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Tanja und unser ziemlich demoliertes Game-Drive-Fahrzeug

Blog 23 – ZWE T5: Von Bulawayo bis Mutare

Die Geschichte von Zwischenstopps und traumhaften Campgrounds

Für die Kurzleser:

 

24.- 31.7. Statt am 30. Juli loszufahren, verlängern wir unseren Campground World View im Farmhouse; 31.7. – 5.8. Holy Campground in Bulawayo und Mojito ist ernsthaft verletzt; 5.8. Zwischenstopp in Masvingo; 6. – 8.8. Great Zimbabwe Ruins und Rhinos im Kyle Game Reserve; 8.8. Zwischenstopp in Chiredzi; 9. – 15.8. Fantastische Campsites im Gonarezhou NP – der bisher gepflegteste Nationalpark; 15.8. Verpflegungsstopp in Chiredzi; 16. – 18.8. Wir fahren durch das Save Valley und Campen auf Humani; 18.8. Notstopp in Chipinge; 19. – 22.8. Wandern im Chimanimani Nationalpark; Seit 22. – 25.08. Ein Camper-Chaltet im Seldomseem in den Bvumba Mountains; 25.8. Exklusiver Kaffee & Kuchen bei Tony’s; 25. – 27.8. Im oder auf dem Golfclub in Mutare; 27. – 29.8. Wasserkraftwerk, Hochspannung und Camping; 29.8. Wir gönnen uns ein Zimmer im La Rochelle Country House; 30.8. – 2.9. Zurück auf dem Golfplatz in Mutare

Für diejenigen mit etwas mehr Zeit:

 

JössesMariaMutterGottesundVatervordemHerrn ist der letzte Blog schon lange her und die Erinnerung fällt schon fast etwas schwer🙈🤣. Wo sind wir schon wieder stehen geblieben? Ach ja, Farmhouse und World View… Wir verlängern noch einmal eine Nacht an diesem traumhaften Ort und laufen tagsüber bei Sonnenschein ein paar Kilometer (die Hexe in Tanjas Rücken lässt glücklicherweise langsam nach), geniessen um vier Uhr auf der Aussichtsplattform die Tierfütterung und lassen uns dann im Restaurant verwöhnen – ein Herrenleben könnte man sagen😉.

 

Da das Farmhouse bereits optimal betrieben wird und wir nicht sesshaft werden wollen, fahren wir am 31. Juli nach Bulawayo. Bulawayo ist nach der Hauptstadt Harare die grösste Stadt Zimbabwes (somit die Zweitgrösste). In Bulawayo ist neben Grosseinkauf auch ein Check unserer Fahrzeuge geplant. Wir wollten niemanden beunruhigen und haben deshalb nichts von unserem klitzekleinen Problem geschrieben. Als wir vor einigen Tagen aus Gweru losgefahren sind, hat das Steuerrad von Mojito bei 80 km/h begonnen zu vibrieren. Das anschliessende Bremsmanöver war extrem flatterig und gemäss Aussage von Heidi und Werni haben sich die Räder oval gedreht und es hätte ausgesehen, als fliegen diese demnächst weg😱🙈. Garry vom Farmhouse hat uns die Garage von Alec von 4×4 Auto empfohlen und für uns am Montag einen Termin organisiert. Alec ist ein junger Brite, Fahrzeugingenieur, vor acht Jahren nach Zimbabwe ausgewandert und uns sofort sympathisch. Wir buchen den Check-up für 50 Dollar – Fazit: Zwei kleinere Sachen und ein gröberes Problem! Bei der Achse ist die seitliche Aufhängung durchgebrochen. Dass dies eine kleine Schwachstelle beim Landcruiser sein soll, hat uns vor Monaten in Namibia schon Frank the Tank gesagt. Zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert! Von jetzt an schauen wir regelmässiger unter Mojito. Mojito selber wird für den ganzen Dienstag eingebucht. Achse demontieren, gebrochenes Teil schweissen und verstärken, Achse wieder montieren, fertig.

 Neben Autoreparatur besuchen wir das Naturhistorische Museum, welches selbst als historisches Museum ins Museum könnte, geniessen das riesige Sortiment im Spar und PicknPay und wagen uns sogar in ein Shoppingcenter in der City. Dem Eigentümer des Centers ist offensichtlich vor Jahren die Kohle ausgegangen, denn richtige Shops gibt es keine mehr. Teile der Decke hängen runter, die Rolltreppe steht still und der Fahrstuhl dürfte eher in die Hölle als ins nächste Stockwerk führen – er ist glücklicherweise auch verriegelt😱🙈🤣.

Als Camp haben wir Burks Backpackers Paradies gewählt. Ein friedlicher Ort mit grossem Potenzial. So funktioniert der schöne Brunnen im Garten nicht mehr und den Fischen geht allmählich das Wasser aus. Überall stehen vermoderte Holzstühle und alte Möbel. Die Nasszellen sind glücklicherweise einigermassen sauber, auch wenn eine gründlichere Reinigung nicht schlecht tun würde. Die Stühle am Pool laden nicht zum Draufliegen ein. Der Campground könnte mit wenig Aufwand in ein wahres Paradies verwandelt werden.

 

Die Eigentümer sind äusserst freundliche Personen aber wahrscheinlich beten sie lieber, als zu arbeiten. Dass die beiden gläubig sind, wird uns sofort klar und wir haben auch nichts dagegen einzuwenden, denn wir respektieren (fast) jede andere Weltanschauung. Ausserdem ist es ein lustiges Ratespiel, ob sie jetzt bei Scientology oder doch eher Zeugen Jehovas sind. Der Bogen wird leider kurz vor unserer Abfahrt etwas überspannt, als wir gefragt werden, was wir glauben, dass mit uns nach dem Tod passiere? Tanja versteht die Frage nicht und ich bin leicht überfordert, da mich die eine Stunde vorher mehr interessiert. Offenbar schauen wir beide so ratlos drein, dass es schnell weitergeht, mit; wir müssen den Glauben stärken, uns Gedanken machen, der Himmel sei auch für uns erreichbar und so weiter. Ich überlege, wie wir aus der Kiste rauskommen. Ich will nicht zu forsch sein aber die Bekehrung geht weiter und weiter, bis glücklicherweise Heidi dem Spuck ein Ende bereitet: Sie kenne und respektiere diese Ansichten, hätte das schon tausendmal gehört, aber wir seien nicht interessiert! Danke Heidi! Ich hätte wahrscheinlich noch zehn weitere Minuten zugehört, wäre dann explodiert, sodass nicht nur die Himmelspforte, sondern auch die Türe zu Burkes Paradies für immer verschlossen wäre. Und man weiss ja nie😉. Zum Abschluss werden wir noch aufgefordert bei iOverlander und Google eine tolle Bewertung und ein paar nette Worte zu hinterlassen. Hmm, das ist jetzt gerade nach gescheitertem Exorzismus etwas schwierig…

