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Das Kloster Ad Deir

Jordanien – Kater, Kultur und Kilometer (Blog 52)

Akaba, Wadi Rum, Petra, Totes Meer, Amman, Jerash und White Desert

Für die Kurzleser:

 

16.3. Wir reisen in Jordanien ein, kaufen in Akaba Bier & Wein und feiern mit Freunden am Strand; 16. – 20.3. Chillen, bloggen, trinken, frustriert die News aus der Schweiz mitverfolgen und Formel 1 schauen; 20. – 22.3. Wir besuchen die Wadi Rum; 23. – 25.3. Petra – unglaublich, was unsere Vorfahren erschaffen haben; 25.3. Ein Sturm zieht auf – via Klein Petra fahren wir an einen windgeschützten Ort; 26.3. Während wir das schlechte Wetter aussitzen, erhalten wir Besuch; 27. – 29.3. Am Rande des Dana Biosphere Reserve verbringen wir den ersten Abend so lange am Lagerfeuer, dass Cello am nächsten Tag das Bett hüten muss; 29. – 31.3. Ungewollter Besuch in der Nacht & Floaten im Toten Meer; 31.3. Einkaufen in Al Rama & eine kalte Nacht am Kafrein Dam; 1. – 4.4. Tagsüber in der Hauptstadt Amman, nachts ausserhalb in einem Park; 4.4. Kulturtag in Amman & Jerash; 5.4. Arbeitstag oberhalb von Jerash; 6.4. Abstecher in die eindrucksvolle White Desert; 7.4. Wir fahren 305 Kilometer bis zur Grenze zum Irak

Für diejenigen mit etwas mehr Zeit:

 

Am 16. März verlassen wir Saudi Arabien mit einem Koffer voller fantastischer Erlebnisse😍. Auf der Saudi Seite werden die Pässe und das Carnet ausgestempelt. Ganz so freundlich wie bei der Einreise sind die Herren hier nicht. Dafür geht alles ruckzuck. Einzige Verzögerung: Als wir an der Grenze ankommen, stehen vor uns drei Fahrzeuge einer grosser Reisegruppe. Wir haben Glück, dass es nur drei sind, denn die Gruppe besteht aus insgesamt achtzehn Fahrzeugen – verzögern tut sich der Grenzübertritt dennoch🫣.

 

Auf der jordanischen-Seite geht es etwas länger: Zuerst müssen wir die Visums-Formalitäten erledigen, dann die Versicherung für Mojito kaufen und schlussendlich wird das Carnet gestempelt. Durchsucht wird Mojito auch hier nicht…

 

Als erstes fahren wir nach Akaba; Bier, Gin und Wein steht ganz oben auf unserer Einkaufsliste🙈🤣. In Akaba treffen wir zufälligerweise Irene & Werner und beschliessen am gleichen Ort zu übernachten. Also düsen wir zehn Kilometer zurück Richtung Grenze und machen es uns zwischen anderen Overlandern auf einem Parkplatz am Strand gemütlich. Der Abend kommt so wie er kommen muss, wenn neun Leute am Tisch sitzen; wir trinken (zu viel) Bier und Wein und gehen erst nach ein Uhr ins Bett😱

Der Kater hat eine Maus gefangen – oder auch nicht. Auf alle Fälle hat er sich ordentlich in unserem Kopf einquartiert😩. Wir sehnen die alkoholfreie Zeit in Saudi herbei. Der Entscheid zu bleiben und den Tag gemächlich anzugehen, ist schnell gefällt🙈

 

Schlussendlich bleiben wir weitere zwei Nächte. Wir baden im Golf von Akaba, schreiben unseren letzten Blog von Saudi Arabien, machen Grosseinkauf in Akaba, tauschen uns mit Freunden aus und verfolgen am 19. März ungläubig die Geschehnisse in der Schweiz. Wer hätte jemals gedacht, dass eine namhafte Schweizer Grossbank am Abgrund stehen könnte😩. Dummerweise haben wir ziemlich viel der nun fast wertlosen CS-Aktien gekauft. Tja, shit happens😤! Selbst Gin-Tonic hilft nur beschränkt, um die schlechten News zu verdauen🥺.

Nachdem wir uns von unseren Freunden verabschiedet haben, fahren wir am 20. März zur «Wadi Rum». Was in Saudi «Hisma Desert» heisst, ist in Jordanien die Wadi Rum. In Jordanien ist die Wadi Rum bereits Nationalpark und die touristische-Erschliessung ist deutlich weiter fortgeschritten. Unter vielen Felsen gibt es luxuriöse Camps und überall fahren offene Offroad-Fahrzeuge mit Touristen rum – schön ist es trotzdem. Wenn’s aktuell nur nicht so kalt wäre😱

 

Um vier Uhr wird gegessen. Um fünf Uhr sind wir unter der warmen Decke. Während wir die Nestwärme geniessen, beginnt es nach Einbruch der Dunkelheit (sieben Uhr) zu regnen.

