Wir verbringen viel Zeit in der Hisma Wüste und geniessen das Rote Meer
Für die Kurzleser:
21.2. Auf zum Mushroom Rock, 22.2. Nach einem fulminanten Drohnenflug in den Felsen helfen wir zwei Knaben beim Reifenwechsel und werden zum Kaffee eingeladen; 23.2. Auf zur und in die Wadi Disah; 24.2. Wir verlassen die Wadi und campen vor den Toren Tabuks; 25.2. Es gibt viel zu tun in Tabuk: Ölfilterkauf, Ölwechsel, Wäsche abgeben und einkaufen – die Klimaanlagereparatur verschieben wir auf morgen; 26.2. Nachdem wir einen Lastwagen aus dem Sand gezogen, Wasser getankt & die Klimaanlage repariert haben, verlassen wir Tabuk und campen einmal mehr irgendwo im Nirgendwo; 27.2. Via eindrücklichem Canyon und Kurzbesichtigung der Ortschaft Duba geniessen wir unser letztes Fondue in der Lagune; 28.2. Wir fahren entlang dem crazy NEOM-Projekt-Gebiet, staunen ab den tausenden von Lastwagen und nächtigen auf einer Halbinsel am Meer; 1.3. Der Weg zu unserem Wüsten-Expeditionsausgangspunkt führt uns entlang «The LINE» mitten durchs NEOM-Gebiet. Bevor wir mit Carla & Claudio in die Hisma-Wüste fahren, erfahren wir wieder einmal die Saudische Gastfreundschaft; 2.3. Beim ersten Wüsten-Camp gefällt es uns derart gut, dass wir bleiben und die Gegend zu Fuss erkundigen; 3.3. Ein weiterer Tag in der Hisma-Wüste mit Kaffee bei Wochenend-Beduinen; 4.3. In einer Schlucht werden wir von einer Gruppe Saudis verwöhnt und beschenkt; 5.3. Unser letzter Tag in der Hisma-Wüste; 6.3. Wir treffen Valeria & Lukas beim Flugzeugwrack an der Küste und verbringen die windigste Nacht unserer Reise; 7.3. Der Wind ist krass – wir fliehen gemeinsam nördlich bis zum Schiffswrack; 8.3. Arbeitstag am Strand; 9. und 10.3. Wir «retten» Einheimische am Strand; 11.3. Auf zur Hisma-Wüste; 12. und 13.3. Kreuz & quer, Düne rauf & Düne runter durch die Wüste; 14.3. Wind, Sandsturm und Regen in der Hisma
Für diejenigen mit etwas mehr Zeit:
Weiter geht es am 21. Februar. Nach einer ausgedehnten Verabschiedungszeremonie verlassen wir AlUla und fahren zum Mushroom Rock; einem Felsen, der aussieht wie ein Pilz – logischerweise🫣. Bei einer schönen Felskombination unweit des Mushroom Rocks richten wir uns ein und verschwinden vor Anbruch der Dunkelheit in unserem Zuhause. Wow, sind wir alt geworden – zwei späte Abende und schon ausgeknockt… …und das ohne Alkohol😱!
Ach ja, am Vortag habe ich versucht meine Drohnenflugkünste zu verbessern – mit mässigem Erfolg😩. Als wir kurz nach dem Start am 22. Februar ein Lochfelsen entdecken, will ich in die Drohnenkunstfliegeroberliga aufsteigen! Ich entscheide mich durch das Nadelöhr – ok, das etwas grössere Nadelöhr durchzufliegen. Der Hinflug ist perfekt🤩! …ich hätte es dabei belassen sollen, doch ich will auch den Rückflug wagen! Ob eine Windböe oder eine meiner Zuckungen an der Fernbedienung schuld war, wissen nur die Götter. Auf alle Fälle driftet die Drohne rechts weg und touchiert den Felsen😱. Das Geräusch ist haarsträubend. Ich versuche alles, um vom Felsen wegzukommen, aber die Drohne driftet immer wieder zum Felsen. Krrrrrsschhräääänz, kratzkratz, puff – die Drohne ist abgestürzt🥺!
Auf dem Rücken liegt das arme Ding. Zwei Propeller sind gebrochen und zwei arg zerkratzt. Doch zu unserem Erstaunen; das Teil fliegt mit vier neuen Propellern wieder🤩! Und nein, ich wage selbstverständlich keinen Loch-Durchflug-Versuch mehr🙈🤣!
Auf staubiger Piste fahren wir durch schöne Felslandschaften an Beduinenzelten vorbei. Zwölf Kilometer später enden wir auf der befestigten Strasse und erreichen kurz darauf die Ortschaft Abu Rakah. Dass hier oftmals beidseitig zwei Spuren an Ortschaften vorbei führen und es überall Picknick-Parks gibt, kennen wir. In Abu Rakah gibt es jedoch zwei grosse Parks entlang der Hauptstrasse, einen entlang der Dorfstrasse und einer auf dem Berg. Ausserdem wurden auf dem Berg hunderte kreisartiger Dinger gebaut, die aussehen wie Feuerstellen🧐. Ob es Feuerstellen sein sollen oder ob die Kreisel eine andere Funktion haben, wissen wir nicht. Sollte jemand die Auflösung des Rätsels haben, bitte melden🧐!
