Es ist 8.00 Uhr morgens als unsere Eurowings-Maschine nach einem angenehmen 10.5 Stunden Flug die Türen am Flughafen in Windhoek öffnet. Als wir die Treppen zum Rollfeld besteigen, strömt uns bereits die heisse Luft Afrikas entgegen und uns wird bewusst, dass die nächsten Monate eine “heisse Angelegenheit” werden. Heute ist der 18. November 2020. Der Flughafen gleicht einem Geisterort; es befinden sich lediglich zwei geparkte Flieger auf dem Rollfeld, wovon eines unsere Maschine aus Deutschland ist. Germanwings flieg als einzige europäische Gesellschaft aktuell dreimal die Woche von Frankfurt nach Namibia. Somit kann man sich ausrechnen, dass sich quasi fast keine Touristen im Land befinden, was uns in den ersten Wochen sehr stark bewusst wird.
Nach einem kurzen Fussmarsch über das Rollfeld, treffen wir leicht verschwitzt aber überglücklich in der Flughafenhalle direkt beim Zoll ein. Jetzt noch die letzte Hürde nehmen und ein letztes Mal hoffen, dass alles gut geht und dann haben wir es geschafft; mit einem freundlichen “Welcome to Namibia”, begrüsst mich der Zöllner nachdem er all meine Unterlagen gründlich geprüft und mir den ersten Stempel in meinen noch komplett ungebrauchten Pass reingedrückt hat. Phuuuu, ich atme kurz ganz tief durch und blicke zurück zu Marcel, welcher das Vergnügen mit einer etwas harscheren Dame am Schalter nebenan hat. Aber diese Hürde meistern wir und auch er darf glücklicherweise einreisen 😉 Danach geht alles für afrikanische Verhältnisse Ruck-Zuck.
Von einem Fahrer unserer Lodge, auf der wir uns die nächsten Tage einquartieren, werden wir schon mit einem Schild mit unseren Namen erwartet. Die rund 40 minütige Fahrt zeigt uns ein erstes, positives Bild von dem Land, in welchem wir die nächsten Woche/Monate verbringen werden. Noch vor 10 Uhr treffen wir auf der Onjala Lodge nähe Windhoek ein und werden freundlich vom Personal begrüsst. Wir sind an diesem Datum die einzigen Gäste auf der grossen und wunderschönen Onjala Lodge, was schon ein komisches Gefühl ist. Aber wir kennen das ja noch gut von der Zeit in Zürich, als wir praktisch alleine den letzten Monat im Hotel verbracht haben.
Heiner, der Manager der Lodge (ein guter Freund von unserem Autobauer Tom), gesellt sich gegen Mittag in dem von Palmen gesäumten Garten zu uns. Marcel und ich sind super gespannt auf ihn und seine Geschichten und freuen uns enorm, Heiner kennenzulernen. Tom hat uns im Vorfeld ja schon viel über Heiner erzählt. Die ersten Biere (wen erstaunts:) gehen über die Theke und wir verbringen einen amüsanten Nachmittag zusammen.
Gegen 15.30 Uhr klingelt Heiners Telefon: Werner, ein guter Freund von ihm, welcher aktuell für ein paar Tage auf die Jagd-Farm vom Nachbarn aufpasst, bittet ihn um Hilfe. Es müsse ein Tier geschossen werden damit die Angestellten für die nächsten Tage eine Mahlzeit haben. Heiner, der offenbar ein guter Schütze ist, willigt ein und versichert ihm, ihn gegen 17.00 Uhr auf der Farm abzuholen um gemeinsam auf Jagd zu gehen. Wir freuen uns sehr darüber, als er uns anbietet, ihn zu begleiten und auch gleich Werner kennenzulernen.