Früh ins Bett am Abend, früh aufstehen am Morgen. Nach dem obligaten Morgenkaffee erkundigen wir die Wadi Rum. Ach ja, den Kaffee gibt es aktuell nur in der speziellen Version! Aufgrund eines missglückten Einkaufs trinken wir aktuell den Kaffee mit Kardamon – zum Glück habe ich die XXL-Packung gekauft🙈🤣

 

Die Berge sind imposant und höher als im saudischen Teil der Hisma Wüste. Wir besichtigen Felsbögen und wandern hoch zur Burdah Rock Bridge. Anfänglich geht es steil aufwärts, dann folgen einige exponierte Passagen, wo mich die Höhenangst beinahe ausbremst. Ich überwinde den inneren Schweinehund und laufe geduckt auf dem dünnen Felsvorsprung unter den Felsen durch. Ein paar Meter vor dem Ziel ist definitiv Endstation für mich. Nach einer Kletterpassage müsste man einem zwanzig Zentimeter breiten Felsvorsprung zwei Meter seitlich zu einem Seil balancieren, um sich dann über eine kleine überhängende Stelle auf die nächste Ebene zu hieven. Aufwärts (fast) kein Problem, wenn es nicht den gleichen Weg zurück, und wenn es nicht zwanzig Meter senkrecht in die Tiefe gehen würde😱. Ausserdem wäre die Bridge sowieso ein Alptraum für mich gewesen; denn unter dem Bogen geht es weit über fünfzig Meter ins Nichts…

 

Obwohl wir uns beim Aufstieg den Weg eingeprägt haben, müssen wir beim Abstieg an zwei Stellen den Pfad suchen. Immer wieder enden wir an Kanten, wo es senkrecht runtergeht🙈. Schlussendlich erreichen wir Mojito. Die Bilanz: Knapp fünf Kilometer, zweieinhalb Stunden und zweihundertfünfzig Höhenmeter.

 

Nach der Wanderung fahren wir kreuz und quer durch die Wüste und es kommt wie es kommen muss: Als wir bei den Ruinen «Lawrence House» stehen, kommen The Travelys angebraust! Wir beschliessen, einen gemeinsamen Ort für den Abend zu suchen und finden abseits der Touristenströme ein tolles Nachtlager. Dank dem Lagerfeuer trotzen wir den tiefen Temperaturen. Der Preis für das gemütliche Beisammensein: Unsere rauchgetränkten Jacken riechen in der Nacht derart, dass man meinen könnte, wir hätten im Auto eingefeuert🙈🤣.

Während Valeria & Lukas in der Wadi Rum bleiben, kurven wir am 22. März nach Petra. Petra war in der Antike die Hauptstadt der Nabataer und ist bekannt für seine in die Felsen gemeisselten Bauten und Gräber. 

 

Wir installieren uns auf dem öffentlichen Parkplatz, besuchen das Petra-Museum und schlendern ein wenig durch die Gassen Petras. Auf der Suche nach einer schönen Kaffeekanne gibt es für Tanja kein Entkommen vom Beduinen-Hochzeits-Kostüm.

Pünktlich mit dem ersten Muezzin-Ruf ist für uns um 05:45 Uhr Tagwacht! Nach Frühstück und Kaffee geht’s am 23. März erstmals durch den Canyon bis zum weltbekannten Schatzhaus. Das Eingangsportal ist eindrücklich. Weiter laufen wir via Grabmal des Unayshu, Nymphaeum, Upper Market, Cyzantine Church und Temple oft he Winged Lions bis hoch zum Ad Deir Kloster. Auf dem Rückweg biegen wir beim Qasr Bint Firaun ab und laufen eine steile Bergschlaufe via The Skull Cave, Rennaisance Grab, Tom oft he Soldier, The Coloured Triclinium, Garden Temple, Löwenbrunnen und Obelisks hoch zum Hohen Opferplatz. Nach dem Abstieg kommen wir beim grossen Theater wieder auf den Hauptweg und schleppen uns via Schatzhaus durch den Canyon zurück zum Camp. Die Bilanz: 21 Kilometer, fast 1’000 Höhenmeter und unglaublich viele schöne Eindrücke🤩.

Als wir vor Mojito die Zeit geniessen und den Füssen etwas Ruhe gönnen, wird Tanja beinahe zum Reiten überredet. Ach ja und wer kommt am späten Nachmittag angefahren: The Travelys🙈🤣 und später stossen noch Sylvia & Christof dazu. Mit den beiden sind wir in Akaba gestanden. Wir kaufen beim Imbiss Shawarma und dinieren vor unseren Fahrzeugen.