Nach ausgiebiger Parkbesichtigungstour verlassen wir Park-City, ähh Abu Rakah. Auch die nächste Ortseinfahrt bietet Faszinierendes: Aus der Ortseinfahrtspur wird plötzlich zweispuriger Gegenverkehr, denn irgendwo kommt rechterhand die Fahrspurunterteilung und noch weiter Rechts befinden sich zwei neue Spuren für die Dorfeinfahrt. Sorry, wer es nicht versteht, möge bitte ein Blick auf das Bild nachfolgende werfen🙈🤣.
Unser nächster Halt ist ein reiner Hilfsstopp: Zwei junge Männer – um nicht zu sagen Kinder – haben eine Reifenpanne. Wir leihen ihnen unseren Wagenheber und Kreuzschlüssel. Während wir den Pneu wechseln, stoppen zwei weitere Autos und ein Herr steigt aus. Nach getaner Arbeit werden wir von ihm zum Kaffee eingeladen und dieses Mal nehme ich die Einladung an.
Dummerweise fährt er in die falsche Richtung los; von dort wo wir hergekommen sind. Als wir ihm folgen, bemerke ich Tanjas weniger freudigen Blick. Im Bewusstsein, dass sie lieber weitergefahren wäre, frage ich, ob sie meine Zusage für eine schlechte Idee hält? Sie meint: Nicht direkt, aber ob ich denn wisse, wo der Herr wohnt? Hmm, so ganz genau nicht und ehrlich gesagt hoffe ich in diesem Moment, dass wir nicht allzu weit zurück fahren. Zehn Kilometer später stellt unser Gastgeber den Blinker und wir fahren in einer kleinen Ortschaft rechts ab. Wir schreiten durch sein Tor und befinden uns in einem grossen Innenhof. Er zeigt auf zwei Gebäude im Areal und erklärt, dass dort seine zwei Frauen wohnen. Danach führt er uns in den grossen Gesellschaftsraum (falls das die falsche Bezeichnung ist, möge man es mir verzeihen😧). Wir geniessen Saudi Kaffee & Tee und versuchen uns mit Zeichensprache und minimalem Arabisch mit Fawaz zu unterhalten. Fawaz zeigt uns einen Film vom Kamel-Melken und erläutert uns sein Programm: Zuerst will er uns das Kamel-Melken zeigen, dann sollen wir gemeinsam essen und dann können wir weiter. Als Tanja den Kindern zum Dank Bonbons gibt, führt Fawaz sie zu einer seiner Frauen. Zurück kommt Tanja mit einer riesigen Box Süssigkeiten🥰.
Anschliessend fahren wir Fawaz mit Mojito erneut hinterher. In einem Farmgebiet stoppen wir und sind hautnah beim Kamele melken dabei. Nachdem die Kameldamen gemolken sind, erhalte ich die Schüssel mit der frischen Kamelmilch. Während ich ansetze, fotografiert und filmt Tanja brav und kämpft gegen den aufsteigenden Brechreiz (Anm.d.Red.: Tanja hat eine ausgesprochen ausgeprägte Milchphobie). Weiter geht es zum Kaffee ins riesige Zelt. Fawaz erklärt uns, dass das hier die Farm seines Freundes sei, da seine Kamele bereits gemolken wurden. Er fragt uns erneut, ob wir Fleisch essen möchten. Wir stimmen zu. Als er und sein Freund uns immer wieder bezüglich Fleisch fragen, sind wir verunsichert, ob die Einladung nur höflicher Natur oder ernst gemeint ist. Um nicht unhöflich zu sein, lehnen wir dieses Mal ab. Die Männer schauen etwas verdutzt drein und lachen.
Weiter geht es mit Fawaz auf seinen Hof. Hier sitzen wir zuerst im neuen Gartenpavillion, wo uns Fawaz erklärt, dass er der Dorfvorsteher, respektive der örtliche Scheich sei. Das hier sei alles seine Farm, wo er Kamele und Ziegen züchtet, Oliven, Orangen und Zitronen anbaut und Olivenöl herstellt. Wir folgen ihm in einen schönen Aufenthaltsraum. Als wir da sitzen und Tee geniessen, meint Fawaz, dass wir doch unbedingt in seinem Gästezimmer übernachten sollen, was wir dankend ablehnen. Kurz darauf kommt einer seiner Mitarbeiter mit einem Sack Zitronen, danach folgt ein anderer mit einem Sack Orangen und ein Dritter bringt uns einen grossen Behälter mit Olivenöl. Wir realisieren, dass das alles für uns ist! Die Versuche, zumindest bei den Zitronen die Anzahl zu reduzieren, scheitern! Nachdem wir die 39 Zitronen und 22 Orangen eingeladen haben, riecht Mojito wie ein Zitrus-Transporter.
Zu Fuss laufen wir einige hundert Meter zu einem Hochstand. Via online-Übersetzer kommunizieren wir weiter. Fawaz sagt uns, dass wir seine ersten ausländischen Gäste seien und er sich riesig über unseren Besuch freue. Wir gehören nun zur Familie und falls wir irgendwo ein Problem haben, sollen wir ihn kontaktieren. Er fragt uns, ob wir Kinder haben, wie Afrika gewesen sei und wie wir die Reise finanzieren. Wir erklären ihm, dass wir gespart und in der Schweiz alles verkauft hätten. Darauf meint Fawaz, dass er beim Militär gearbeitet hätte und nun eine Rente bekomme. Es gehe ihm sehr gut und er würde uns gerne Geld geben🫣. Herzlichen Dank, das ist unglaublich nett und wir fühlen uns geehrt, aber uns geht es ebenfalls sehr gut😍. Irgendwann fragt uns Fawaz noch, wieso wir nicht Mittagessen wollten. Jetzt schauen wir etwas verdutzt drein. Wir erklären ihm, dass es sich offenbar um ein Missverständnis gehandelt hat. Fawaz lacht und wir sind froh, dass sich das Missverständnis geklärt hat und nicht in einem Fauxpas endete. Nach drei schönen Stunden verabschieden wir uns von Fawaz.