Bulawayo hält uns auf alle Fälle ordentlich auf Trab und so verlassen wir die Stadt erst am Mittwoch, 5. August. Heute führen uns 287 Kilometer nach Masvingo, wo wir die Übernachtung im Weavers Nest B&B geplant haben. Nichts Spezielles, aber gemäss iOverlander ein guter Stopp und Ausgangspunkt für die Ruinen «Great Zimbabwe». Als wir bei besagter Adresse stehen, deutet nichts auf ein Bed and Breakfast hin und so klingeln wir einmal. Die junge Dame, welche uns das Gate öffnet, schaut uns verdutzt an. Noch komischer schaut sie in die Welt, als wir nach dem Weavers Nest fragen. Sie erklärt uns, dass sie das Anwesen vor ein paar Monaten erworben hat, nichts von einem Weavers Nest weiss und irgendwann wieder ein B&B eröffnet möchten – aber derzeit sei alles im Umbau. 

 

Gemäss Karte gibt es noch ein Hotel mitten in Masvingo. Der Eigentümer ist freundlich und bietet uns den Innenhof zum Übernachten an. Leider ist der so klein, dass wir unsere Heckklappe nicht aufmachen und Heidi & Werni nicht mehr aus ihrem Fahrzeug aussteigen könnten. Bei der letzten Adresse, dem Stallion Guest House, kommen wir schliesslich unter. Der Deal ist, dass wir ein Zimmer mieten, dort Toilette und Dusche nutzen, hinten auf dem Parkplatz unser Nachtlager aufschlagen und im Restaurant essen. 60 Dollar kostet das Zimmer – nicht ganz günstig aber sehr sauber und zweckmässig. 

 

Am 6. August besuchen wir zuerst die Great Zimbabwean Ruins und buchen dort eine geführte Tour. Die historischen Bauten waren einst das Zuhause von acht grossen Königen. Der König hauste auf dem Berg und blickte über die Häuser seiner 200 Frauen. Die erste Frau wohnte in einem riesigen Mauerkreis. Angeblich hatte der König über 600 Kinder – verdammt fleissig der Bursche! Die Ruinen sind eindrücklich und die Führung informationsreich. Auf dem Parkplatz treffen wir noch auf drei sympathische junge Wiener, welche derzeit mit dem Mietauto und Dachzelt durch Zimbabwe reisen. 

Danach geht unsere Reise in das Kyle Game Reserve. Der Campground liegt oberhalb vom Stausee mit fantastischer Sicht über das Gewässer und perfektem Sonnenuntergang. Leider gibt es aktuell kein Wasser und so sind die Toiletten, Duschen und Badewannen nicht gebrauchsfähig (ja, es hat tatsächlich fast in jedem Nationalpark Badewannen, auch wenn bestimmt niemand reinsitzen möchte). Zuerst heisst es, dass die Wasserrechnungen nicht beglichen wurden und später, dass es offene Stromkosten seien. Wir dürfen in der Lodge in einem Bungalow duschen und erfahren einmal mehr, was «run down» bedeutet. Nicht für 200 Dollar Schmerzensgeld würden wir dort übernachten! 

Für den nächsten Tag buchen wir einen Ranger Walk. Dieser soll um 14:00 Uhr beginnen und zwischen 17:00 und 18:00 Uhr fertig sein. Als wir den Ranger treffen fragt er uns als erstes, ob wir nicht einen Game Drive gebucht hätten; nein, haben wir nicht. Wenig erfreut ab dem Fussmarsch laufen wir im Schneckentempo durch den Busch, direkt zu den weissen Nashörnern und auf der Strasse wieder zurück. Die paar Khudus und die Nashörner haben glücklicherweise wir entdeckt. Während die schwarzen Nashörner angriffslustig und gefährlich sind, sind die weissen Artgenossen friedliche Viecher. So können wir uns bis rund 100 Meter annähern. Sie riechen und hören uns, aber lassen sich beim Grasen nicht aus der Ruhe bringen. Zuerst entdecken wir zwei Damen mit ihrem kleinen Jungen und später noch eine Mutter mit ihrem Kind. Eindrücklich, aber unser Ranger drückt aufs Tempo und so sind wir nach rund 90 Minuten wieder zurück.

Poseidon hat wohl den Notruf des Parks erhört, denn am Abend sprudelt auf dem Campground Wasser – ok, sprudeln ist vielleicht etwas übertrieben und den Begriff Wasser ist für die dunkelbraue Brühe auch hoch gegriffen. Aber bis drei Kilometer Leitungen durchgespült sind, dauert es auch eine Weile.

Wir beschliessen am 8. August nach Chiredzi zu fahren. Chiredzi ist die einzig grössere Ortschaft vor unserem nächsten Ziel, dem Gonarezhou Nationalpark. Nach 237 Kilometer erreichen wir Chiredzi. Da es kein Campground gibt, versuchen wir unser Glück im Westwood Inn. Ein Zimmer zur Benützung der Dusche und der Toilette sowie schlafen in unseren Autos im Innenhof für 50 Dollar zuzüglich Nachtessen im Hotelrestaurant – Deal!

Schön ist anders, aber zweckmässig ist es. Was wir nicht wussten: Direkt hinter Mojito befindet sich die Wasserpump. Sobald jemand duscht oder die Toilettenspülung betätigt, fängt es an: Frrrrriiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiischtttpiiiiiiiiiipschtpiiiiiiiiiiiiffrrrrriiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii. Es hat zwar keine anderen Gäste hier, aber das ansässige Personal reicht, dass die Pumpe gefühlte 3’928 Mal in der Nacht läuft. Mit dicken Augenringen steigen wir am nächsten Morgen aus Mojito und hören als erstes Frrrrriiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiischtttpiiiiiiiiiipschtpiiiiiiiiiiiiffrrrrriiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii.