Wir stellen uns auf ein paar Stunden im Revier herumfahren und nach Tieren ausschau halten ein. Heiner lässt sich von den Angestellten eine Kühlbox mit Bier bereitstellen (nicht das wir in der Hitze noch verdursten müssen ;)). Die Flinte im Auto zwischen Fahrer- und Beifahrersitz verstaut, machen wir uns auf dem Weg zum Nachbargrundstück und passieren nach 10 Minuten das Eingangstor. Es handelt sich in Namibia meistens um riesengrosse Anwesen, bei welchen man vom Tor bis zum Haupthaus noch ein paar Kilometer zurücklegen muss, so auch in diesem Fall. Heiner stoppt seinen Toyota urplötzlich, kuppelt aus und zückt zugleich sein Gewehr welches er in der nächsten Sekunde auch schon zu seiner heruntergekurbelten Windschutzscheibe raushält. Da steht ein Oryx (Spiessbock), äussert er mit leicht erhöhter Stimme. Die ganze Situation ging so rapide, dass ich auf dem Rücksitz fast nicht so schnell schauen konnte, ehe die ganze Situation auch schon erledigt war. Sein Auto setzte er wieder in Gang und wir fahren die Schotterstrasse weiter rauf und blicken uns den erlegten Oryx an. Was für ein schönes und mächtiges Tier, welches den Angestellten die nächsten Tage über die Runden hilft.
Als wir bei der Farm und Werner ankommen, erwartet er uns schon sehnsüchtig und freut sich auf die Pirsch und ein paar kühle Bier mit uns. Nach der Hiobsbotschaft, dass die Jagd bereits zu ende war bevor sie begonnen hat, musste er laut lachen und war zugleich ein wenig enttäuscht. Damit die Kühlbox nicht vergebens gepackt wurde und das Flüssigbrot nicht warm wird, “verspeisen” wir es bei spannenden Gesprächen in seinem Garten. Harte Arbeit soll ja auch belohnt werden 😉 Während dessen, schlachten die Arbeiter in der Halle nebenan das Tier. Was super erstaunlich und auch schön zu sehen ist, ist dass jedes noch so kleine Teil vom Tier verwendet und rein gar nix weggeschmissen wird.
Das waren somit unsere ersten überaus ereignisreichen Stunden in Namibia.
Die nächsten Tage verbringen wir auf der charmanten Onjala Lodge mit vielen aufschlussreichen Gesprächen mit Heiner, Peter (dem Besitzer der Lodge) und seiner Familie. Essenstechnisch werden wir hier unglaublich verwöhnt, was für uns Fluch und Segen zugleich ist. Wir sind ja froh, dass der Küchenchef nach unserem Gusto kocht, aber für unsere Figur ist das nicht wirklich förderlich ;).
Da unser Mojito erst Anfang Januar mit dem Schiff in Namibia ankommt, dürfen wir in der Zeit zur Überbrückung ein Fahrzeug von Tom ausleihen mit welchem wir auch beinahe täglich auf dem grossen Anwesen von Onjala auf Erkundungstour gehen und viele Tiere wie Giraffen, Zebras, Kudus, Springböcke, Paviane, sowie Hakuna Matata Tiere (wie wir sie nennen – eigentlich Warzenschweine) beobachten können. Natürlich waren wir auch schon zu Fuss mit Rucksack und viel Wasser ausgestattet auf den unendlich vielen “Wanderwegen” des Grundstückes unterwegs, jedoch wird es von Tag zu Tag heisser und wir musste unsere Walks jeweils nach circa 7 Kilometer unter der brütenden Hitze Namibias von über 38 Grad abbrechen.
Ein weiteres Highlight was wir auf der Lodge erleben durften, war ein Flug mit Tino, dem 17-jährigen Sohn von Peter (dem Besitzer der Lodge) und seinem Gyrocopter. Ein Gyrocopter, auch Tragschrauber genannt, ist ein Drehflügler, der in seiner Funktionsweise einem Hubschrauber ähnelt. Jedoch wird hier der Rotor nicht durch ein Triebwerk angetrieben, sondern bei nach hinten geneigten Rotorachsen passiv durch den Fahrtwind in Drehung versetzt, wobei durch das Tragflächenprofil der Rotorblätter schon bei langsamem Vorwärtsflug der nötige Auftrieb entsteht. Der Vortrieb erfolgt, wie beim Starrflügelflugzeug, meist durch ein Propellertriebwerk.