Es ist bereits 15:30 Uhr und so beerdigen wir unsern Plan, bis zur Wadi Disah zu fahren. Irgendwo auf einem Plateau neben der Strasse mit traumhafter Sicht ins Tal und die Berge finden wir ein schönes Nachtlager. Als wir die Aussicht geniessen, erhalten wir Besuch von einer Gruppe netter Inder. Sie wohnen seit fünfzehn Jahren in Saudi Arabien und sind aktuell auf einem Roadtrip. Fasziniert von Mojito, zeigen wir ihnen unser Zuhause – leider haben wir vergessen sie zu fragen, ob sie uns die obligaten Gruppenfotos senden können😣.
Auch die Morgenstimmung ist phänomenal! Nach dem obligaten Morgenkaffee fahren wir am 23. Februar ins Tal, tanken Wasser und kurven auf holprigen Umwegen zur Wadi Disah. Unser Ausflug vor der Wadi lohnt sich nicht wirklich. Wir finden zwar Feuerholz und fahren an traumhaften Felsen vorbei, doch die extreme Wellblechstrasse nimmt uns die Freude. Also wenden wir und fahren durch die enge Schlucht der Wadi Disah. Zuerst geht es durch ein paar Wasserstellen, dann folgt Sand und teilweise dichter Schilf – gesäumt von Palmen und faszinierenden Felsen.
Unser Besuch war optimal geplant: Heute ist Donnerstag, die Ruhe vor dem Wochenendsturm – dachten wir. Dummerweise ist es unserer Aufmerksamkeit entgangen, dass gestern Founders-Day war und auch heute viele frei haben. Entsprechend gut besucht ist die Wadi. Je tiefer wir vorstossen, desto weniger Autos begegnen wir. Auch die Inder von gestern kreuzen unseren Weg. Sie fahren gerade raus, als wir tiefer in die Wadi fahren. Sie informieren uns, dass die Wadi um sechs Uhr geschlossen würde und man nicht campen dürfe. Komisch, denn viele Overlander zuvor haben in der Wadi übernachtet. Möglicherweise gilt das Verbot für Zelte oder ist wegen des aktuellen grossen Ansturms.
Wir möchten auf alle Fälle die Nacht in der Wadi verbringen und entscheiden uns deshalb statt für einen exponierten Platz, für ein von Palmen umsäumtes privates Plateau. Während Tanja aktuell kocht, schreibe ich den neuen Blog. Weggeschickt hat uns noch niemand, aber es ist auch erst 16:25 Uhr🙄. Jetzt ist 24:00 Uhr; Entwarnung – bis jetzt kam niemand vorbei.
Und es ist auch niemand gekommen😉. Auf unserem Morgenspaziergang am 24. Februar bewundern wir die unglaublichen Felsen. Irgendwie erinnern sie uns an Bauten von Gaudi in Barcelona. Wobei die Felsen sicher vorher da waren🤣. Aber vielleicht hat sich ja Gaudi hier inspirieren lassen🤔. Egal, wir sind auf alle Fälle schwer beeindruckt!
Unsere Reise führt uns weiter ins Wadi. Nach ein paar Kilometer verlassen wir den trockenen Flusslauf. Während der Fluss rechts in die Berge führt, fahren wir die sandige Piste links weg. Zehn Kilometer später erreichen wir die befestigte Strasse und müssen zuerst Mojitos Reifen pumpen. Danach geht es den Berg hoch und wir nehmen Kurs auf Tabuk. Mojito benötigt dringend einen Ölwechsel und leider ist die Klimaanlage wieder ausgefallen😩.
Da heute Freitag und somit (fast) alles geschlossen ist, beschliessen wir vor den Toren der Stadt ein Camp zu suchen. Einzige Bedingung: Wir brauchen Internet zum bloggen & planen. Einfacher gedacht als getan! Entweder sind wir komplett ausgestellt, oder wir treffen hinter einem Felsen auf ein Beduinen Zelt, oder wir landen in einer Müllhalde, oder wir haben keinen Empfang. Nach etwas mehr als achtzig Minuten Suche, finden wir unseren Platz. Geschützt hinter Felsen, mit tollem Internet-Signal und sogar ein wenig Aussicht! Wir parkieren, geniessen eine Cola und gönnen uns eine Dusche😍. Danach wird am Blog & Instagram gearbeitet.
Am 25. Februar fahren wir nach Tabuk. Mit über 500’000 Einwohnern ist Tabuk gar nicht mal so klein – sogar etwas grösser als Zürich🧐. Unser erster Stopp erfolgt nahe der Stadtgrenze bei einer Tankstelle mit Ölwechsel-Station. Fast alle Tankstellen bieten hier auch Ölwechsel an. Die beiden Mitarbeiter sprechen gut Englisch, sind sehr freundlich, haben das richtige Öl, aber leider keinen Ölfilter. Sie verweisen uns ans Hauptgeschäft. Also fahren wir zweiundzwanzig Kilometer bis zum besagten Ort. Der Herr beim Empfang ist unsympathisch aber freundlich. Ölwechsel können sie gerne machen, aber sie haben schlechteres Öl, als in der kleinen Garage vorher. Wir verstehen die Welt nicht mehr, denn es ist ihre eigene Marke und hier sind wir im grösseren Geschäft.
