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Irak – Mit Eskorten durchs Kriegsgebiet (Blog 53)

Gemeinsam mit Valeria & Lukas (The Travely) fahren wir durch den Irak

Für unsere Leser mit wenig Zeit:

 

7.4. Wir erleben den bisher intensivste Grenzübertritt auf unserer Reise; 8.4. Mit Eskorten durchs Kriegsgebiet bis Falludscha; 9.4. Via Samarra, Tikrit und Kirkuk bis Erbil; 10.4. Via Mossul und Duhok bis zur Grenze 

 

Der Irak ist nach wie vor stark vom Krieg gezeichnet. Trotzdem sind die Menschen sehr freundlich und hilfsbereit. Irgendwann werden wir mit mehr Zeit im Gepäck wiederkommen, denn kulturell gäbe es viel zu sehen!

Für diejenigen mit etwas mehr Zeit:

 

 

Kurz vor ein Uhr nachmittags sind wir am 7. April an der Grenze zwischen Jordanien und dem Irak. Auf der jordanischen Seite müssen wir unsere Pässe und das Carnet ausstempeln. Respektive werden zuerst unsere Daten aufgenommen, die Fahrzeugdokumente kontrolliert und einen kurzen Blick in Mojito geworfen. Dann müssen wir die Ausreisegebühr von 25 Jordanische Dinar für Mojito und 10 Dinar pro Person für die Ausreise bezahlen. Total etwas über sechzig Schweizer Franken. Recht teuer, zumal wir bei der Einreise schon Gebühren fürs Visum und Fahrzeug bezahlt haben. Trotz hohen Gebühren ist der Service weder freundlich noch speditiv. Für die Abwicklung der zwei kleinen Formalitäten benötigen wir eine Stunde🤔.  

 

Mit gestempeltem Carnet, gestempelten Pässen und Gate-Pass verlassen wir Jordanien und sind kurz darauf im Irak. Noch vor Erreichen der eigentlichen Grenzgebäude werden wir gestoppt. Wir müssen aussteigen und werden in ein kleines Kabäuschen begleitet, wo ein Beamter in seinem Bett schläft. Er steht auf und bittet uns in seinem «Zimmer» oder «Büro» Platz zu nehmen. Nachdem wir uns auf seinem Sofa platziert haben, muss einer nach dem anderen seinen Pass abgeben, damit wir im ersten offiziellen Einreisebuch vermerkt werden. Anschliessend begleitet er uns in ein noch kleineres Kabäuschen ausserhalb, wo auch unsere Fahrzeuge offiziell in einem Buch registriert werden. Danach dürfen wir Richtung Grenzgebäude weiterfahren.

Beim ersten grossen Grenzgebäude werden wir von einem freundlichen Herrn eingewiesen. Er wirft einen kurzen Blick bei The Travely ins Fahrzeug, Mojito will er nicht sehen. Danach schaut er sich unsere Carnets an und unterschreibt bei der Einreise. Wir sollen ins erste Gebäude gehen, um dort mit den Formalitäten weiter zu machen. 

 

Und so gehen wir ins Gebäude. Wir sind alleine bei Immigration – so richtig alleine, denn nicht einmal ein Angestellter ist zu sehen. Irgendwann kommt uns ein Herr zu Hilfe und erklärt, dass wegen Ramadan derzeit alle am Schlafen sind. Er schreit und klopft, bis jemand erscheint. Weiter geht es dennoch nicht, denn wir müssen angeblich zuerst bei Customs einen Zettel organisieren. Wo das Gebäude von Customs liegt, wird uns kurz erklärt. Für eine detaillierte Erklärung reicht die Zeit nicht, denn er will offenbar schnellstmöglich zurück ins Bett🤓.

 

Also suchen wir das Gebäude von Customs: Zuerst landen wir im Spital, wo man uns natürlich nicht weiterhelfen kann. Danach parkieren wir vor einem grossen Gebäude und sind tatsächlich bei Customs. Dummerweise gibt es im Gebäude gefühlte zweihundert Büros. Als wir desirritiert im Gang stehen und uns zu orientieren versuchen, zeigt uns ein junger Herr, wo wir hingehen sollen. Hier müssen wir unsere Pässe und Fahrzeugpapiere abgeben. Während langsam unsere Formalitäten aufgenommen werden, kommt ein anderer Herr herein und begrüsst uns auf englisch. Schnell wird klar, dass er hier mehr zu sagen hat. Er stellt sich als Nadhum vor und zeichnet uns auf, wo wir mit dem hier erhältlichen Zettel überall hin müssen. Wenn wir fertig sind, sollen wir wieder zu ihm kommen, damit er uns den wichtigen Gate-Pass ausstellen kann. Uns ist bereits jetzt klar, dass wir Glück hatten, Nadhum getroffen zu haben😎!

