschränkung über Ostern massiv verschärft, sodass man die Zonen nicht mehr verlassen darf. Glücklicherweise befinden wir uns bereits in der Zone des Nationalparks.
Wie geplant fahren wir zum Tsau Gate. Unser Passier-Schein wird kurz gemustert und schon sind wir im Park. Gemäss Logbook sind hier in den vergangenen Tagen nur wenige Personen reingefahren. Unsere Reise führt uns zuerst schnurgerade 33 Kilometer entlang des Maul-und-Klauenseuche-Zauns, welcher hier nicht wirklich existent ist, da ihn die Elefanten komplett zerlegt haben. Auf der sandigen Piste liegen unzählige Pfähle und Drähte. Nach gut zehn Kilometer liegt ein riesiger toter Elefant auf unserer Fahrbahn. Wir passieren ihn langsam. Obwohl die Fenster oben sind und die Lüftung abgeschaltet ist, stinkt es abartig nach Verwesung.
Nach dem unschönen Erlebnis fahren wir weiter und irgendwann kreischt Tanja «hier rechts!!!!». Da bin ich doch glatt an der Abzweigung vorbeigedüst. Rückwärtsgang rein und heilige Scheisse!!! …immer mehr Draht kommt unter Mojito zum Vorschein! Wir steigen aus und schauen unter unseren Gefährten. Fuck! Der Draht hat sich in der Blattfeder verfangen, bereits einige Male um die Achse verwickelt und drückt direkt gegen die Bremse beim Rad. Wow, was für ein Glück, dass wir übers Ziel hinausgeschossen sind! Undenkbar, was hätte passieren können, wenn wir weiter gefahren wären. Gut eine Stunde benötigen wir, um Mojito vom Draht zu befreien – zumindest fast; ein kleines Souvenir hängt bis heute in der Blattfeder und spreizt diese leicht. Trotz Einsatz vom Wagenheber am Abend, bringen wir das Teil nicht raus.
Am nächsten Tag fahren wir zur Piper Pan – angeblich die schönste Pfanne im Park. Leider gibt es hier nur zwei Camps, welche beide bereits gebucht sind. Wir stossen auf ein britisches Paar, welches ebenfalls nach einem Platz sucht. Als wir ihnen erklären, dass wir uns einfach irgendwo etwas geschützt wild hinstellen werden, fragen sie, ob sie sich dazu stellen dürfen – selbstverständlich! Joe & Alex kommen aus England und wohnen derzeit in Äthiopien. Beide arbeiten für die britische Botschaft, Alex ist sogar der stellvertretende Botschafter – offenbar haben wir es aktuell mit dem Botschaftspersonal;-). Wir verbringen den Abend mit Gin, Wein und Braai (BBQ). Just, als unsere Nachtessen bereit ist, nimmt die Situation apokalyptische Züge an. Es beginnt zu regnen! Leider regnet es kein Wasser, sondern Millionen von schwarzen Käfern. Ich erinnere mich an unser Moskitonetz; schnell holen wir es heraus und setzen uns darunter. Wir versuchen zu essen, während sich über uns der Käferregen ergiesst. Leider fliegen auch von unten immer wieder Käfer hoch und in unser Essen. Hin und wieder müssen wir die tausende angesammelten Käfer auf dem Netz abschütteln. Dann steigt uns ein süsslicher Geschmack in die Nase – offenbar ein Sekret, welches sie absondern. Es riecht zum Kotzen!
Noch ungemütlicher wird der Abend, als Tanja kopfvoran in unser Sandblech donnert. Die Schramme am Kopf blutete stark. Glücklicherweise ist der Cut nur gerade 3 Millimeter lang und der Kopf Erschütterungen gewohnt. Die Wunde verheilt zum Glück gut. Die Kopfschmerzen halten leider wieder einige Tage an…
Als wir am Morgen aufstehen, laufen wir über einen gut 10 m2-grossen Käfer-Teppich – offenbar haben sich diese direkt über uns fallen gelassen. In unserem portablen Waschbecken sind tausende gefangen (das Becken lag den ganzen Abend unangetastet auf dem Sandblech, quasi wie bei der Regenmessung).