Egal, es sind schon wieder über zwei Stunden vergangen und so beschliessen wir wenigstens den Ölfilter zu kaufen. So könnten auch die im ersten Shop das Öl wechseln. Hundertdreissig Rial kostet der Spass. Wir haben die glorreiche Idee noch einen Ersatz-Ölfilter zu kaufen, damit wir inskünftig überall einen Ölwechsel machen können. Im nächsten Toyota-Ersatzteil-Shop zahlen wir dann noch neunzig Rial für den gleichen Filter. Touri-Verarschung gibt es offenbar auch hier🤨! Unser kaputtes Teil der Klimaanlage gibt es leider nicht an Lager. Auch beim nächsten Toyota-Teilehändler sind wir erfolglos. Als wir zu einem Klimaanlagen-Spezialisten fahren, hat dieser bereits geschlossen und öffnet um vier Uhr nachmittags wieder – inzwischen ist es halb zwei.
Mit zwei Ölfiltern ausgestattet fahren wir zur Wäscherei und handeln einen guten Preis aus. Kurz vor der Wäscherei sieht Tanja einen Shop mit unzähligen Ölen. Also fahren wir hin und fragen nach einem Ölwechsel. Der Typ macht einen guten Eindruck, hat das richtige Öl, bietet einen fairen Preis und los geht’s! Er wechselt das Öl und unseren mitgebrachten Ölfilter, kontrolliert alle Flüssigkeiten, entquietscht unser quietschendes Lenkrad und prüft unser Getriebeöl. Da dies offenbar auch schlecht ist, gibt’s für Mojito zusätzlich neues Getriebeöl. Nach weniger als einer Stunde ist unser Zuhause wieder fahrbereit.
Das nächste Ziel ist die Shopping-Mall mit dem Lulu (zur Erinnerung: Lulu ist ein grosser Einkaufsladen analog Carrefour). Einmal mehr fühlen wir uns im Paradies und kaufen mehr als wir bräuchten. Unser Klimaanlagen-Reparatur-Projekt verschieben wir auf morgen und auch den Einkauf von frischen Lebensmitteln. Inzwischen ist es fünf Uhr. Pinkpanter würde einmal mehr singen: Wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schon so spät… Ja, liebe Leute – ist es! Vis-à-vis vom Lulu haben wir einen Park erspäht. Auf Umwegen kurven wir dorthin und fahren das Areal ab. So ganz glücklich sind wir nicht, denn entweder stünden wir voll im Gewühl, oder unter der Hochspannungsleitung.
Wir fahren etwas weiter und finden unweit entfernt neben einem Trockenfluss im Sand, unseren Platz für die Nacht.
Gegen drei Uhr wird unser Schlaf unterbrochen; brrrrrrmmm, brruuuuummm, pipipipipipipi, klingt es über eine Stunde in Endlosschlaufe. Das Rätsel löst sich, als wir Mojito am nächsten Morgen verlassen. Zweihundert Meter entfernt von uns hat sich ein Sattelschlepper im Sand eingegraben. Und wieder tönt es brrrrrrmmm, brruuuuummm, pipipipipipipi – der Fahrer und seine zwei Helfer legen Steine unter die Reifen, versuchen vorwärts zu fahren, stoppen und setzen wieder zurück. Als wir losfahren wollen, kommt der Fahrer auf uns zu und bitten uns um Hilfe.
Skeptisch fahren wir zum Sattelschlepper und bieten einen Versuch an. Untersetzung rein, langsam anfahren und tatsächlich zieht Mojito den Laster aus dem Sand. Anschliessend holen wir unsere frische, fein duftende Wäsche ab und fahren ins Werkstatt-Gebiet.
Der Klimaanlagen-Spezialist hat geöffnet, sieht sich die Sache an und will, dass wir um zwei Uhr wieder vorbeikommen. Er könne «etwas» basteln, aber vorher müsse er kurz etwas erledigen. So schnell ändern sich unsere Pläne. Und so fahren wir zurück ins Stadtzentrum, tanken Wasser und kaufen frische Sachen ein. Vor dem Lulu werden wir fotografiert und beschenkt: Zwei neue Messer und zwei Plastikgläser zählen zu den neuen Errungenschaften.
Die Zeit vergeht schnell. Kurz nach zwei Uhr sind wir zurück beim Klimaanlagen-Spezialisten. Er ist bestens vorbereitet, zeigt uns das gebastelte Teil und will, dass wir ihm in eine andere Werkstatt folgen. Gesagt getan; hier wird unser defektes Teil ausgebaut, der kaputte Stahlschlauch abgeschnitten und mit dem neuen gebastelten Teil zusammengelötet. Wir zahlen fünfzig Rial (ca. CHF 12.5), fahren zurück in die Klimawerkstatt, wo alles auf Dichtigkeit geprüft und Klimagas nachgefüllt wird. Es klappt, Mojito entzückt uns wieder mit kalter Luft! Unser Retter meint, dass wir nun abfahrbereit sind. Das sind wir, aber zuerst müssen wir noch unsere Rechnung begleichen. Nein, er wolle nichts. Wow, das ist zwar sehr nett, aber sein Aufwand möchten wir bezahlen. Unsere fünf Versuche scheitern. Nach tausend Dank, steigen wir ein und fahren zur nächsten Tankstelle. Der Typ ist so herzlich, dass wir uns anderweitig erkenntlich zeigen wollen. Wir kaufen Süssgetränke, Chips und Zigaretten, fahren zurück und überreichen es ihm. Unwillig nimmt er es mit einem Lächeln an.