Tausend Dank Tino für dieses einmalige, unvergessliche Erlebnis. Schon erstaunlich die Gegend mal aus der Luft sehen zu können. Wir sind noch immer geflasht von diesem privaten Rundflug!
Mit Heiner schmieden wir die Tage Pläne für eine gemeinsame Tour mit Toms Fahrzeugen welche zwei Wochen dauern (sollte). Sollte steht absichtlich in Klammern, da die Tour vorzeitig abgebrochen wurde; aber dazu später mehr. Nach langem hin und her, wurde dann ein Abfahrtstermin festgelegt, auf welchen wir “hingebibert” haben. Nach 10 Tagen auf der Lodge waren wir bereit, endlich mehr vom Land zu sehen. Heiner hat für uns eine zweiwöchige Tour zusammengestellt auf welcher uns sein 16-Jähriger Sohn begleiten wird. (Ja, ja, wir wissen es ja selber, viele von euch können sich das oben erwähnte (sollte) jetzt schon denken 😉
Am Donnerstag Morgen machen wir uns mit unseren Fahrzeugen auf den Weg nach Windhoek, da wir noch in eine Autogarage müssen um die Klima-Flüssigkeit oder was es auch immer ist, von unserem Big Boy auffüllen und die Zentralverriegelung reparieren zu lassen. Wir haben uns bereits auf einen langen Tag eingestellt, da wir schon vieles über die afrikanische Mentalität gehört haben, aber irgendwie sind wir noch immer in unserem Schweizer-Trott gefangen, welchen wir auch nicht so schnell ablegen können 😉 Zwei Stunden würden die Mechaniker brauchen um alles zu begutachten und zu reparieren, wir sollen doch noch in die Shopping-Mall gehen, die sich ganz in der Nähe befindet.
Gesagt – getan! Ein Angestellter der Werkstatt fährt uns um zehn Uhr dahin und versichert uns, uns dort um Punkt Zwölf wieder abzuholen. Für die Fahrt dorthin bekommt er natürlich ein gutes “Trinkgeld” von uns, wobei er den Ausdruck wahrscheinlich zu wortwörtlich genommen hat 😉 Uns war von Beginn an klar, dass die Uhren in Afrika anders ticken, aber mit einer verspäteten Abholung von 45 Minuten (wartend in der brütenden Hitze) haben wir dann doch nicht gerechnet. Naja, eine gute Übung um uns dem Lifestyle hier anzupassen. Zurück in der Autogarage war das Problem noch nicht behoben, immerhin wurde die Zentralverriegelung repariert. Noch wichtiger ist jedoch die Klimaanlage, da es unter der Sommer-Sonne Namibias ohne diese keine 10 Minuten aushaltbar ist. Zuerst wurde uns gesagt, dass etwas kaputt sei und die Reparatur nicht so schnell erledigt werden kann, da sie zuerst das Problem finden müssen. Ausserdem könne die Angelegenheit extrem teuer werden, da es nach einem grösseren Problem aussehe. Nach einem kurzen Telefonat nach Deutschland mit Tom versicherte uns dieser, dass es sich nicht um ein grösseres Problem handen kann und lediglich die Flüssigkeit nachgefüllt werden muss, was wir den Mechanikern auch so weitergeleitet haben. Das Nachfüllmittel war in der Garage auch vorhanden, jedoch nicht der Stutzen für die Befüllung. Sie müssen das Auto in eine andere Garage bringen, welche im Besitz dieses Ventils ist, aber diese mache bis 14.00 Uhr Mittagspause. Lange Rede kurzer Sinn, für uns bedeutet dies, weitere vier Stunden dort auszuharren und zu hoffen, dass es gefixt werden kann. Um 16.30 Uhr hatten wir unser Gefährt wieder zurück und siehe da, die Klimaanlage funktionierte wieder 😉 Die Nacht auf Freitag verbringen wir in Windhoek damit wir früh morgens ready sind für die Ausflugsfahrt.