Irgendwann erhalten wir unsere Dokumente zurück und zusätzlich den ersehnten Customs-Zettel. Ein junger Herr bietet uns für 30 Dollar pro Fahrzeug seine Hilfe für den Grenzübertritt an. Wir lehnen dankend ab. Gemäss Nadhum’s Beschreibung, müssen wir zuerst zur Inspektion. Also fahren wir zurück zum Unterstand, wo der erste Herr unsere Carnets unterschrieben hat. Offenbar ist er der Inspektor oder eher wäre, denn er ist nicht mehr auffindbar. Wahrscheinlich sei er schlafen gegangen. 

 

Wir beschliessen mit unserer Liste bei einem anderen Punkt weiterzumachen. Da der Herr von Immigration gesagt hat, dass wir nur den Customs-Zettel benötigen, gehen wir wieder ins erste Gebäude um die Position 7 auf unserer Liste abzuarbeiten. Im Büro ist keiner. Also klopfen und rufen wir. Irgendwann kommt der Typ völlig verpennt zum Schalter. Wir zeigen ihm die Customs-Zettel und geben unsere Pässe ab. Ebenfalls will er die 77 Dollar Visumsgebühr pro Person in cash. Gesagt getan, wir drücken ihm die Kohle in die Hand und dürfen jetzt reinkommen. Am Ende eines langen Flurs endet unser Fussmarsch in einem grossen Büro. Links und rechts flankieren Sofas den Raum und am Ende steht ein grosser Pult. Hier sitzt der Immigration-Manager und bittet uns auf den Sofas Platz zu nehmen. Er quasselt mit uns, prüft die Pässe, zählt die Kohle und stellt irgendwann die Visa aus, welche sein Handlanger in unsere Pässe kleben muss. Am Schluss donnert noch der obligate Stempel in unsere Pässe; Position 7 ist abgehackt und wir haben das Visum für den Irak🤓.

 

Weiter geht es zur Position 2, dem «ligna fanya». So steht es auf unserer Liste – was es genau ist, wissen wir bis heute nicht. Die Suche nach dem richtigen Eingang dauert ein Weilchen, denn alle Türen sind verriegelt. Irgendwann landen wir in einem offenen Büro, welches sich als Land Transportation Office herausstellt. Immerhin wissen wir nun wo unsere Posten Nummer 3 ist. Zwei komische Typen bieten uns ihre Hilfe an, doch uns ist klar, dass es sich dabei um zwei Fixer handelt, welche uns schon länger folgen. Wir lehnen ab und erhalten von den offiziellen Beamten die Info, dass der Beamte von Posten Nummer 2 gleich links nebenan sein soll. 

 

Die Türe ist abgeschlossen. Also klopfen und rufen wir. Irgendwann öffnet uns ein Typ mit schlaftrunkenen Augen die Türe. Gefolgt von zwei jungen Herren betreten wir sein Büro. Er stempelt unseren Customs-Zettel und will Kopien von unseren Pässen und Fahrzeugpapieren. Diese müssen wir jedoch selber machen. Einer der Jungs schnappt sich meine Papiere und will das Büro verlassen. Ich laufe ihm hinterher und frage ihn, was er genau machen will. Kopien wolle er für mich machen. Schnell wird uns klar, dass es sich dabei wieder um ein Fixer handelt. Ich fordere ihn auf, mir meine Dokumente wieder auszuhändigen, doch er wird nur sauer. Schlussendlich reisst ihm Tanja die Unterlagen aus der Hand, während er fluchend davon läuft. Die Typen sind echt mühsam!

 

Für uns geht es zu Land Transportation wo wir pro Fahrzeug 100 Dollar zahlen müssen um das notwendige Dokument zu erhalten. Immerhin sind die gewünschten Kopien für Nummer 2 im Preis inbegriffen. Mit der Bestätigung von Nummer 3 und den Kopien für Nummer 2 geht es zurück zu Nummer 2. Die Türe ist natürlich schon wieder geschlossen. Nachdem wir die Türe mit Faustschlägen bearbeitet haben, öffnet er die Türe und nimmt die Kopien entgegen.