Überglücklich brechen wir in den Gonarezhou Nationalpark auf. Dort angekommen, buchen wir je zwei Nächte im Chipinda, Chinguli und Pokwe Camp. Während die ersten zwei Camps über sanitäre Installationen verfügen, handelt es sich beim Pokwe Camp um ein exklusives Wilderness-Camp. Die Wilderness-Camps befinden sich an schöner Lage, meist kilometerweit vom nächsten Camp entfernt und verfügen über eine Buschtoilette. Jedes der Camps ist fantastisch, sodass wir die Zeit sehr geniessen. Tagsüber erkunden wir den Park und sehen Wasserböcke, Khudus, Zebras, Nyalas, tausende Impalas, eine Hyäne, einen Ardwolf, Geier, Schakale und ein Rudel Löwen (ein Herr mit seinen neun Damen).

Im Nationalpark wird laufend an den Strassen gearbeitet, neue Flussüberfahrten gebaut und die Camps sind in tadellosem Zustand – bisher mit Abstand der am besten unterhaltenste Nationalpark. Wir erfahren später, dass die Parkführung in deutschen Händen liegt.  

Natürlich gibt es auch noch ein paar Strassen mit gehörig Action😱🙈🤣.  An einer Stelle geriet sogar für Mojito in Schieflage😱😱😱😱😱😱🙈

Am 15. August fahren wir zurück nach Chiredzi um unsere Vorräte aufzustocken. Dieses Mal buchen wir unser Arrangement mit Toilette und Dusche im Zimmer für 40 Dollar sowie separatem Nachtessen. Die Angestellten sind sehr freundlich, die Nacht ist ruhig, leider stinkt es ab 22:00 Uhr bestialisch nach Kanalisation – kein super Duft, um friedlich schlafen zu können.

 

Somit hat sich hier der abendliche Gedanke einer zweiten Nacht erledigt und wir fahren am 16. August weiter ins Save Valley. Das Save Valley ist eines der grössten privaten Flächen im südlichen Afrika. Auf der Humani Ranch buchen wir einen Campground direkt am Flussbett. Bevor wir zum Camp fahren, lernen wir noch Rocky kennen; ein 15 Monate altes Nashorn. Zuckersüss ist der Junge!

Für den zweiten Tag buchen wir ein Game Drive und geniessen es, wieder einmal chauffiert zu werden. Dass der Toyota Landcruiser die Fahrt mitmacht, grenzt jedoch an ein Wunder!

Eigentlich wollten wir am 18. August noch einen weiteren Stopp im Valley machen, wurden beim Chishakwe-Camp jedoch abgewiesen. Dann fahren wir halt in die nächste Versorgungstadt Chipinge. 170 Kilometer später erreichen wir unser Ziel und finden in einem Garten eines Gästehauses unterschlupf. Chipinge ist unspektakulär und auch die Einkaufsmöglichkeiten sind begrenzt. Wir kaufen am nächsten Morgen schnell ein und verabschieden uns von Heidi & Werni, welche einer Einladung auf eine Farm folgen. Über zwei gemeinsame Monate reisen geht zu Ende. Schön war es und wir sehen uns bestimmt wieder!

 

Unser Weg führt uns in den Chimanimani Nationalpark. Im Office treffen wir auf einen Ranger, welcher keinen Plan von tuten und blasen hat. Mit grosser Mühe findet er Chimanimani auf seiner alten Landkarte. Nach 30 Minuten entscheiden wir uns zum ersten Gate zu fahren und buchen bei der Dame beim Gate eine Nacht bei den Bridal Falls. Wie der Name sagt, befindet sich der Campground direkt beim Wasserfall. Am späteren Nachmittag gesellen sich noch eine Gruppe Schwarzer zu uns und wir kommen schnell ins Gespräch. Nach Parkschluss sind wir dann wieder alleine. Am nächsten Morgen brechen wir zu Fuss auf an den Ausgangspunkt der Falls. Danach irgendwo auf Pfaden durch den Busch und enden schlussendlich oberhalb vom Gate, wo ein haarsträubender Abstieg über drei Meter via Tritt und zwei Pfähle zum Gate führt.

Da es die einzige Wanderung in der Region ist und die Duschen offenbar seit Jahren ausser Betrieb genommen wurden, fahren wir gegen Mittag weiter zum Chimanimani Base Camp. Dort erwartet uns ein schöner terrassierter Campground – natürlich sind wir auch hier alleine. Aber auch für zwei kann gut gekocht werden; heute steht Chicken-Curry aus dem Topf auf der Speisekarte🤓🤩😋.

Das Base Camp liegt auf rund 1’350 Meter Höhe und ist Ausgangspunkt für zahlreiche Höhlen im Gebirge sowie den über 2’400 Meter hohen Mount Binga. Wir brechen am nächsten Morgen auf Richtung Hut; einer Hütte, welche als Übernachtungsmöglichkeit dient, um den Mount Binga zu besteigen. Gemäss Internet hat die Hütte die besten Zeiten schon lange gesehen. Wir klettern 500 Höhenmeter rauf, bis zum höchsten Punkt und dann wieder 100 Höhenmeter runter bis wir nach 3,5 Kilometer bei der Hütte ankommen. Dort warten vier Ranger auf uns, welche das Gebiet vor illegalen Goldsuchern beschützen. Die Hütte ist verwahrlost und seit dem letzten Sturm fehlt mehr als das halbe Dach. Der Weg vor uns würde 250 Höhenmeter ins Tal zu einem Wasserfall und einer Höhle führen – hin und zurück noch einmal sechs Kilometer. Ein Ranger sagt uns, dass er uns dort nach unten begleiten muss. Die Wanderung vom Vortag in den Knochen, entscheiden wir uns es gut sein zu lassen.