Wir fahren östlich Richtung Matswere Gate und besuchen gleichentags Ferdi & Rusti auf ihrem Campground. Die Nacht verbringen wir auf dem Sunday Campground – für uns der schönste Campground im Park. Leider verfügen die meisten Campgrounds über keine oder wenig Aussicht. Tiere haben wir in den Nächten selten gehört. Man muss erwähnen, dass auch dieser Park derzeit aussergewöhnlich Grün ist und es immer noch viele Wasserstellen gibt. Während sich die Tiere sonst um die wenigen Wasserlöcher tummeln, verteilen sie sich aktuell auf den ganzen Park (oder noch weiter, da die Parks nicht eingezäunt sind). Das Central Kalahari Game Reserve wurde 1961 gegründet und ist mit einer Fläche von 5.28 Millionen Hektaren der zweitgrösste Park der Welt – somit bietet sich den Tieren extrem viel Platz;-).
Wir möchten Tiere sehen und verlassen deshalb bereits am 6. April den Park. Als nächstes steht die Makgadikgadi Pan auf unserer Liste. Die Makgadikgadi Pan (eine Ansammlung von verschiedenen Salzpfannen) ist 12’000 Quadratkilometer gross und damit grösser als die Schweiz. Davon gehören 390’000 Hektaren zum Makgadikgadi Nationalpark, der Rest ist Community und Wilderness Gebiet. In einem solchen Gebiet, in der östlichen Sua Pan befindet sich Kubu Island. Die Bilder von dort sehen hammermässig aus. Wie der Name sagt, handelt es sich um eine steinige Insel mit Baobab-Bäumen mitten in der Salzpfanne. Mitten in der Salzpfanne ist aktuell – nach einer der intensivsten Regensaisons – zwar etwas doof, aber einen Versuch wert. So fahren wir nach Letlhakane um unsere Vorräte wieder aufzustocken. Wir verbringen drei Tage auf dem Campground der Tuuhebe Lodge und lassen die Ereignisse der vergangenen Tage sacken. Eigentlich wollten wir kürzer bleiben aber das Internet ist hier derart langsam, dass wir für einen App-Update jeweils vier Stunden brauchen. Wir dachten immer Namibia sei diesbezüglich schlimm, aber im Vergleich zu Botswana hat das Internet in Namibia Lichtgeschwindigkeit. Dies führt leider auch dazu, dass die Verarbeitung des Blogs ins Stocken geraten ist, denn wir können schlicht und einfach die Fotos nicht hochladen!
Ja, das sind wirklich krasse Alltagsprobleme. Aber im Ernst; es ist wirklich nervenaufreibend wenn du versuchst ein Hörbuch runterzuladen, die 231.4 MB sieben Stunden benötigen und du nach fünf Stunden kurz das Internet aus den Augen verlierst und dann die Meldung kommt, dass alles wieder von Neuem startet. 20-Minuten zu laden dauert gute 17 Minuten – natürlich ohne Fotos und was bewegte Bilder sind, kennen wir nicht mehr! Einige von euch denken jetzt sicher «ooohhh, das trägt zur Entschleunigung bei» aber NEIN, tut es nicht! Mir geht der Puls schon auf 147 hoch, wenn ich nur daran denke;-)! Im Park kein Empfang zu haben, ist völlig ok; aber hin und wieder einmal eine einigermassen vernünftige Linie wäre cool;-).
Aber zurück zum Blog;-). Am 9. April fahren wir zum Kubu Office. Wir erfahren dort, dass die Insel wahrscheinlich erreichbar sein soll. Danach erfahren wir, wieso die uns vorgelegte Preisliste nicht mehr gültig ist und jetzt alles viel teurer sei. Zum Glück haben wir aus der Vergangenheit gelernt und geben uns neu als Namibian-Residence aus. So beginnt das Feilschen immerhin bei einem kleineren Preis, als wenn wir als Europäer starten. Im vorliegenden Fall und nach Intervention von Tanja, kostet die eine Nacht für uns 346.04 Pula. Ich frage nach einem Discount und biete 300 Pula.
Obwohl sich die Verhandlungsführerin kurz zuvor noch discountbereit gezeigt hat, findet sie den kleinen Abschlag zu viel. Nach weiteren zehn Minuten nimmt sie die 300 Pula etwas näher zu sich und erklärt uns, dass wahrscheinlich niemand auf der Insel sei. Das Office dort sei seit Oktober nicht mehr besetzt und der 4×4 Wagen der Community sei kaputt. Ok, das tönt speziell und so ziehe ich die 300 Pula wieder etwas näher zur Tischmitte. Als sie dann noch sagt, dass es sein könne, dass das Gras etwas hoch sei und wir Camp 6 nehmen sollen, da dies aktuell wahrscheinlich ok sei, nehme ich die 300 Pula wieder zu mir.