 

Immerhin ist das Gebäude der Versicherung von aussen angeschrieben. Drinnen soll dann die Versicherung statt den angegeben 22 Dollar plötzlich 30 Dollar pro Fahrzeug kosten. Fünfzehn Minuten später und nachdem er den Zettel von Nadhum gesehen hat, stimmt er den 22 Dollar zu und stellt die Dokumente aus.

 

Da uns die Unterschrift von Posten 1 fehlt, gehen wir noch einmal auf die Suche nach dem Inspektor. Ein älterer Herr gibt sich als seinen Assistenten aus und nimmt uns die Dokumente ab. Er bringe uns zum Inspektor, wir sollen ihm folgen. Nach zweihundert Meter wird uns klar, dass wir wieder bei einem Wixer, äääh Fixer gelandet sind😤. Wir nehmen ihm die Dokumente wieder ab und laufen zurück zu unseren Fahrzeugen. Auch wenn es so tönt, als wäre bisher alles glatt gelaufen, sind doch schon zweieinhalb Stunden vergangen; es ist halb sechs Uhr und wir wissen, dass hier ab sechs Uhr nichts mehr geht😱!

 

Also fahre wir mit unseren Fahrzeugen zu Customs. Laufen zielstrebig zur Position 5, dem Cashier um die 10 Dollar oder 15’000 Dinar zu bezahlen. Zum Glück hat uns Nadhum am Anfang erklärt, wo das entsprechende Büro ist. Danach müssen wir ins Büro nebenan um Nummer 6 abzuarbeiten. Hier werden alle unsere Dokumente kopiert und wir erhalten einen weiteren Stempel auf unserem Customs-Zettel. Wir sollen weiter ins Büro vis-a-vis, quasi zur Position 6.3. Auch hier müssen wir den Beamten alle unsere Dokumente geben. Es wird wieder alles kopiert und wir erhalten schlussendlich auch unser Carnet gestempelt zurück. 

 

Ein junger Herr nimmt uns die Unterlagen ab und geht mit uns in ein weiteres Büro am Ende des Flurs – nennen wir es Position 6.6 oder auch einfach «das falsche Büro». Ein uniformierten Beamten schaut die Dokumente an und macht mit uns ein Selfie. Wir hoffen, dass wir hier den finalen Gate-Pass erhalten, doch offenbar ist er dafür nicht zuständig. Der junge Herr nimmt wieder unsere Dokumente an sich. Davon ausgehend, dass es sich bei ihm wieder um einen Fixer handelt, nehme ich ihm alle Unterlagen ab. Er schaut etwas verdutzt drein. Es ist kurz vor sechs Uhr und so stürmen wir mit unseren Unterlagen wieder ins Büro, wo wir Nadhum getroffen haben. Der junge Herr ist uns gefolgt und ich sage ihm, dass wir Nadhum sprechen wollen.

 

Wir sollen ihm folgen und laufen durch ein grosses Büro zu einer mächtigen Türe. Der junge Herr klopft und wir dürfen eintreten. Wir stehen in einem riesigen Büro mit Sofas links und rechts und grossem Schreibtisch am Kopf des Raums. Hier sitzt Nadhum auf einem Sofa und diskutiert mit einem kräftigen Herrn hinter dem Schreibtisch. Nadhum begrüsst uns und stellt uns den Grenz-Chef vor. Unser Begleiter setzt sich ebenfalls auf ein Sofa – offenbar handelt es sich bei ihm um den Assistenten vom Bigboss und nicht um einen Fixer. Uuuups, aber egal, Hauptsache wir sind hier😎!

 

Wir erklären Nadhum, dass wir bis auf Position Nummer 1 alles erledigt haben. Der Herr von der Inspektion sei jedoch nicht auffindbar. No Problem meint Nadhum. Wir sollen um acht Uhr dreissig wieder kommen, damit er uns den Gate-Pass ausstellen kann. Wir gehen davon aus, dass er uns zum Essen mit dem Bigboss einladen will, erklären Nadhum jedoch, dass wir sowas von auf der Fresse sind und heute früh ins Bett möchten. Somit solle er doch bitte den Gate-Pass jetzt ausstellen. Er packt ein Bündel Zettel aus und unterschreibt je ein kleines Dokument für uns und The Travely’s. 