Nach einem kurzen (oder besser gesagt längeren) Tankstopp an der nahegelegenen Tankstelle, starten wir zu viert unsere Tour. Aber ich will euch nicht langweilen, wie gesagt, die Uhr tickt hier etwas anders, was unserem Gemüt ja eigentlich auch gar nicht schadet 😉
Wir fahren über Schotterpisten durch die unendlichen Weiten Namibias nach Solitaire wo wir einen der besten Apfelkuchen des Landes – so sagt man – geniessen. Solitaire ist eine private Kleinstsiedlung im zentralen Namibia am Rande des Namib-Naukluft-Parks. Das kleine Wüstendorf liegt strategisch günstig an zwei wichtigen Fernstrassen in einem sehr dünn besiedelten Gebiet Namibias und wird daher von vielen Reisenden als Zwischenstopp und Auftankstation für Auto und Mensch genutzt. Solitaire selber besteht nur aus einer Tankstelle, einem Laden, einer Kapelle und einer Bäckerei mit angegliedertem Cafe, welches eben diesen weltberühmten Apfelkuchen serviert. Eine Lodge und ein Zeltplatz komplettieren Solitaire.
Weiter geht es zu unserer ersten Unterkunft, der Desert Hills Lodge in der Nähe von Sesriem. Aus der Ferne sieht die Desert Hills Lodge aus wie eine Formation geselliger Webernester, die auf einem Felsvorsprung errichtet wurden (für die nicht Zoologen unter uns; das ist eine Vogelart). Gelb gedeckte Hütten, wie die des alten San-Volkes. Perfekt angeordnet und gut in de Hintergrund der von tiefen Felsspalten durchzogenen, trockenen Weite der Wüste eingebettet. Offener Himmel. Unnahbare Berge. Panoramablick. Umgeben von der puren Natur.
Nach einer erholsamen Nacht in unserem atemberaubenden Bungalow auf Stelzen, machen wir uns auf dem Weg in Richtung Sossusvlei, wo wir die roten Sanddünen der Namib, der ältesten Wüste der Welt, besuchen wollen. Sie gehört zum Namib Naukluft Park und ist mit einer Gesamtfläche von rund 50’000 Quadratkilometern das grösste Naturschutzgebiet von Namibia.
Wir übernachten dafür zweimal im Taleni Sossusvlei Desert Camp, damit wir frühmorgens direkt in den Park fahren können. Das Tor zum Park wird jeweils zu Sonnenaufgang geöffnet und man muss das Areal zu Sonnenuntergang wieder verlassen haben. Am nächsten Morgen fahren wir durch den Park zum Parkplatz. Von hier aus ist Schluss für die normalen PW’s; hier startet der eigentliche 4×4 Track. Die Piste führt nämlich die letzten fünf Kilometer durch tiefen Sand. Für unsere Fahrzeuge von Tom’s Fahrzeugtechnik natürlich quasi das optimale Gelände und problemlos machbar.
Die Erfahrung war unglaublich für uns, insbesondere, weil wir praktisch alleine im Park waren. Ohne Corona wären hier kurz nach Sonnenaufgang schon hunderte Personen die Dünen hoch und runtergelaufen und zu Deadvlei gewandert. Wir erfreuen uns an der wundervolle Dünenlandschaft und wandern barfuss am Fusse einer der höchsten Sanddünen der Welt mit rund 380 Meter Höhe.