Etwas entnervt – wir sitzen inzwischen immerhin schon über 30 Minuten für die Buchung im Office – sage ich ihr, dass ich nicht verstehe, wieso sie keine Ahnung habe, wie es auf ihrer Insel aussehe und der Deal hinfällig sei. Wenn die Insel ja aktuell nur von Campern besucht wird, welche nicht zahlen und sie den Zustand nicht kenne, grenzt das Ganze ja sowieso an Freecamping. Da wir aber für unseren Aufenthalt bezahlen möchten, bieten wir ihr 200 Pula an. Ansonsten würden wir unsere Reisepläne halt ändern. Inzwischen sind wir auch nicht mehr sicher, ob wir die Insel überhaupt erreichen können, denn egal welchen Weg wir fahren, ein bisschen Salzpfanne ist immer dabei. Irgendwann sagt sie, dass wir einfach gehen und erst bezahlen sollen, wenn es ok war. Da es jedoch nur im Süden ein Office gibt, erkläre ich noch entnervter, dass ich das nicht will und sie nun endlich die 200 Pula nehmen soll, was sie dann auch tut.
Gute 45 Minuten später fahren wir Richtung Kubu Island und als wir ankommen, präsentiert sich uns ein unerwartetes Bild: Platz Nummer 6 ist der absolute Wahnsinn! Wir stellen Mojito leicht erhöht ab, die Feuerstelle direkt vor uns. Der Platz ist sandig mit wenig Gras bewachsen und die Salzpfanne liegt uns zu Füssen. Wir haben fast ein schlechtes Gewissen… Am Abend geht die Sonne direkt vor uns unter – ein unglaubliches Schauspiel! Schon jetzt steht fest, dass wir sicher noch eine Nacht länger bleiben.
Als wir am Morgen aufstehen, kommt eine Dame auf uns zugelaufen. Von Weitem hören wir «how are you»? Ääähh, good and how are you? “very Bad” ist die Antwort. Jösses, wir realisieren, dass es sich bei der Dame um Bapsi, die Verhandlungsführerin vom Kubu Island Office handelt. Da ich angry geworden sei, konnte sie nicht schlafen und ist nun mit ihrer Mannschaft rausgefahren, um vor Ort den Zustand zu überprüfen. Ich wiederum sage ihr, dass es hier ja viel schöner sei, als sie uns gesagt habe und wir deshalb noch eine Nacht bleiben wollen. Ich drücke ihr 200 Pula in die Hand und schon beginnt das Ganze wieder von vorn. Wieso zwei Nächte, eine Nacht sei doch genug. Aber dennoch nein, 200 Pula sei zu wenig und überhaupt… Die Verhandlung geht diesmal glücklicherweise schneller und so verschwindet Bapsi kurz darauf mit der Kohle. Während zwei Stunden hören wir wie neben uns gearbeitet wird. Krass, jetzt haben wir Bapsi tatsächlich dazu gebracht, die Insel zu besuchen und mit den Vorbereitungsmassnahmen zu beginnen;-).
Heute schreiben wir den 11. April. Es ist Sonntag und am Sonntag soll man ruhen, also bleiben wir noch eine Nacht.
Ach ja, das mit dem Nichtrauchen klappt weiter, auch wenn die Lust hin und wieder kommt (manchmal sogar unglaublich gross ist). Die Statistik spricht aber für sich;-)
Alle Angaben beziehen sich auf EINE Person (Stand 11.4.21 / 11:29 Uhr):
Nichtraucher seit: 2 Monate 22 Tage 11 Stunden
Nicht gerauchte Zigis: 2’443 Stück
Gesparte Kohle (bei CHF 8 pro Pack): CHF 977
Unglaublich schöne Eindrücke von Natur und dazu die prächtvollen Löwen, etc. Traumhaft!♡
Dankeschön😘
Danke für eure wunderbaren Tier und Landschaftsbilder. Auch die erlebten Räuber-,und Alltagsgeschichten sind interessant zu lesen.
Wünsche euch weiterhin gute Erlebnisse.
Danke dir für den Kommentar – schön, dass dir unsere Bilder und Storys;-) gefallen! Wir freuen uns immer sehr über Nachrichten.