 

Nadhum will noch wissen, wann wir morgen die Grenze verlassen wollen. Wir sagen ihm, dass gemäss Immigration die Tore um sieben geöffnet werden und wir möglichst früh losfahren wollen. Er meint, wir sollen zur Sicherheit besser erst vor acht dort sein, da die meisten Beamten wegen dem Ramadan aktuell nicht so früh auf sind🥸. Nadhum gibt uns noch seine Telefonnummer, falls wir irgendwo seine Hilfe benötigen sollten.

 

Müde aber glücklich, dass wir alle Unterlagen haben, verlassen wir um 18:15 Uhr Customs und parken unsere Fahrzeuge neben einer Halle. Zu viert die Hürden der Grenze zu meistern, machte das Ganze deutlich angenehmer. Nach einem Feierabend-Drink klappern wir die kleinen Läden ab. Irakische Dinar wechseln und eine SIM-Karte kaufen, wäre toll. Geld wechseln klappt gut, das Kaufen der SIM-Karte dauert lange. Wir würden gerne 20 Gigabite für 15’000 Dinar kaufen – von diesem Angebot haben wir von anderen Reisenden erfahren. Dummerweise hat sich ein Fixer mit in den Laden geschmuggelt und verhandelt nun für den Verkäufer. Schlussendlich wird uns unlimitiertes Internet für 17’000 Dinar angeboten. Wir nehmen an.  

 

Als der Fixer weg ist, fragt Tanja den Verkäufer, wie wir nun unser Abo abfragen? Schnell wird klar, dass wir statt unlimitiertem Internet, fünf Gigabite pro Woche erhalten haben. Der Verkäufer meint, dass es ja das Gleiche wie die von uns gewünschten 20 Gigabite seien, da es sich nach einer Woche während vier Wochen automatisch mit 5 Gigabite auflädt. Witz komm heraus! Einerseits hiess es «unlimitiertes Internet» und anderseits sind wir nur eine Woche im Irak! Tanja verweigert die vollständige Bezahlung und gibt ihm an Stelle der geforderten 17’000 Dinar im Sinne eines Kompromisses 12’000 Dinar (statt 11 sind es 8 Dollar –andere Reisende haben für 20 Gigabite 10 Dollar bezahlt). Der Verkäufer nimmt die Kohle, will mehr Kohle, schmeisst die Kohle angepisst in seine Kasse und schmeisst uns dann aus seinem Laden. Die Sonne ist untergegangen und der junge Typ will essen gehen. 

 

Und so gehen wir zurück zu unseren Fahrzeugen. Immerhin funktioniert das Internet und wir wurden nicht gänzlich über den Tisch gezogen. Wir plaudern noch ein bisschen, vereinbaren, dass wir am nächsten Morgen um 7:30 Uhr starten und gehen früh zu Bett. 

So anstrengend der Tag war, so ist die Nacht. Auf dem Gelände herrscht während Ramadan ordentlich nächtlicher Betrieb. Und wenn ausnahmsweise keine Leute lautstark vorbeilaufen, bellen sicher einige der hunderten wilden Hunde🥺.

 

Um sechs Uhr dreissig trinken wir Kaffee und noch vor dem eigentlichen vereinbarten Zeitpunkt sind wir abfahrbereit: Um 07:13 Uhr werden die Zündschlüssel gedreht!

 

Stolz wie Anton, dass wir so früh dran sind und alle Dokumente haben, fahren wir zum Gate. Beim Gate ist bereits zum ersten Mal Endstation; das Gate ist geschlossen😱! Das Einfahrtsgate wäre offen, aber da dürfen wir nicht durchfahren. Der entsprechende Beamte erklärt uns, dass der Ausfahrts-Gate-Mensch schläft und erst um acht Uhr aufsteht. Nicht ganz sooooooooooooooooooooo zufrieden, erklären wir dem Beamten, dass der Manager von Immigration uns gesagt hätte, dass die Grenze um sieben Uhr offen sei. Ja, aber aktuell sei es gegen acht Uhr, wird uns erklärt. Nach erneuter Intervention klopft er wie wild am kleinen Häuschen bis eine Stimme ertönt. Wir sollen hier warten, bis unser Beamter aufgestanden ist.

 

Wir warten und warten und warten und intervenieren zwanzig Minuten später erneut. Der Beamte klopft nochmals und vertröstet uns zu warten. Kurz vor acht Uhr schaut der Schranken-Typ aus seinem Häuschen und schickt uns mit Gesten zurück zur ersten Überdachung, wo angeblich die Schlussinspektion stattfinden soll. Toll, das hätte man uns auch früher sage können… Wir setzten zurück und als wir beim Inspektions-Unterstand ankommen, werden wir aufgeklärt, dass der Herr Inspektor seinen Arbeitsplatz erst um neun Uhr antritt.