Als wir nach total sieben Kilometer und 600 Höhenmeter wieder bei Mojito sind, erfahren wir, dass wir 10 Dollar Ranger-Gebühr bezahlen müssen. Obwohl wir die Ranger weder bestellt haben noch uns einer begleitet hat, lässt sich der Officer nicht von seiner Gebühr abweisen. Wir verbuchen es als teure Sandwiches.

 

Da es von hier keine weiteren Wanderungen gibt, wir keine Ranger-Gebühr mehr bezahlen wollen und unsere Uhr 47 und 53 Stunden Erholung fordert, ziehen wir am 22. August weiter. Bevor wir den Park ganz verlassen, machen wir einen Abstecher zu den Tessa Pools – wirklich paradiesisch der Wasserfall und der glasklare Pool.

Danach geht es 179 Kilometer in die Bvumba Mountains. Dort soll es ein Ort schöner Ort geben, wo ein Bungalow für Camper umfunktioniert wurde. Irgendwo vorher entdecke ich auf unserer Karte noch eine Abkürzung. Tanja macht es stutzig, dass für die 16 Kilometer fast zwei Stunden veranschlagt werden, aber Abenteuer braucht nun einmal seine Zeit. 600 Meter später komme dann auch ich zur Vernunft. Der geplante Weg führt durch schmale Busch-Strassen über steile Absätze und Löcher – zwei Stunden sind wohl sehr optimistisch angesetzt. So fahren wir zurück und nehmen den langweiligen Weg auf der asphaltierten Strasse.

 

Bei den Seldomseen Chaltes werden wir herzlich empfangen und erhalten «Crimsonwing» zugeteilt. Das Chalet hat seine besten Zeiten gesehen aber ist sauber und wir dürfen alles nutzen. Der Garten ist gepflegt und wir haben eine tolle Aussicht ins Tal. Auf der Veranda steht ein halbes Ölfass als Grill und sogar Feuerholz ist vorhanden. Für einen kleinen Pyromanen wie mich, quasi ein Sechser im Lotto.

Verschiedene Wanderungen können direkt vom Campground unternommen werden. Leider spielt einzig das Wetter nicht mit und so ist aus einem geplanten Wandertag ein Blog-Tag geworden. Immerhin steht mir sogar ein richtiges Büro zur Verfügung🤓🙈🤣🤪.

Der nächste Morgen zeigt sich wieder von der Sonnenseite. Also schnallen wir die Trekkingschuhe an und laufen los; einmal runter ins Tal und auf der anderen Seite auf den Berg. Zwischendurch kämpfen wir uns durch den Busch– offenbar war schon länger niemand mehr hier unterwegs.

 

Heute ist der 25. August 2021; ein Tag, an welchem ein Punkt von der Bucket List gestrichen werden kann; wir gehen ins World Famous Tony’s Caffee. Bevor wir Seldomseen verlassen können, gibt es leider noch ein Problem zu bewältigen. Als wir am Morgen die Bananen aus der Sitzbank nehmen, steigt uns ein unappetitlicher Geruch in die Nase. Offen, ehrlich und simpel ausgedrückt: Es stinkt, als hätte jemand reingekotzt. Da dies nicht sein kann, gehen wir auf Fährtensuche und finden schnell den Verursacher: Eine Flasche mit Sahne ist ausgelaufen, hat sich am Boden verteilt und ist durch eine Ritze bis zur Heizung vorgedrungen. Über eine Stunde dauert unsere erste Sahne-Reinigungsaktion🙄😱

 

Ziemlich genau um 10:00 Uhr sind wir abfahrbereit und landen kurz darauf bei Tony’s Caffee. Wir sind die ersten Gäste und geniessen Tony’s volle Aufmerksamkeit. Die erste Viertelstunde erklärt er uns die Getränke- und Kuchenkarte, danach das Leben. Wooohooooow, Tony hat seine exklusiven Preise noch einmal angepasst. Wir waren auf sündhaft teure 11 Dollar für den World Famous Cheescake vorbereitet; jetzt kostet er 14 Dollar. Für einen Kaffee sind 7 Dollar zu berappen😱. Egal, wir sind hier und wollen Kuchen. Für Tanja gibt’s Cheescake und für mich Schokoladen-Whisky-Kuchen. Die Kuchen sind sehr lecker, sehr sehr lecker. Ob die Preise gerechtfertigt sind? Für mein Empfinden: Niemals! Aber eben, einmal im Leben soll man dem Magen was Gutes geben. Sorry, hat sich gerade so schön gereimt. In unserem Falle kommen die Mägen selten zu kurz🤪. Der Schokoladenkuchen ist derart heftig, dass wir die Hälfe für einen anderen Tag einpacken lassen.

Nach dem Besuch bei Tony’s können wir kaum noch gehen! Wir fahren direkt nach Mutare, einer grösseren Stadt an der Grenze zu Mosambik. Unsere Base richten wir beim Hillside Golfclub ein. Kevin, der Clubmanager heisst uns herzlich willkommen und zeigt uns unseren Campground: Eine riesige Wiese mit Stromanschluss und Wasserhahn direkt neben dem Clubhaus. Strom gibt es, Wasser ist leider für die nächsten Tage aus, da eine Leitung gebrochen ist. Der Club ist imposant und alt. Sehr alt aber hat Charme.

 

Wir dürfen uns im ganzen Gelände bewegen, den Golfplatz als Wanderweg nutzen und sogar Golf spielen dürften wir. Kevin bereitet uns noch darauf vor, dass es heute Abend etwas lauter werden könnte, denn immer mittwochs und samstags sei hier Halligalli. Und ja, von überall her kommen Menschen aller Hautfarbe; Golfer, Läufer, Boule-Spieler, Wanderer und solche, die einfach die Bar ausgiebig nutzen. Wir sitzen vor Mojito und geniessen das bunte Treiben. Hin und wieder werden wir von Clubmitgliedern besucht und willkommen geheissen. Petra, eine gebürtige Deutsche, welche hier ein Waisenhaus und eine Stiftung für hilfsbedürftige Menschen betreibt, lädt uns für den nächsten Tag zum Kaffee ein. 