Jetzt ist es an der Zeit, Tabuk zu verlassen. Ausserhalb finden wir hinter ein paar Dünen unser Camp.
Am 27. Februar fahren wir zuerst zum Grand Canyon von Saudi, dem Al Shaq Canyon. Unglaublich was das Wasser hier geschaffen hat. Links von uns beginnt der Canyon und gräbt sich steil in die Tiefe. Vor uns geht es bereits ein paar hundert Meter senkrecht runter😱. Während Tanja fleissig fotografiert, wage ich mich für ein Foto in die Nähe der Kante. Dann renne ich sofort wieder ein paar Schritte zurück, um meine Höhenangst zu kontrollieren – definitiv viel zu weit geht es hier senkrecht runter🙈.
Zurück auf der Strasse verlassen wir die Hochebene und fahren über tausend Höhenmeter runter an die Küste. In der Ortschaft Duba inspizieren wir den menschenleeren Corniche und cruisen mitten durch die Stadt. In einer schönen Lagune finden wir einen windgeschützten Platz mit Sicht aufs glasklare Wasser😍. Windstill ist heute wichtig, denn für unser letztes Pack Fondue muss ein Feuer her🤓!
Und so geniessen wir unser Highlight🤩! Unser letztes Pack Fondue ist zwar schon abgelaufen, schmeckt trotzdem sensationell! Dummerweise sind wir uns den vielen Käse nicht mehr gewohnt. Die achthundert Gramm, kombiniert mit einem ganzen Baguette, liegen uns schwer auf dem Magen🤪.
Unterbrochen wird unsere Gabeleintauch-Session kurz durch zwei Herren der Küstenwache. Mit ihrem Landcruiser stoppen sie schnell und wollen unsere Pässe sehen. Hier übernachten ist glücklicherweise kein Problem😴.
Eigentlich wollen wir heute weiter zum Seaplane Wrack. Eigentlich, denn ganz so weit kommen wir nicht. Zuerst fahren wir durch die grösste je gesehene Baustelle namens NEOM (Erklärung folgt).
Tausende von Lastwagen und Baugeräten tummeln sich links und rechts von der Strasse. Wir überqueren zwei Mal «The LINE» und fahren dann auf die Halbinsel Sindalah, wo ebenfalls infolge NEOM überall gebaut wird. Wir finden einen ruhigen Ort direkt am Meer und entscheiden uns zu bleiben, zu baden und zu geniessen.
Bei Einbruch der Dämmerung erhalten wir wieder Besuch von zwei Herren der Küstenwache. Auch sie wollen unsere Pässe sehen. Die beiden wollen mir etwas sagen, aber die Kommunikation ist schwierig, denn keiner sprich ein Wort englisch. Mit den Fingern und auf dem Handy zeigen sie mir die Zahl sechs. Ich wiederum erkläre ihnen mit Gesten, dass wir hier schlafen werden. Immer wieder zeigen sie mir die Zahl sechs, bis sie aufgeben und davonfahren. Was die Zahl bedeutet, wissen wir nicht. Möglicherweise hätten wir um sechs Uhr weg sein müssen oder am nächsten Morgen um sechs Uhr gehen oder sie kommen am Morgen um sechs Uhr zurück und schauen wie es uns geht – alles ist möglich🥸. Wir verbringen eine angenehme Nacht mit sanftem Meerrauschen.
Das gigantische NEOM-Projekt
Unter dem Namen NEOM entwickelt Saudi Arabien einen ganzen Landesteil mit einer Grösse von 26’500 Quadratkilometer und 468 Kilometer Küstenlänge (zum Vergleich: Die Schweiz hat eine Fläche von 41’285 km2). Neben neuen Nationalparks umfasst das Projekt vier grosse Bauprojekte namens Sindalah, Trojena, Oxagon und The Line.
Sindalah umfasst die 840’000 Quadrameter grosse Insel «Sindalah». Hier wird ein Jachthafen, drei Luxushotels, 333 Luxusappartements, 88 Villen, ein Golfkurs und unzählige Shops und Restaurants gebaut. Sindalah soll als erstes NEOM-Projekt bereits im Jahre 2024 eröffnet werden.
Trojena umfasst die Entwicklung der Bergregion um den Jebel al Lawz. Hier wird «The Lake» – ein riesiger Stausee, «The Bow» – quasi die Staumauer mit integrierter Konzerthalle, Shops und vielem mehr, «The ultra-luxury Mansion – super luxuriöse Appartments im Berg, «The Observatory» – eine riesige Aussichtsplattform auf dem Berg und «The Vault» – eine futuristische in eine Rolle gefaltete Kleinstadt gebaut.
Oxagon soll eine riesige, 48 Quadratkilometer grosse, schwimmende High-Tech-Industriestadt werden.
Und dann ist da noch «The Line«. The Line ist das grösste Teilprojekt von NEOM. The Line wird ein gigantisches «Gebäude» von 170 Kilometer Länge, welches von der Wüste bis zur Küste reicht. Hier ein paar Fakten zu «he Line:
Länge: 170 Kilometer
Breite: 200 Meter
Höhe: 500 Meter
Erwartete Einwohner: 9 Millionen
Kosten: 500 Milliarden
Besonderes: Das Gebäude wird vollflächig verspiegelt und soll komplett CO2-neutral sein.