Genug ist genug! Wir protestieren lautstark und wollen Nadhum per Whatsapp um Hilfe bitten. Als der Hilfsarbeiter den Namen «Nadhum» hört, bietet er telefonisch den zuständigen Beamten auf. Kurz darauf kommt der freundliche Herr angelaufen, macht mit uns Selfies, kopiert alle unsere Papiere, wirft einen schnellen Blick in die Fahrzeuge und gibt uns den benötigten Stempel. Danach geht es zurück zum Ausfahrts-Gate. Hier werden unsere Papiere erneut kontrolliert🫣. Um 08:38 Uhr können wir endlich losfahren!

 

Weit kommen wir nicht; nach zwei Minuten Fahrt sind wir um 08:40 Uhr beim ersten Checkpoint. Wir müssen die Pässe abgeben damit diese kontrolliert und protokolliert werden können. Zehn Minuten später informiert man uns, dass wir zu unserer Sicherheit eine Eskorte erhalten. 

 

Um 09:26 Uhr dürfen wir unerwartet ohne Eskorte losfahren😲. Wir hoffen, dass es so bleibt! Ohne Eskorte kämen wir schnell vorwärts. Leider haben wir uns zu früh gefreut…

 

Hier das Logbuch vom 8. April 2023:

1. Checkpoint: 08:40 – 09:26 Uhr; Pässe werden kontrolliert und Fotos gemacht.

09:26 Uhr: Losfahren ohne Eskorte

09:51 Uhr: Unsere 1. Eskorte wartet auf der Strasse und begleitet uns ab hier.

10:03 Uhr: Eskorte wechselt; die 2. Eskorte übernimmt.

10:16 Uhr: Eskorte wechselt; die 3. Eskorte übernimmt.

10:27 Uhr: Eskorte wechselt; die 4. Eskorte übernimmt.

(bis hierhin haben wir die Wartezeiten beim Eskortenwechsel noch nicht rapportiert)

 

2. Checkpoint: 10:32 – 10:37 Uhr, Pässe werden kontrolliert.

10:37 Uhr Eskorte 4 fährt mit uns weiter.

10:43 – 10:45 Uhr: Eskorte wechselt; die 5. Eskorte übernimmt und wir fahren 10:45 Uhr los.

10:53 – 11:04 Uhr: Eskorte wechselt; die 6. Eskorte übernimmt und wir fahren 11:04 Uhr los.

11:12 – 11:13 Uhr: Eskorte wechselt; die 7. Eskorte übernimmt und wir fahren 11:13 Uhr los.

11:25 – 11:28 Uhr: Eskorte stoppt; wir müssen warten und dürfen um 11:28 Uhr alleine weiterfahren.

11:32 Uhr: Leider ist die alleinige Weiterfahrt schon wieder vorbei. Die 8. Eskorte übernimmt uns fliegend (oder eher kriechend).

11:45 Uhr: Unsere Eskorte kommt nicht den Hügel hoch, deshalb dürfen wir alleine weiterfahren.

11:48 – 11:56 Uhr: Eine neue Eskorte stoppt uns. Sie sind zu wenig motiviert, um uns zu begleiten. Nach sinnlosen 12 Minuten dürfen wir um 11:56 Uhr alleine weiterfahren.

12:16 – 12:18 Uhr: Eine neue Eskorte stoppt uns. Um 12:18 Uhr begleitet uns die 9. Eskorte.

12:22 – 12:32 Uhr: Eskorte stoppt; wir müssen warten und dürfen um 12:32 Uhr alleine weiterfahren.

12:52 Uhr: Nach 20 Minuten freiem Fahren ist die alleinige Weiterfahrt wieder vorbei. Die 10. Eskorte übernimmt uns.

12:54 – 13:16 Uhr: Nach zwei Minuten Fahrzeit wechselt die Eskorte. Nach 22 Minuten Wartezeit übernimmt die 11. Eskorte und wir fahren um 13.16 Uhr weiter.

 

3. Checkpoint: 14:38 – 15:05 Uhr, Pässe werden kontrolliert & Fotos mit uns gemacht.

15:06 Uhr unsere 13. Eskorte (neu ein Polizeiauto) stoppt nach 300 Meter und muss tanken.

15:23 Uhr: Weiterfahrt mit der 13. Eskorte.