 

Als wir einmal ins Gebäude gehen wollen, werden wir von einem schwarzen Pärchen, welches sich direkt beim Eingang auf Barhockern niedergelassen hat, angesprochen. Er fragt mich, ob ich auch gerne Bier trinke. Ja, aber noch lieber Wein. Es gesellt sich noch ein weiteres Pärchen dazu – wenn wir es richtig verstanden haben, ist es der Clubpräsident. Wir bedanken uns, dass wir hier aufgenommen wurden. Er bedankt sich, dass wir hier sind und sagt uns, dass es ein fantastischer Ort sei, wo sich alle Treffen und die Hautfarbe keine Rolle spiele. So wirkt der Ort auch auf uns und wir fühlen uns sehr wohl. 

 

Wir geniessen im Golf-Restaurant unser Nachtessen und sitzen dann noch einmal vor Mojito um das lebendige Treiben weiter zu geniessen. Die Herren vor dem Eingang hören sich langsam angesäuselt an und bieten uns beim Abgang eine ordentliche Show. Unser Biertrinker kann kaum noch sprechen und offenbar auch nicht mehr stehen; wenn wir den Worten seiner Frau glauben schenken. Zuerst wird das eine Auto so abgewürgt, dass es von einem anderen Fahrzeug überbrückt werden muss. Der wohl auch nicht mehr nüchterne Clubpräsident steigt in sein 4×4 und fährt ohne Umweg zum hilfsbedürftigen Auto. Ohne Umweg bedeutet in diesem Fall: Direkt über einen Graben mit einer offenen Wasserleitung, danach über einen Abhang mit einer Mauer und schlussendlich entlang einer Hecke. Im Wassergraben und bei der Mauer wird ein unplanmässiger Stopp eingelegt, weil das Fahrzeug kurz schwächelt! Egal, Fahrzeug neu starten und noch mehr Gas geben, ist die Lösung! Wir können uns vor Lachen kaum auf den Stühlen halten. 

 

Da Kevin uns einen guten Mechaniker versprochen hat und wir unser Flattern in den Vorderreifen beheben möchten, bleiben wir am 28. August noch in Mutare. Leider taucht Kevin nicht auf, dafür besuchen wir Petra und reinigen unser Problem-Fach im Mojito noch einmal gründlich. Am Abend erhalten wir wieder Besuch. Ein älteres Paar ist von unserem Fahrzeug fasziniert. Die beiden sind Zimbabwer mit indischen Wurzeln – 1892 seien die Familien aus Indien nach Zimbabwe ausgewandert. 

 

Wir sprechen ausgiebig, erzählen von unserer Reise, den Plänen für die nächsten Tage und geben den beiden eine Visitenkarte. Kurz nachdem sie gegangen sind, erhalten wir eine WhatsApp-Nachricht. Sie möchten uns gerne am nächsten Dienstagabend zum Nachtessen bei ihnen einladen. Überwältig, nehmend wir die Einladung an.

 

Zum Glück taucht Kevin wieder auf und verspricht uns noch Abklärungen bezüglich unserem nächsten Camping-Ziel, er will noch einmal mit dem Mechaniker sprechen und zeigt uns die Herrenkabine im Untergeschoss – offenbar der letzte Ort, wo es noch Wasser gibt (die restlichen Toiletten und Duschen sind unterdessen komplett entwässert). Wir fragen nach der Rechnung, worauf er meint, dass wir das alles am nächsten Tag erledigen können.

 

Am 27. August, gegen neun Uhr, sind wir abfahrbereit. Oder besser, wären wir abfahrbereit, denn Kevin haben wir zwar schon zweimal kurz gesehen, aber er meinte jeweils nur, dass er gleich bei uns sei. Eine Viertelstunde später ist er es auch und informiert uns, dass unser angepeiltes Ziel, die Aberfoyl Lodge kein Camping mehr anbiete. Dafür gäbe es dort in der Nähe einen schönen neuen Campingplatz. Das Camp sei vom örtlichen Energiewerkt und befinde sich in den Bergen beim Wasserkraftwerk. Kevin leitet uns alle Kontakte weiter. Herzlichen Dank, dann machen wir uns auf den Weg. Ach ja – und was ist mit bezahlen? Hm, das sei einfacher, wenn wir wieder zurück sind. Auf die Frage, wie teuer eigentlich das Camping sei, fragt er uns, ob 5 Dollar pro Person und Nacht in Ordnung seien. Sind sie und danke fürs Vertrauen!

 

So fahren wir los. Direkt vorbei am ersten Polizeistopp. Mit kurzem Halt und Wortwechsel beim zweiten Polizeistopp. Beim dritten Polizeistopp werden wir von der Dame noch gefragt, ob sie nicht mitkommen dürfe. Danach habe ich eine fantastische Abkürzung geplant! Wir verlassen die geteerte Strasse und fahren auf unbefestigter Strasse durch einige Dörfer. Kurz später wird die Strasse etwas schmaler und wir halten, um uns einen Überblick zu verschaffen. Ein junger Mann sagt uns, dass dies nicht wirklich der richtige Weg sei, aber dieser auch zum Ziel führe und es mit unserem Auto wahrscheinlich machbar sei. Das tönt doch absolut perfekt! Also fahren wir weiter – sind ja nur 15 Kilometer bis zum Ziel und immerhin sparen wir uns gut 12 Kilometer Weg! Der Weg wird später immer schmaler. Bei einer schwierigen Passage fragen wir Kinder, welche sich sofort um uns versammeln als wir stoppen, ob es hier wirklich weitergeht. Und es geht weiter! Wir fahren durch unzählige Bananenplantage, winken den Leuten und geniessen die Fahrt. 

 

Einige Zeit später kommen wir in der Ortschaft Hauna an und fragen beim vierten Polizeistopp nach dem NRE-Office. Im Office fragen wir Paida nach dem Pungwe B Camp. Paida ist sehr kompetent und erklärt uns, dass NRE die Campsite neu neben dem Hydro Werk erstellt hat. 

 

Was genau ich mir darunter vorstellen müsse, frage ich Paida? 

Paida: Tja, so ein Werk mit Strom und Verteiler. 

Ich: Aber der Campground ist schon nicht direkt dort?

Paida: Ehrlich gesagt; doch – ziemlich direkt beim Unterwerk. 