Wer mehr über NEOM wissen möchte, kann sich gerne hier informieren (aufs Bild klicken):
Für uns geht es am 1. März zurück ins Landesinnere. Von der Küste fahren wir wieder auf tausend Meter über Meer. Wir haben uns mit Carla & Claudio verabredet und wollen gemeinsam in die Hisma-Wüste erkunden.
Bevor wir in die Wüste fahren, füllen wir neben der letzten Tankstelle vor der Wüste unseren Wassertank auf. Um die insgesamt 35 Liter Wasser zu zapfen, benötigen wir eine halbe Stunde. Während wir zapfen, kommt ein kleiner Toyota Landcruiser mit jungen Saudis angebraust. Die Zwei freuen sich riesig uns zu sehen, machen Fotos mit uns und wollen unbedingt, dass wir zum Kaffee mitkommen. Wir erklären ihnen, dass wir hier auf Freunde warten um gemeinsam in die Wüste zu fahren. Also düsen die beiden wieder davon, um kurz darauf mit zwei weiteren Freunden zurückzukommen.
Als wir von der Wasserzapfsäule zur Tankstelle wechseln, fragt mich der junge Saudi ob wir Diesel brauchen? Er werde sofort den Tankwart rufen. Gesagt getan, und so kommt der Tankwart zu Mojito. Da wir noch ordentlich Diesel an Board haben, wollen wir nur für zwanzig Rial Diesel tanken (umgerechnet fünf Franken, was für über 25 Liter Diesel reicht). Unsere Erfahrungen mit komplett vollen Tanks in den Sand zu fahren, haben wir ja bereits gemacht.
Der Tankwart fängt mit der Betankung an. Da er irgendwie nicht auf die zwanzig Rial eingegangen ist, zeige ich ihm die zwanzig Rial in Noten und sage noch einmal «zwanzig Rial». Er nickt und tank weiter. Als die Zapfsäule auf zwanzig Rial zusteuert, tut er nicht dergleichen und tank fröhlich weiter. Ich schreie stoooooooop, doch er meint nur «full»! Nein, nix full!!! …aber ok, mach dann halt dreissig Rial. Er nickt und tut nichts dergleichen, als die Zapfsäule auf dreissig Rial zusteuert. Ohhh nein, bitte nicht, stoooop!!!! Doch er meint nur «nono, full» und zeigt auf den jungen Saudi. Mir dämmerts langsam und ich erkläre ihm, dass er gnädigerweise bei fünfundreissig Rial stoppen soll. Denn so nett wie das ist, wir wollen in der Wüste nicht soooo viel Gewicht haben. Ausserdem werde ich selber bezahlen.
Mein Geld wird vom Tankwart abgelehnt. Stattdessen zahlt tatsächlich der junge Saudi unsere Rechnung. Mein Geld verneint auch er vehement und freut sich, dass er uns einladen konnte. Eigentlich wollte er uns den ganzen Tank füllen lassen, worauf ich ihm erkläre, dass wir für unsere Wüstentour nicht zu viel Gewicht haben wollen. Ungläubig, was gerade geschehen ist, bedanke ich mich herzlich bei dem jungen Herrn. Wir sind so baff, dass wir sogar vergessen, ein Foto zu schiessen. Während wir Richtung Tankstellenshop laufen, düsen die jungen Herren mit lauter Abschiedszeremonie, Kussgesten und Herzchenzeichen davon😍.
In der Zwischenzeit sind Carla & Claudio dazugestossen. Gemeinsam erledigen wir den kleinen Einkauf und düsen in die Hisma-Wüste. Lange fahren wir nicht, denn wir entdecken einen wundervollen Platz auf einem kleinen Steinplateau auf einer Düne. Umringt von faszinierenden Gesteinsformationen geniessen wir die grosszügiger Weitsicht – perfekt sozusagen🥰.
Am nächsten Morgen geniessen wir die Aussicht und das Farbenspiel in den Felsen. Wir geniessen so lange bis wir uns entscheiden, noch eine Nacht zu bleiben und die Gegend zu Fuss zu erkunden. Wir marschieren Dünen auf, Dünen runter, klettern steile Katen hinauf bis es nicht mehr weitergeht und wandern insgesamt vier Kilometer um eine grosse Felsformation bis unsere Fahrzeuge hinter der letzten Düne wieder in Sichtweite sind.
Am 3. März verlassen wir unser schönes Plätzchen und pflügen uns durch den Wüstensand. Als wir nach einer grösseren Düne unsere Freunde länger nicht sehen, wenden wir. Claudio steht bereits neben seinem Steyer – kein gutes Zeichen😱. Er erklärt uns, dass die Kupplung verklemmt ist und er diese manuell lösen muss. Zum Glück kennt er sich gut aus. Kurz bevor die «Reparatur» abgeschlossen ist, erhalten wir Beduinen-Besuch und werden zum Saudi Kaffee eingeladen.