15:59 – 16:01 Uhr: Eskorte wechselt; die 14. Eskorte übernimmt und wir fahren 16:01 Uhr weiter.

 

4. Checkpoint: 16:32 – 18:24 Uhr, Pässe werden kontrolliert & Fotos mit uns gemacht.

Bei diesem Checkpoint heisst es warten, warten, warten. Was genau los ist, wissen wir nicht. Da wir bereits einen langen Tag hinter uns haben und es langsam dunkel wird, möchten wir hier beim Checkpoint schlafen. Die Aussagen der Militärs sind verwirrend; die einen sagen wir dürfen auf dem Parkplatz übernachten, die anderen fordern uns auf zu warten. Um 18:24 Uhr wird uns mitgeteilt, dass wir hier nicht bleiben dürfen und sofort ohne Eskorte weiterfahren müssen. Inzwischen ist es dunkel! Kann man, muss man nicht verstehen😒. Angeblich wartet irgendwo die Polizei auf uns und wir können dort übernachten.

18:24 Uhr wir fahren in der Dunkelheit ohne Eskorte los.

18:48 Uhr: Eskorte stoppt und erklärt uns, dass wir hier nicht schlafen dürfen. Weiterfahrt in der Dunkelheit mit der 15. Eskorte

19:00 – 19:10 Uhr: Eskorte wechselt; wir müssen bei völliger Dunkelheit auf der Autobahn mitten auf dem untersten Fahrstreifen anhalten und warten – gefährlicher geht’s nicht😲! Die 16. Eskorte übernimmt und wir fahren um 19:10 Uhr im Dunkeln weiter.

 

5. Checkpoint: 19:33 – 20:03 Uhr, Pässe werden kontrolliert & Fotos mit uns gemacht.

20:03 Uhr unsere 17. Eskorte fährt mit uns in den nächtlichen Agglomerations-Verkehr.

20:37 – 20:40 Uhr: Eskorte wechselt; die 18. Eskorte übernimmt und wir fahren 20:40 Uhr in einem Höllentempo weiter im nächtlichen Agglomerations-Verkehr.

 

6. Checkpoint (Falludscha): 21:02 – 21:44 Uhr, Pässe werden kontrolliert.

Vor 14 ½ Stunden haben wir den Zündschlüssel erstmals gedreht. Mit 18 Eskorten und fünf Checkpoints sind wir 473 Kilometer weit gekommen; quasi einen Schnitt von 33 Kilometer pro Stunde. Wir sind todmüde und weigern uns weiterzufahren. Immer mehr Polizisten, Militärs und zwei Herren Geheimdienst versammeln sich um uns. Schlussendlich dürfen wir in Nächster Nähe neben der Hauptstrasse parkieren und übernachten.

21:48: Wir erreichen unseren Schlafplatz. 

 

Das Ziel gegen Mittag in Bagdad einzutreffen, haben wir klar verfehlt. Zu langsam fuhren einige Eskorten und viel zu viel Zeit haben wir bei den Übergaben und an den Checkpoints verloren. Um genau zu sein sind es 290 Minuten ab Checkpoint 2😱. Mit der Wartezeit beim Gate und Checkpoint 1 sind es gar über 400 Minuten oder 6.6666666666667 Stunden🙈. Hauptsache wir sind Heil angekommen😉.

 

Die Strecke auf dem Highway 1 von der jordanischen Grenze Richtung Badgad ist speziell. Die Spuren des Krieges sind überall sichtbar; zerstörte Brücken, ausgebrannte Fahrzeuge, zerbombte Gebäude. Alle paar hundert Meter taucht links oder rechts neben der Autobahn ein Militärstützpunkt auf. Die Natur ist karg. Oft sieht man meilenweit. Glücklicherweise ist die Gegend so übersichtlich, denn im Hinterkopf bleibt der Gedanke, dass der IS in diesem Gebiet nach wie vor aktiv ist und im Irak Anschläge auf der Tagesordnung stehen. 

 

Unsere militärischen Begleiter und die Soldaten bei den Checkpoints wie auch die Polizisten waren extrem freundlich, freuten sich uns zu sehen und wollten mit uns Fotos machen. Lediglich beim Checkpoint 4, wo wir lange warten mussten, gab es zwei unsympathische aufdringliche junge Soldaten. Dummerweise mussten wir genau hier fast zwei sinnlose Stunden ausharren um dann nach Einbruch der Dunkelheit unsere Reise auf dem Highway 1 fortzusetzen. 