 

Ich sage ihr, dass ich recht Respekt vor Starkstrom habe, worauf sie meint, wir sollen es doch einmal anschauen gehen. Bezahlen müssen wir aber hier im Office. Wir fahren los und wenden kurz vor dem fünften Polizeistopp wierder. Fünfzehn Kilometer sind es bis zum Werk, dann wieder runter und falls es und gefällt wieder rauf. Macht 45 Kilometer – ziemlich idiotisch! Also fahren wir zurück und buchen eine Nacht. Der Campground ist mit 5 Dollar pro Person und Nacht günstig. Da kriegt man bei Tony’s noch nicht einmal einen Kaffee🙈

 

Wir kehren um, buchen bei Paida den Campground, bezahlen und machen uns wieder auf den Weg. Kurz vor dem fünften Polizeistopp biegen wir links ab und machen uns auf den fünfzehn kilometerlangen Weg zum Camp. Nach zehn Kilometer sind wir froh, dass wir gebucht haben, denn die Strecke ist brutal steil! Den Weg zweimal zu fahren, wäre doof gewesen. Als wir beim Camp ankommen, stehen wir unmittelbar neben einem Wasserwerk, daneben das Unterwerk und daneben der Campground. 

 

Wir werden freudig begrüsst und gleich ins Wasserkraftwerk geführt, wo uns die verantwortliche Person stolz die wohl ausführlichste Wasserkraftwerksführung aller Zeiten gibt! Danach richten wir uns auf dem einen Platz, den wir sehen, ein. Der Campground ist neu, super sauber, schön bepflanzt und direkt am Pungwe River. Trotzdem; mehr als eine Nacht werden wir hier nicht bleiben, denn wir befinden uns knapp 30 Meter neben der Hochspannungsanlage und können die Geräusche der Turbine gut hören🤔

 

Ich begebe mich auf Erkundungstour, begutachte die tadellose Grillstelle und das Flussbett. Nicht in den Sinn kommt es mir, den schönen Weg Richtung Haupthaus zu laufen. Dies übernimmt rund zwei Stunden später Tanja. Als sie zehn Minuten später zurückkehrt, tönt es in etwa so:

 

Tanja: Warst du schon einmal oben?

Cello: Nein- wieso?

Tanja: Komm mal mit!

Cello: Wieso?

Tanja: Komm einfach einmal mit!

Cello: Ok – ist es schön da oben?

Tanja: Wirst überrascht sein…

Wir laufen zusammen hoch

Cello: Ohhh, da gibt es ja noch einen (schöneren) Campground!

Tanja: Wir gehen noch etwas weiter!

Wir laufen weiter hoch

Cello: Ohhh, da gibt es ja noch einen viel schöneren Campground, weit weg vom Werk und mit vier kleinen Häuschen!

 

Tja, das war der Moment, wo wir wieder alles zusammen geräumt, umgeparkt und uns auf dem neuen Platz installiert haben. Gleichzeitig sind wir uns einig, dass wir es hier mehr als eine Nacht aushalten können. Joseph unser Care-Taker kommt sofort angerannt und ich erkläre ihm, dass wir nicht gewusst hätten, dass es noch mehr Plätze gäbe. Er entschuldigt sich, dass er uns nicht den ganzen Campground gezeigt hat und fängt sofort an, alles zu reinigen.

 

Der Platz ist bezüglich Sauberkeit und Freundlichkeit von Joseph kaum zu überbieten. Wir werden mit Feuerholz versorgt, Joseph heizt den Donkey ein, sodass wir heisses Wasser haben, er entlaubt laufend den ganzen Platz und fragt uns gefühlt jede Stunde wie es uns geht und ob wir etwas brauchen. Obwohl wir ihm zehnmal versichern, dass wir nur eine Toilette und Dusche benötigen, schliesst er uns zwei Häuschen auf. Die Toiletten sind ultrasauber und die Duschen haben einen derart geilen Wasserstrahl, dass wir jeweils am liebsten in der Dusche bleiben würden🤩. Elektrizität gibt es hier sowieso ohne Ende, denn wir stehen ja quasi direkt neben der Quelle🙈!

 

Gegen Abend kommt unerwartet noch ein zweites Auto mit Camper an. Kevin (ein anderer Kevin als der Golfclubmanager) und, ich habe den Namen vergessen, sind hier zum Fliegenfischen. Ich habe den Namen vergessen, sagt uns, dass er uns jetzt zum dritten Mal sieht: Zuerst im Gonarezhou Nationalpark, dann im Hillside Golfclub wo er Member ist und nun hier – klein ist die Welt!

 

Obwohl uns Joseph vom Flussbett abrät, weil es zu steil sei, machen wir uns am nächsten Morgen mit Wanderschuhen und Rucksack auf Erkundungstour. Wir klettern über grosse und kleine Steine flussaufwärts. Vorbei an kleinen Wasserfällen und glasklaren Pools. Flankiert werden wir von abertausenden Bananenpflanzen mit Millionen Bananen dran. Immer wieder winken uns Menschen zu und einer bietet uns sogar von seinem wenigen Essen an – herzlicher kann es nicht sein. Als Tanja eineinhalb Stunden oder zwei Kilometer nach dem Start mit beiden Füssen im Fluss landet, beschliessen wir umzukehren. Kurze Zeit später hohle auch ich mir einen nassen Fuss. Trotzdem sind wir uns einig – die Wanderung war einsame Spitze!

Gegen 15:00 Uhr bereite ich unsere Grillstelle vor, als plötzlich jemand vom Fluss heraufklettert und mit mir zu sprechen beginnt. Leider nicht in Englisch und so verstehe ich kein Wort. Aufgrund der Zeichensprache und dem Wort «Streichholz» glaube ich zu verstehen, dass er von mir Feuer will. Aus Mojito hole ich ihm ein Anzündwürfel und versuche ihm zu erklären, dass ich nur ein Feuerzeug habe und ihm dies nicht geben kann. Also huscht er im Wald den Hang hinauf zum Donkey und kommt mit zwei glühenden Hölzern zurück. Als er meine Feuerstelle anzünden will, verstehen wir langsam was er meint: er will für uns Feuer machen! Nett, aber leider noch etwas zu früh. Als er meine Zeichensprache versteht, will er sich wieder auf den Weg machen. Gerührt wollen wir ihm etwas geben und holen ein Tonic Water aus dem Kühlschrank. Dankend nimmt er es an und verschwindet wieder. Kurze Zeit später steht er wieder vor uns und will uns Ingwer überreichen. Wir versuchen ihm zu erklären, dass wir bereits genügen Ingwer hätten, was er nicht wirklich versteht. Als ich ihn barfuss sehe, kommt mir in den Sinn, dass ich noch meine alten Salomon-Trekkingschuhe habe. 