So ein Kaffeechen kann nicht schaden, also nehmen wir die Einladung an und geniessen kurze Zeit später die Gastfreundschaft in einem Zelt mitten in der Wüste. Unsere Gastgeber sind ein gut englisch sprechender Jordanier und der junge Saudische Zelteigentümer. Sie erklären uns, dass sie aus einer Beduinen-Dynastie stammen und das hier ihr Wochenend-Domizil ist. Nach dem Kaffee folgt der Tee und wir wären zum Essen eingeladen. Wie immer vergeht die Zeit unglaublich schnell. Über eineinhalb Stunden sind wir hier und möchten allmählich ein Nachtlager suchen, weshalb wir die Essenseinladung dankend ablehnen. Also fahren wir weiter, finden einen schönen Platz für die Nacht und erklimmen den Nachbarsberg zu Fuss. Der Aufstieg ist phänomenal. Immer wieder tut sich ein neuer Weg auf und führt uns weiter in die Höhe bis wir eine sensationelle Weitsicht geniessen können😎.
Nach dem Frühstück fahren wir am 4. März weiter, mit dem Ziel «Pharaoh’s Tomb»– einer wunderschönen engen Schlucht. Ganz alleine sind wir hier nicht; eine grössere Gruppe junger Saudis campen übers Wochenende in der Schlucht. Sofort werden wir zum Kaffee eingeladen. Nach dem Kaffee folgt Tee und als wir gehen wollen, schütteln alle den Kopf. Das Huhn auf dem Feuer sei für uns und wir sollen uns sofort wieder setzen🙈🤣. Dieses Mal kommen wir nicht mehr aus der Sache raus! Ausserdem hat einer der Gruppe inzwischen den Eingang zur Schlucht mit seinem Auto blockiert, sodass wir ungestört sind und auch nicht mehr rausfahren können🤣. Wir geniessen die Gesellschaft der Gruppe. Auch die Kommunikation funktioniert gut, denn die meisten sprechen perfekt englisch. Das Huhn mit Reis ist sensationell🤩! Bevor wir gehen, schenken uns die netten Gastgeber säckeweise Reiseproviant: Früchte, Gemüse, Käse, Eier, Süssgetränke und Wasser. Aber ihr könnt das doch wieder mit nach Hause nehmen? Für sie ist jedoch heute der Wochenendtrip vorbei und sie bestehen darauf, dass wir die vier riesigen Taschen mitnehmen😱. Wow, wir sind immer wieder überwältigt🥰.
Nach diesem tollen Erlebnis düsen wir weiter durch den Sand und finden ein wunderbares Camp. Natürlich müssen wir auch hier den Berg erklimmen. Wie über aufsteigende Balkone wandern wir in die Höhe. Der Berg ist höher als gedacht. Rund sechzig Meter höher stossen wir auf eine grosse Arena. Das Wasser strömt hier von allen Seiten herein und hat diese unwirkliche Gegend geschaffen. Für uns geht es weiter hoch, um den Fels herum, bis wir irgendwann nicht mehr weiterkommen – traumhaft ist es hier🥰.
Unsere Reise führt uns heute zu einem riesigen Steinbogen. Die Wanderung führt uns über Stock und Stein einen Kilometer hoch zum Bogen – Wasser & Wind haben hier ganze Arbeit geleistet🤓!
Anschliessend suchen wir uns ein Camp mit Internet🙈🤣.
Am 6. März trennen sich unsere Wege. Während wir Richtung Küste fahren, organisieren Carla & Claudio den weiteren Verlauf ihrer Reise. Für uns geht es 175 Kilometer Richtung Küste bis zum Catalina Flugzeugwrack. Seit dem Jahre 1960 ruht das Flugzeug, oder besser geschrieben, dessen Überreste, hier. Ein amerikanischer Pilot und seine Familie sind ohne gültige Papiere auf ihrer Weltreise gelandet. Die Küstenwache fand dies damals nicht so toll. Eine ganz normale Landung war es wohl nicht, denn sonst läge das Flugzeug kaum in mehreren Teilen verstreuten hier😱. Angeblich sollen die Insassen jedoch heil nach Hause gekommen sein.
Auf der Suche nach einem Nachtplatz fahren wir die Halbinsel ab. Die schönen Plätze befänden sich jedoch im Militär-Sperrgebiet oder sind NEOM-Baustelle. Also fahren wir zurück zum Wrack und treffen hier auf Valeria & Lukas.
Gemeinsam suchen wir einen schönen Platz. So ganz einfach ist das inzwischen nicht mehr, denn starker Wind ist aufgekommen. Irgendwo am Meer, ein bisschen geschützt von einer Düne, finden wir unser Nachtlager. Krass, wie nahe wir Ägypten sind! Ein kleiner Schwumm übers rote Meer und wir wären da🤣.
Die erste Grenz-Patrouille möchte, dass wir woanders nächtigen. Angeblich sei es hier nicht sicher. Nach einem Wortwechsel via Google-Translate, dürfen wir für eine Nacht bleiben. Insgesamt weitere drei Male werden wir von der Grenzpolizei kontrolliert. Als wir nach Einbruch der Dunkelheit von einer weiteren Patrouille aufgefordert werden zu gehen, kommt ein Grenzbeamter vom Berg runtergerannt und erklärt seinen Kollegen, dass wir bleiben dürfen. Möglicherweise werden wir sogar die ganze Nacht bewacht🫣. Auf alle Fälle fühlen wir uns sicher.
Einzig der Wind macht uns zu schaffen😱. Trotzdem halten wir es lange im Sandsturm aus. Lukas hat sein Fahrzeug so platziert, dass wir nicht die volle Ladung Wind & Sand abbekommen, während unsere Fahrzeuge durchgeschüttelt werden.