 

In Falludscha zu übernachten ist ebenfalls ein spezielles Gefühl zumal Falludscha im Irak Krieg hart umkämpft war und in den Jahren 2014 – 2016 gar komplett unter Kontrolle vom IS war. Falludscha ist auch heute noch Ziel von Anschlägen des IS. Unser Nachtlager lag direkt an der Hauptstrasse, rund 300 Meter vom grossen Checkpoint entfernt. Die Schlafqualität war entsprechend dem Strassenlärm eingeschränkt, ansonsten haben wir uns hier gut aufgehoben gefühlt.

Logbuch vom 9. April 2023

Am 9. April entscheiden wir uns schweren Herzens auf den Besuch von Bagdad zu verzichten. Wir hätten Bagdad gerne gesehen, wenn wir am späteren Nachmittag angekommen wären. Da es jedoch nur einen sicheren Parkplatz gibt, der Stadtverkehr mühsam ist und nach wie vor immer wieder Anschläge auf Ziele in Bagdad verübt werden, entscheiden wir uns für die direkte Weiterfahrt.

 

Und so schleichen wir uns um 07:30 Uhr davon und fahren ohne Eskorte Richtung Norden.

 

7. Checkpoint: 08:29 – 08:35 Uhr, Pässe werden kontrolliert & Fotos mit uns gemacht.

 

8. Checkpoint: 09:02 Uhr, wir werden durchgewunken – was für ein Glück!

 

9. Checkpoint: 09:05 – 09:18, Pässe werden kontrolliert.

 

10. Checkpoint: 09:51 – 10:20 Uhr, Pässe werden kontrolliert und unsere Fahrzeuge kurz inspiziert.

 

11. Checkpoint: 10:28 – 10:37 Uhr, Pässe werden kontrolliert und unsere Fahrzeuge inspiziert. Danach schnüffelt ein Hund unsere Fahrzeuge auf Sprengstoff ab.

 

12. Checkpoint: 10:44 – 10:51 Uhr, damit wir in die Stadt Samarra fahren dürfen, müssen wir hier unsere Pässe abgeben.

 

13. Checkpoint: 10:59 – 11:02 Uhr, Mojito wird fotografiert.

 

11. Checkpoint: 11:40 Uhr, wir holen unsere deponierten Pässe wieder ab und fahren aus der Stadt.

 

14. Checkpoint: 12:25 Uhr, wir werden durchgewunken.

 

15. Checkpoint: 12:29 – 12:37 Uhr, Pässe werden kontrolliert.

 

16. Checkpoint:13:20 – 13:23 Uhr, Pässe werden kontrolliert.

 

17. Checkpoint: 13:35 Uhr, wir werden durchgewunken.

 

18. Checkpoint: 14:24 – 16:00 Uhr, Pässe werden kontrolliert & Fotos mit uns gemacht. 

Ali von der Polizei und der zuständige Typ vom Militär sind sehr freundlich, was die lange Wartezeit angenehmer macht. Sie wollen uns unbedingt beschützen und eine Eskorte bis Erbil mitgeben. Wir flehen sie an, dies nicht zu tun. Dummerweise benötigt die Erlaubnis für die Fahrt ohne Eskorte sehr lange. In der Zwischenzeit beschenkt uns Ali mit einer Art Jogurt und tonnenweise Salat😍.

19 Checkpoint: 16:10 – 16:14 Uhr, Pässe werden kontrolliert.

 

20 Checkpoint: 16:43 – 16:47 Uhr Pässe werden kontrolliert.

 

21 Checkpoint (Grenze zur Autonome Region Kurdistan): 17:08 – 17:17 Uhr, Pässe werden kontrolliert & Fahrzeuge kurz inspiziert.

 

Noch bei Tageslicht treffen wir auf unserem geplanten Camp in Erbil ein und geniessen die letzten Sonnenstrahlen. 372 Kilometer sind wir heute ohne Eskorte gefahren und haben 15 Checkpoints passiert.

 

Unsere heutige Reise führte uns von Falludscha nach Samarra, wo wir die bekannte Malwiya Moschee – eine Moschee in Spiralform – besuchten. Leider war gerade heute der Zugang gesperrt, sodass wir nur einen Blick von aussen auf sie werfen konnten. Danach fuhren wir weiter via Tikrit und Kirkuk nach Erbil. Während in Tikrit und Kirkuk die Spuren der Kriege noch deutlich sichtbar sind, wirkt Erbil wie eine aufstrebende gepflegte Stadt. Wir werden freundlich empfangen und fühlen uns auf dem Parkplatz in Erbil pudelwohl.