Zurück im Camp, einem leckeren von Heiner auf dem offenen Feuer zubereiteten Nachtessen, ein paar Bier und einer entspannenden Nacht, sind wir bereit für die Weiterreise nach Swakopmund. Swakopmund ist eine Küstenstadt in Namibia, westlich der Hauptstadt Windhoek. Seine Sandstrände liegen am Atlantik. Die Stadt wurde 1892 von deutschen Kolonisten gegründet. Dort erwarten uns erstmal tiefere Temperaturen welche sich um die 20 Grad bewegen. Brrrrr, richtig frisch hier für uns nachdem wir die letzten Tage in der Namib Wüste waren 😉
Trailer Sossusvlei und Deadvlei
Und der Film Sossusvlei und Deadvlei
Wir bummeln ein wenig durch die Stadt und geniessen es mal wieder, in der Zivilisation zu sein. Am Tag darauf cruisen wir an der Küste weiter hoch in Richtung Norden wo wir auf zwei verschiedenen Campingplätze die Nächte verbringen und uns die Tage mit fischen am Strand um die Ohren schlagen. Die Tage sind super gemütlich und man kann es kaum fassen, Cello sowie Heiner und sein Sohn haben jeweils einen Kabeljau aus dem Atlantik gezogen, welche wir dann Abends nach der Austern-Vorspeise grilliert und verspeist haben.
Am Tag darauf bewegen wir uns wieder mehr ins Landesinnere, wo Heiner Freecamping irgendwo an einem schönen Ort mit uns geplant hat. Wir fahren erneut Kilometer für Kilometer über Schotterpisten und geniessen die umwerfende Landschaft Namibias, welche sich alle paar Meilen verändert. Irgendwo biegen wir nach rechts ab und Heiner teilt uns mit, dass wir nun zu einem Spot fahren an dem es keinen stört, dass wir dort in der Natur übernachten. Die Chancen an diesem Platz stehen gut, wilde Elefanten anzutreffen. Wir freuen uns wie kleine Kinder und hoffen auch fest darauf, dass es dort ein paar schattenspendende Bäume gibt, da draussen das Thermometer wieder ins unermessliche steigt…
Wir haben ja schon viel an Schotterpisten erlebt, aber nach dieser Abzweigen schüttelt es uns nochmals so richtig durch. Nach rund 15 Minuten Fahrt stoppen wir ganz kurz, um die Landschaft zu bestaunen. Wir unterhalten uns mit Heiner im Auto vor uns über Funk, was stets sehr hilfreich ist und speziell in diesem Moment. Cello sitzt am Steuer und nachdem wir uns die Gegend angeschaut haben, soll die Fahrt weitergehen. Genau, soll…. 🙂 Marcel sagt zu mir, dass das Cockpit ausschaut wie ein Weihnachtsbaum und so ziemlich alle Lichter aufleuchten würden, die es gibt! Nachdem ich kurz an einen Scherz gedacht habe, da wir abgelegener als hier gar nicht sein können, sehe ich die Lichter selber in meinem Augenwinkel…
Durch den Funk informiere ich Heiner, dass er bitte kurz stoppen soll, da wir wahrscheinlich ein kleineres Problemchen haben 😉 Cello möchte den Motor nicht ausschalten, da es ja sein könnte, dass er nicht mehr anspringt – und das hier im Nirvana. Nach Rücksprache mit Heiner und in der Hoffnung, dass die Lichter wieder löschen, haben wir es jedoch doch getan. Nun ja, es kam wie es kommen musste, wir standen hunderte Kilometer abseits der Zivilisation und unsere Karre springt nicht mehr an… Das einzige Geräusch was wir vernehmen, wenn wir die Zündung drehen, war: Klick, klack… Wie Profis das so machen, schauen wir unter der Kühlerhaube und unter dem Auto, ob wir was auffälliges entdecken; aber leider fällt uns bei der Begutachtung nichts auf.
Zugegebenermassen sind wir ja alle auch keine Mechaniker oder Elektroniker 🙂 Also holen wir unser Abschleppseil raus und bereiten alles vor, um uns wieder aus dem Schlamassel zu ziehen. Heiner bittet uns zuerst noch darum, das Auto kurz anzuschieben um zu schauen, ob es vielleicht so noch anspringt. Zum guten Glück haben wir ganz leicht Bergabwärts gestanden, sodass wir die Karre zu zweit anschieben. Und siehe da, der Motor geht wieder an, aber die Lichter brennen alle noch immer wie die Kerzen am Weihnachtsbaum. Nichts desto trotz, immer noch angenehmer als uns 150 Kilometer abseits der Zivilisation abzuschleppen.