 

Einschub 1: Meine hoch geliebten Salomon-Trekking-Schuhe, haben leider das Ende der Lebenszeit erreicht – zumindest für uns. Die Vordersohlen lösen sich langsam und der Innenraum riecht nicht mehr so angenehm. In heimischen Breitengraden wären diese wahrscheinlich schon vor Monaten in den Müll gewandert. Hier in Zimbabwe halten die Schuhe wahrscheinlich noch mindestens 10 Jahre. Anfänglich haben wir uns geschämt, angefangene oder für uns wertlose, manchmal kaputte Sachen wegzugeben. Inzwischen haben wir jedoch gelernt, welchen hohen Wert diese Sachen hier noch haben und geben sie weiter. Das geht von alten Schuhen und Kleidern über angefangene oder für uns am Lebensende befindende Lebensmittel (was sehr selten ist), bis zu leeren fünf-Liter-Wasserkanister, welche auf dem Land quasi Gold wert sind. 

 

Zurück zu den Salomon: Er kann sein Glück kaum fassen und bedankt sich immer wieder. Irgendwann rennt er weg, um kurz darauf mit einem anderen Herrn wieder zurückzukommen. Unser erster Gedanke; Weltklasse, jetzt will jeder etwas von uns!

 

Einschub 2: Egal wo wir stehen oder wo wir sind, die Leute interessieren sich für uns. Für uns ist es oft ungewohnt, dass jemand einfach zu uns kommt und mit uns sprechen will. Je ärmer die Leute sind, desto spezieller ist die Situation. Meist denken wir, dass man etwas von uns will, was es natürlich auch gibt. In den meisten Fällen freuen sich die Leute aber einfach, dass wir hier sind, interessieren sich für uns und sind stolz, wenn wir ihnen sagen, dass wir die Freundlichkeit der Leute schätzen und Zimbabwe ein wunderschönes Land finden.

 

Zurück zu den Beiden: Sie setzen sich vor uns hin und der neu dazugekommene erklärt uns, dass er als Übersetzer gerufen wurde. Er erklärt uns, dass wir dem jungen Herrn so unglaublich Freude gemacht hätten, dass dieser es kaum glauben könne. Da er so gut wie nichts besitze, möchte er uns den wenigen Ingwer schenken, welchen er dabeihabe. Er erklärt uns, dass Ingwer ein Medikament sei, welches Corona heile, Kopfschmerzen besiege und Augenkrankheiten vorbeuge. Noch gerührter als vorher, erklären wir ihm, dass wir Ingwer lieben und deshalb auch schon ziemlich viel mitführen. Aus diesem Grund würde der Ingwer bei uns nur verderben, weshalb er ihn lieber behalten solle. Im Herzen nehmen wir jedoch sein Geschenk gerne an und sind gerührt. Als er das mit dem Herzen versteht, kommen ihm fast die Tränen und wir wissen, dass die Salomon an einem guten Ort sind.

 

Als wir die Luke am 29. August öffnen, ist es kalt und es regnet. Nicht umsonst ist die Gegend hier die fruchtbarste von Zimbabwe. Für uns ist es ein Zeichen weiterzuziehen. Statt wie vorgesehen in den Nyanga Nationalpark zu fahren, machen wir uns auf Richtung Mutare. Der Nebel ist streckenweise unglaublich dicht. Wandern ist unmöglich und auch Camping macht so weniger Spass. Wir checken deshalb heute nach 100 Nächten wieder einmal in einem Hotel ein. Die La Rochelle Country Lodge wurde uns von jemandem in Botswana empfohlen und der Zufall will es, dass die Lodge auf unserem Weg Richtung Mutare liegt. 

 

Aktuell geniessen wir unser Zimmer. Tanja recherchiert und schaut auf dem Bett Fernseher und ich blogge und nutze gleichzeitig die Steckdose für ausgiebige Luftzufuhr oder auch föhnen genannt!

Ich war zu faul um den Blog online zu stellen – also geht es weiter… Am Abend sind wir die einzigen im Restaurant, wohl im ganzen Hotel. Die Lounge, das Feuer und das Restaurant haben wir für uns und schlemmen ausgiebig; sensationelles Beef steht auf dem Programm.

 

Am nächsten Morgen zeigt sich die Sonne noch nicht, aber es hat zumindest aufgehört zu regnen. Wir erkunden zuerst die Orchideen-Halle und danach den botanischen Garten. Bei den Orchideen stossen wir auf den Chefgärtner, welcher uns alles über seine Schützlinge erzählt. 

Einen Tag früher als geplant, am 30. August fahren wir wieder nach Mutare. Das Wetter hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht, dafür haben wir jetzt mehr Zeit für Mojito in Ordnung zu bringen, Wäsche zu waschen (oder besser waschen zu lassen) und den Covid-Test zu machen, welchen wir für den bevorstehenden Grenzübertritt benötigen.

 

Ausserdem findet heute noch das grosse Wiedersehen mit Heidi und Werni statt. Sie wollen ebenfalls am 2. September über die Grenze und so treffen wir uns auf dem Campground des Hillside Golfclubs. 

 

Am Dienstag stehen wir früh auf, bringen zuerst die Wäsche in den Waschsalon und machen uns dann auf den Weg in die Garage. Mojito erhält endlich vier ausgewuchtete Räder. Ausserdem noch neue Bremsscheiben bei den Vorderrädern und ein minimal kleines Loch im linken Vorderreifen wird versiegelt. Offensichtlich müssen wir uns auch bald mit der Anschaffung von mindestens zwei neuen Pneus befassen🙈. Immerhin zeigt das Auswuchten bei der anschliessenden Testfahrt Wirkung; endlich ist das Vibrieren bei Tempo 80 und beim Bremsen weg! 