Logbuch vom 10. April 2023

Und wieder starten wir früh; gegen 07:20 Uhr sind wir abfahrbereit. Via Mossul soll es heute bis zur türkischen Grenze gehen.

 

22. Checkpoint: 09:55 Uhr, wir werden durchgewunken.

 

23. Checkpoint: 10:05 – 10:23 Uhr, Pässe werden kontrolliert.

 

24. Checkpoint: 10:45 – 10:47 Uhr, Pässe werden kontrolliert.

 

25. Checkpoint (Grenze Gebiet Kurdistan/Irak): 11:33 – 11:48 Uhr, Pässe werden kontrolliert und wir benötigen eine handgeschriebene Erlaubnis vom Grenz-Chef. 

Als wir die Route über Mossul geplant haben, haben wir nicht kapiert, dass wir hier das Gebiet Kurdistan verlassen und wieder in den Irak einreisen. Im Nachhinein wären wir gescheiter direkt nach Duhok gefahren🧐. Aber ja, im Nachhinein ist man immer schlauer🙈🤣!

 

26. Checkpoint(Grenze Gebiet Irak/Kurdistan): 11:51 – 11:58 Uhr, Pässe werden kontrolliert.

 

27. Checkpoint: 12:05 – 12:17 Uhr, Pässe werden kontrolliert.

 

28. Checkpoint: 12:19 Uhr, wir werden durchgewunken.

 

29. Checkpoint: 12:39 Uhr, wir werden durchgewunken.

 

30. Checkpoint: 14:54 Uhr, wir werden durchgewunken.

 

15:00 Uhr: Bei strömendem Regen parkieren wir auf einem riesigen Car- und Trucker-Parkplatz unmittelbar vor der Grenze. 

 

Und noch einmal kurz den Tag in Worten revuepassiert: Von Erbil fahren wir direkt nach Mossul; unwissend, dass wir hier das kurdische Gebiet verlassen. Mossul ist extrem vom Krieg gezeichnet, wobei fast alle Gebäude im Irak Einschusslöcher aufweisen. In Mossul sind die Spuren einfach noch deutlicher. Nach Mossul fahren wir nördlich Richtung Duhok und reisen wieder ins kurdische Gebiet ein. In Duhok gönnen wir uns einen Stopp in der Duhok Family Mall. Wir kaufen im grossen Carrefour ein und lunchen beim KFC. Anschliessend geht es weiter nach Zaxo. In Zaxo gibt es einen kurzen Halt bei einem Copy-Shop um das für den Grenzübertritt notwendige Dokument auszudrucken. Weiter geht es schnurstracks Richtung Grenze. Als wir auf dem grossen Parkplatz ankommen, herrscht reger Betrieb. Um möglichst wenig Platz in Anspruch zu nehmen und zu verhindern, dass wir zugeparkt werden, parieren wir unsere Fahrzeuge hintereinander zwischen zwei grossen Lastwagen. Es regnet in Strömen. Um draussen einen Kaffee geniessen zu können, fahren wir Mojito’s Sonnen- oder besser Regenstoren aus. Das lebendige Treiben hier ist faszinierend: Laufend kommen und gehen Lastwagen und Busse. Leider auch in der Nacht – als ruhigster Nachtplatz wird dieser Platz sicher nicht in die Geschichte eingehen🙈🤣.

Dummerweise haben wir es verpasst, von diesem traumhaften Platz ein Bild zu machen😒. Am nächsten Morgen stehen wir um 04:30 Uhr auf und drehen kurz vor 05:30 Uhr die Zündschlüssel – mehr dazu im nächsten Blog.

Special: Nach freiem Fahren, werden wir superkurz eskortiert und müssen dann auf die nächste Eskorte warten.

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Hanspeter
Hanspeter
1 year ago

Das ist nichts für schwache Nerven. Ich hätte eine krampflösende Spritze gebraucht. 🤣👍

Ursi
Ursi
1 year ago

Unfassbar, wenn man sieht, was Krieg alles zerstört und auch die späteren Folgen!

George
George
8 months ago

Guten Tag, bin zufällig auf eurer Page gelandet. Schöne Tour habt ihr gemacht. Die Fahrt durch den Irak scheint ja schon ein Abenteuer gewesen zu sein. Danke für die ausführliche Beschreibung an den Grenzen. In etwa zwei Monaten steht uns das auch bevor.