Nachdem der Motor wieder läuft, prüfen wir unsere Kühlwassertemperatur und den Öldruck. Beide sind im grünen Bereich und somit entschliessen wir uns, den Weg zum nächst Dorf mit einer Autowerkstatt zu fahren. Nach der Hälfte der Strecke meldet uns Heiner über den Funk, ebenfalls Probleme mit seinen Leuchten im Cockpit zu haben; dieselben Lichter welche bei uns aufflackern. Was für ein Zufall, das identische Problem bei zwei Fahrzeugen innert wenigen Kilometern. Da auch bei ihm die Temperatur sowie der Öldruck völlig in Ordnung zu sein scheinen, knattern wir die 100 Kilometer weiter zur nächsten Werkstatt, bei der wir zu unserem Glück noch vor 17.00 Uhr ankommen. Um diese Zeit wird hier nämlich die Arbeit in den Autogaragen niedergelegt und man muss bis zum nächsten Tag warten.
Der Unterschied zwischen unserem und Heiners Auto war, dass seines noch startete und unseres sobald wir es ausgemacht haben, nicht mehr gezündet hat. Es ertönte immer wieder nur dieses Klick-Klack. Viele Männer stecken ratlos ihre Köpfe in unseren und Heiners Motorraum und wir versuchen gleichzeitig das Problem mit einem Telefonat nach Deutschland zu regeln. Für die brennenden Lichter am Cockpit muss wohl die Lichtanlage schuld sein, welche per Zufall bei beiden Autos spuckt und bei unserem Auto ist gleichzeitig noch ein Kabel durchgeschmort was auch der Grund ist, warum wir ihn nicht mehr angebracht haben. Nach langem hin und her, wurde bei uns das Kabel ausgetauscht und wir entscheiden uns, am nächsten Tag in eine weitere Werkstatt anzusteuern, wo auch die Elektronik nochmals geprüft werden kann. Gesagt, getan; am nächsten Morgen fahren wir zur Werkstatt in Outjo und lassen nochmals alles durchchecken. Das Problem scheint bei Big Boy (unserem Auto) etwas grösser zu sein, da er kaum angekommen, wieder nicht anspringen will. Offensichtlich befindet sich permanent Strom auf dem Anlasser, was den Anlasser komplett zerstören könnte. Damit dies nicht passiert, wird ein kleiner Schalter eingebaut, welchen wir vor dem Starten unter der Haube jeweils rausziehen und nach dem Anlassen wieder reindrücken müssen. Das ganze ist etwas umständlich, da wir jedesmal beim Ausschalten des Motors die Haube öffnen müssen um Big Boy zu starten. Aber auf alle Fälle immer noch besser als zu riskieren, dass ein noch grösserer Schaden entsteht.
Von Outjo brausen wir zu einem Freund von Heiner der ganz in der Nähe eine Farm besitzt, wo wir auch übernachten dürfen. Axel der aus Deutschland stammt, lebt dort mit seiner Frau June. Nach einem entzückenden Tag mit den beiden, dürfen wir oben auf dem Berg unser Nachtlager mit einer herrlichen Aussicht ins Tal aufbauen.
Am darauffolgenden Tag bewegen wir uns in Richtung Etosha Nationalpark und freuen uns schon riesig auf die vielen Tiere im Park. Zuvor übernachten wir aber nochmals auf einer Lodge direkt vor den Toren des Parkes. Dort lernen wir Hein (der Manager der Lodge) kennen. Ein wirklich interessanter und spannender Typ der uns ein paar Stunden an seine Lippen fesselt. Hein war Teilnehmer von Survivor South Africa in Malaysia und ist selber mit seiner Frau und den Kindern über 13 Jahre lang mit dem Auto durch die Welt gereist. Hein ist ein Abenteurer und hat all die Dinge getan, von denen andere nur in Büchern lesen oder im Fernsehen sehen. Er war ebenfalls unzählige Male ohne Hilfsmittel im afrikanischen Busch und kennt daher erstaunliche Überlebenstechniken, wie zum Beispiel man auf sieben verschiedene Arten Feuer macht. Ebenso hat er ein Buch über Astronomie sowie diverse andere Bücher geschrieben.