 

Kurz vor vier Uhr fahren wir zu Aruna und Kwasi, dem Paar, welches uns netterweise eingeladen hat. Zum gleichen Zeitpunkt kommen noch die zweiten Gäste, Mette und Andreas an. Mette ist Dänin und Andreas Deutscher; beide leben schon lange in Zimbabwe. Wir geniessen einen sensationellen Abend mit sensationellem Essen! Herzlichen Dank Aruna und Kwasi für diesen fantastischen Abend! Wenn wir wegen der Polizeisperre nicht schon um 18:30 Uhr hätten zu Hause sein müssen (ok, wir waren auch so erst um 20:00 zu Hause, da die Zeit im Fluge verging), sässen wir wohl noch heute bei euch🤪🙈🤣. Zum Abschluss haben wir von den beiden noch Kwasis-Hardcore-Mega-Leckere-Chili-Sause erhalten: Die Kwasi Moto!

Heute ist es Mittwoch der 1. September 2021 – unglaublich wie schnell die Zeit vergeht. Als erstes holen wir unsere Covid-Testresultate ab; glücklicherweise sind wir weiterhin coronafrei. Danach geht’s zum Einkauf und dann wieder zurück zum Camp. Hier treffen wir noch Vorbereitungen für den bevorstehenden Grenzübertritt nach Mosambik. 

 

Zur Feier des Tages haben wir für den Abend im Spar einen Schokoladenkuchen gekauft; nicht ganz sooooo lecker wie Tony’s Kuchen aber immerhin kostet ja das Stück umgerechnet auch nur rund 55 Cent statt 14 Dollar🤪. Begleitet werden wir die ganze Zeit von unserer Hauskatze Lucy. Als wir zu Bett gehen ist es draussen frisch und es windet ordentlich. Zum ersten Mal steigt Lucy auf unsere Treppe und huscht in Mojito. Sie wieder rauszubekommen ist schwierig und das anschliessende Miauen vor unserem Haus ist herzzerreissend. Also steige ich wieder aus und baue Lucy mit den Stühlen und der Hängematte ein Zuhause gegen Wind und Kälte. Tanja legt Lucy noch ein Tuch auf den Stuhl, damit sie sicher nicht friert. Trotzdem schaut uns Lucy in der Nacht bei Wasserlassvorgängen vorwurfsvoll aus ihrem Versteck an. Falls wir wieder kommen, gibt es also nur eine Lösung: Lucy wird fünf Mal schamponiert und ordentlich unter fliessendem Wasser gewaschen – dann kann sie bei uns übernachten😍.

Vorschau: Am 2. September 2021 fahren wir zur Grenze Zimbabwe/Mosambik. Es braucht Geduld aber schlussendlich fahren wir los Richtung Strand, Beach, Playa🤩😎🥰.

Allgemein

Wenn wir durch Städte und übers Land fahren, winken uns viele Leute zu. Die Menschen sind unglaublich freundlich und wir fühlen uns sehr willkommen. Sie sagen uns immer wieder, wie schön es ist, dass wir hier sind und sie sind stolz, wenn wir sagen, wie schön Zimbabwe ist und wie freundlich die Leute sind. Wenn wir auf einem Parkplatz stehen, kommen immer wieder Leute zu uns und erkundigen sich, woher wir sind und wollen unser Fahrzeug sehen. Mojito ist bestimmt schon auf zwei Millionen Bildern verewigt. Hin und wieder passiert es, dass uns jemand irgendwo schon gesehen hat und uns dies stolz mitteilt. Mitten in Bulawayo wurden wir von einem Herrn gefragt, ob wir heute wieder in seinen Laden kommen. Ich möchte zwar nicht am Strassenrand wild übernachten (das liegt aber wohl eher daran, dass ich ein Schisshase bin), aber wir fühlen uns generell sehr sicher. 

 

Die Horrorstories der Polizeikontrollen sind glücklicherweise alter Kaffee. Während man früher an jeder Kontrolle Wagenpapiere, Führerausweis, Versicherung, Feuerlöscher, Pannendreieck und alles Mögliche zeigen musste und in 99% der Fälle für irgendetwas eine Busse zahlen musste, ist unsere Statistik wie folgt:

 

Kontrollen pro Fahrtag: Zwischen 2 und 11 

Durchgewunken ohne kontrolliert zu werden: 62,6 % oder 144 Mal

Angehalten und gefragt, wie es uns geht und wohin wir fahren: 29,6 % oder 68 Mal

Angehalten und gefragt, wie es uns geht und wohin wir fahren und ob wir etwas aus der Schweiz oder sonst etwas für sie hätten: 6,5 % oder 15 Mal

Angehalten und gefragt, wie es uns geht und wohin wir fahren und ob wir alle Wagenpapiere hätten (aber diese nicht sehen wollten): 0,43% oder 1 Mal

Angehalten und gefragt, wie es uns geht und wohin wir fahren und tatsächlich den Führerausweis sehen wollte: 0,43% oder 1 Mal (Ich habe der Polizistin meinen Ausweis und die ID gegeben. Sie wollte jedoch Tanjas Dokumente sehen. Als wir sie darauf hingewiesen haben, dass das Steuerrad links ist, war sie so verlegen, dass wir die Dokumente ungesichtet zurück bekamen)

Angehalten und gefragt, wie es uns geht und wohin wir fahren und mit uns mitfahren wollte: 0,43% oder 1 Mal 

 

Anm.d.Red.: Bei den obigen Zahlen handelt es sich um eine Schätzung, welche ziemlich der Wahrheit entsprechen dürften😉.

Special: Fotos und ein Film

Und weil es so knapp war, noch einmal Mojito in Schräglage

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Ursi
Ursi
3 years ago

Unglaublich, was ihr alles erdulden oder erleben dürft! Ihr müsst ja Nerven und Geduld wie Drahtseile haben. Für uns Daheimgebliebene kaum vorstellbar. Hebed sorg und bliebed gsund. ❤ ♥️

Ursi
Ursi
3 years ago

Ev. Blog 22- TWE T5 auf Nr. 23 ändern!🙄

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Ruedi Leu
Ruedi Leu
3 years ago

Danke für die interessanten Schilderungen. Man kann sich gut vorstellen was und wie ihr so alles seht und erlebt. Weiterhin viel Spass wünscht de Ruedi