Als wir gegen elf Uhr schlafen gehen, realisieren wir erst wie krass es inzwischen windet. Mojito schwenkt hin und her; eigentlich recht angenehm, wenn der Wind nicht permanent drehen und den Zeltstoff strapazieren würde🤔. Als wir im Bett liegen, wird der Wind immer stärker. Mit unglaublicher kraft trifft er auf den Zeltstoff, sodass es immer wieder knallt und uns durchschüttelt. Getrieben von der Angst, dass der Zeltstoff Schaden nehmen könnte, entscheiden wir uns das Dach zu schliessen und zum ersten Mal auf unserer Reise im Erdgeschoss zu nächtigen😱. …durchschütteln tut es uns trotzdem🤣.
Heute brauchen wir kein Stühle aufzustellen – die würden im hohen Bogen davonfliegen😱! Mit krassem Seitenwind fahren wir deshalb am 7. März die Küste hoch. Auf dem Weg zum Ziel besichtigen wir die Quellen Moses und klein Hegra. Am frühen Nachmittag kommen wir beim Schiffs-Wrack in der Nähe von Haqil an. Der Strand ist toll, das Wetter schön und der Wind bläst hier deutlich weniger. Zu viert geniessen wir den Nachmittag und erhalten wie immer Besuch von der Küstenwache. Wir dürfen bleiben, sollen einfach auf Lichtquellen draussen verzichten – machen wir😉!
Uns gefällt es hier derart gut, dass wir auch am 8. März bleiben. Während Tanja das Meer geniesst, erhalte ich mein Mojito-Büro🤩! Zum ersten Mal auf unserer Reise kommt Tom’s-Tisch zur Anwendung. Bisher habe ich meistens auf den Knien geschrieben, was auf längere Zeit haltungstechnisch eher mässig ideal ist und zu Rücken- und Kopfschmerzen führt. Der Tisch ist zwar massiv überdimensioniert, aber funktioniert! Eigentlich funktioniert er nicht nur, sondern wäre perfekt! Wäre, wenn er nur nicht so ein Riesending wäre – und extrem schwer ist er noch dazu😧. Gedacht wäre er zusätzliche als Bettplatte fürs Erdgeschoss und als Aussentisch🤔. Bei unserer letzten und bisher ersten Nacht im Erdgeschoss, haben wir die Tischplatte nicht eingesetzt, da das Bettelement alleine schon ein Meter sechzig lang ist. …ein paar Zentimeter mehr Bettlänge wären ideal. Wir beschliessen deshalb, bei nächster Gelegenheit unsere Tischplatte halbieren zu lassen. Dann ist er praktischer für drinnen, können ihn einfacher als Bettelement gebrauchen und sparen erst noch Platz & Gewicht🤓!
Selbst am 9. und 10. März wollen wir unsere Fahrzeuge nicht bewegen. Hin und wieder müssen wir dies trotzdem tun, denn wenn sich Einheimische festfahren, bitten sie uns um Hilfe😱🤣. Den Rest der Tage vertreiben wir mit sonnenbaden, schnorcheln, bloggen und Fotos sortieren. Unser netter Border-Control Mann schaut ebenfalls in Zivilkleidung vorbei und will uns beschenken. In seinem Kofferraum hat er drei grosse Säcke mit Lammfleisch. Wir schätzen das Gewicht auf über dreissig Kilo und sind alle Spontan-Vegetarier🤣. Obwohl ich gerne ein kleines Stück genommen hätte, verzichte ich. Hätte ich ja gesagt, hätte er mir wohl über fünf Kilo Fleisch in die Hand gedrückt🫣.
Am 11. März fahren wir mit Valeria & Lukas zurück in die Hisma-Wüste. Nach hundertfünfzig Kilometer fahrt, stechen wir dieses Mal von Norden in die Wüste rein. Die folgenden zwei Tage cruisen wir kreuz und quer, Düne rauf und Düne runter durch die Hisma. Wir klettern auf Felsen, bewundern die Felsformationen und quetschen uns durch enge Schluchten – uns gefällt die Hisma extrem gut😍!
Der Wetterbericht für den 14. März ist weniger erfreulich: Starker Wind ist angesagt! Nach dem Morgenkaffee fahren wir zur Tankstelle um unsere Wasserreserven aufzufüllen und ein paar Kleinigkeiten einzukaufen. Der nette Herr im Laden kennt uns allmählich gut🤓. Während Valieria & Lukas auf direktem Weg nördlich fahren, düsen wir auf kleinen Umwegen durch die Wüste nordwärts. Der Sand wird bereits vom starken Wind aufgewirbelt. Bei einem einigermassen geschützten Platz treffen wir die beiden wieder. Mit draussen sitzen ist heute nix! Der Wind bläst unerbittlich. Links und rechts von uns wirbelt der Sandsturm vorbei und um zwei Uhr bringt ein Gewitter Regen und leichter Hagel. Überall um uns entstehen kleine Wasserfälle –eindrücklich!
Während Valeria & Lukas in der Wüste bleiben, fahren wir am 15. März weiter nordwärts durch die Wüste. Der Sand ist nass, hart und der Regen hat unwirkliche Seen hinterlassen. Wir kommen kaum aus dem Staunen heraus.
Fünfunddreissig Kilometer später erreichen wir die geteerte Hauptstrasse. Wir fahren zurück zur Küste und campen in unmittelbarer Nähe zur Grenze. Es ist nicht unser schönstes Camp, aber dafür sind wir morgen schnell an der Grenze, denn es heisst tschüss schönes Saudi Arabien.