Heute ist endlich der Tag gekommen: Wir begeben uns in den Etosha Nationalpark. Nachdem wir die Formalitäten am Eingangstor erledigt haben, machen wir uns auf zum ersten Camp “Okaukuejo”. Dort angekommen und nach einem intensiven Gespräch mit unserem «Reiseleiter”, trennen sich unsere Wege mit Heiner und seinem Sohn. Die beiden machen sich von da aus wieder auf den 700 Kilometer langen Heimweg. Die ganze Situation mit seinem Sohn war von Beginn an schwierig (und wurde zunehmend schwieriger), sodass wir in Etosha gemeinsam entscheiden, unsere Tour alleine weiterzufahren.
Da stehen wir nun und haben drei Tage Nationalpark vor uns. Wir hoffen nur, dass unser Big Boy nicht mehr spuckt, denn dies wäre in einem Park wo man das Fahrzeug nicht verlassen darf, nicht ganz so förderlich 🙂 Wir fahren mit der Schwierigkeit, dass wir den Motor nicht ausschalten oder abwürgen dürfen. Ansonsten müsste einer von uns rausspringen und diesen Knopf unter der Motorhaube für den Wiederstart betätigen, erst dann lässt sich die Karre starten. Und wer will sich denn schon freiwillig in einem grossen Löwengehege frei bewegen 😉
Drei eindrucksvolle Tage verbringen wir in Etosha und sehen und beobachten allerlei Tiere, nur leider wollen die grossen Katzen nicht, dass wir sie entdecken. Keine Löwen, Leoparde oder Geparde kommen uns vor die Linse. Aber gut, ein Grund mehr den Park nochmals mit Mojito zu besuchen, wenn er dann die grosse Reise über den Teich hinter sich hat.
Back on the Road gondeln wir wieder etwas südwärts und verbringen eine Nacht in der Nähe von Grootfontein. Von da aus gehts weiter nach Otjiwarongo, wo wir zu Beginn nur eine Nacht bleiben wollten, jedoch gefällt uns diese Town Lodge so gut, dass wir jetzt den dritten Tag hier sitzen und – wie ihr alle lesen könnt – am Reiseberichte verfassen sind. Cello muss noch den Bericht von Sardinien aufarbeiten. Die Arbeit muss ja irgendwann auch mal wieder erledigt werden, nicht das Cello mir noch den Lohn kürzt ;))). Ich muss zugeben, Marcel musste mich schon an die 2000 Mal in den Hintern treten und wir sind wegen diesem Blog-Zeugs auch schon öfters aneinander geraten die letzten 5 1/2 Monate, da ich viel mehr die Fotografin und Social Media Verantwortliche bin, als die kreativ, überaus witzige Texterin.
Aber was sag ich euch, das habt ihr die letzten paar Zeilen bestimmt auch selber schon festgestellt 😉 Aber ich verspreche euch hoch und heilig, ich gebe mein bestes das Cello die nächsten Berichte wieder für euch verfasst, damit da auch wieder mehr Schwung rein kommt und ihr auch was zu lachen habt! Drückt mir und vor allem auch EUCH ganz fest die Daumen! Ihr dürft Cello natürlich auch proaktiv darum bitten, die Texte künftig wieder selber zu verfassen (das wäre auch für unsere Stimmung enorm förderlich:). Und die Männer unter uns/euch wissen ja wie man so schön sagt: Happy Wife – Happy Life!
Aber nun muss ich mich sowieso entschuldigen, bald startet das letzte Qualifying der Formel 1 in dieser Saison und wenn wir schon mal einen TV im Zimmer haben, muss ich die Chance nutzen und kann es auf gar keinen Fall verpassen.
Heute schreiben wir den 13. Dezember 2020.
Macht Freude, bei euren Erlebnissen dabei sein zu können
Und uns freuts, wenn ihr dabei seid;-)