Der zweite Tag in Petra verläuft ähnlich: Früh aufstehen, via Canyon zum Schatzhaus und noch etwas weiter entlang dem Hauptweg. Danach biegen wir wieder beim Grabmal des Unayshu rechts ab, besuchen die Königswand, das Seiden- und Palastgrab und wandern tausende von Treppenstufen hoch zum Schatzhaus-Aussichtspunkt.

07-12-Petra

Der Abstieg geht ordentlich in die Knie😱. Unten angekommen, wollen wir die abgelegene Gegend rechts von uns erkunden und haben auf unserer Karte einen «geheimen» Ausgang aus Petra entdeckt. Via Tomb of Sextius Florentinus laufen wir einen Kilometer bis zu einem «Schlitz» im Felsen. Wir steigen in den engen Canyon und arbeiten uns langsam vorwärts. Links und rechts gehen Felswände senkrecht nach oben, während uns einen halben Meter Breite zum laufen bleibt – bei Regen sollte man definitiv nicht hier sein🤓. Und in dem Sinne: Bitte nur bei schönem Wetter nachmachen! 

 

Leider ist nach dreihundert Meter Endstation. Ein riesiger Fels blockiert die Schlucht. Wir müssten uns auf dem nassen Sandstein zweieinhalb Meter in die Höhe angeln um das Hindernis zu überbrücken. Zu gefährlich, entscheiden wir und drehen schweren Herzens um. Die heutige Bilanz: 16 Kilometer, wiederum fast 1’000 Höhenmeter und viele neue Eindrücke.

 

Eigentlich wollten wir heute weiter, aber unsere Beine verweigern sämtliche Befehle. Und so gibt es noch einmal Shawarma vom Imbiss-Stand und einen schönen Abend in guter Gesellschaft.

Was noch vergessen ging: Die Schlafqualität ist auf dem hiesigen Parkplatz ordentlich eingeschränkt. Während das nächtliche Wiehern der Pferde einigermassen erträglich ist, macht das durchgehende Bellen der hunderten von wilden Hunden die Nacht zur Hölle🥺!

 

Am Morgen fühlen wir uns wie durch den Fleischwolf gedreht😩. Als ich mit Lukas vor unseren Fahrzeugen stehe, kommen zwei Taxi-Fahrer rüber und fragen, ob wir etwas zum Verkaufen hätten. …oder sonst irgendwelche Dinge, die wir nicht mehr brauchen oder Souvenirs aus unseren Heimatländern. Wir versuchen zu erklären, dass wir in unserem kleinen Zuhause nur das Mitführen, was wir benötigen. Schlussendlich gibt Lukas dem einen drei neue T-Shirts und ich dem anderen ein neues eingepacktes Messer. Er schaut das Messer an und dann mich: Das sei nichts Besonderes… …ob ich nicht ein Leatherman oder was ähnliches für ihn hätte? Kein Dank, kein gar nix! Ich hatte fast ein Flashback zu Afrika! Ok, das gibt’s also auch hier😒.

 

Inzwischen macht der Himmel wahr, was die Prognose angedroht hat; leichter Regen hat eingesetzt. Trotzdem machen wir bei Klein Petra eine Steppvisite, bevor es via Einkaufsstopp zu unserem designierten Camp geht. Lukas hat via Google-Maps einen Ort in der Nähe einer Antenne gefunden. Da die Wetterprognose grottenschlecht ist, hört sich ein abgelegener Platz mit Internet gut an.

 

Den Nachmittag können wir sogar draussen geniessen. Gegen Abend verfärbt sich der Himmel bedrohlich und der erwartete Sturm zieht auf. In der Nacht windet und regnet es stark. 

Ähnlich der Nacht, ist es auch am Morgen des 26. März; es regnet und windet! Das Leben findet primär drinnen statt. Dank Heizung ist es wohlig warm. Ab und zu treffen wir Valeria & Lukas vor den Fahrzeugen auf einen Schwaz. Gegen zwei Uhr sehen wir oben auf dem Berg ein weisses Auto. Micha & Meiky von Follow the White Landy stossen – oder besser gesagt rutschen – dazu. 

 

Der lehmige Boden verwandelt die Piste in eine Rutschbahn. Die Reifen vom Landy sind komplett mit dem lehmigen Material zugekleistert. Als sie ankommen ist klar, hoch kämen wir da heute niemals😱.

 

Trotz Kälte und starkem Wind treffen wir uns um drei Uhr zu Kaffee & Süssgebäck. Bis sechs Uhr halten wir durch🫣. Tiefgefroren verschwinden wir danach in unsere Fahrzeugen🤣. Heizung sei Dank, leben wir noch🙈🤣!

Zum Glück bleiben wir in der Nacht vom Regen verschont. Und so ist die Piste ist am 27. März wieder befahrbar. Weit ist die heutige Tagesetappe nicht. Nach zweiundzwanzig Kilometer erreichen wir unser Ziel: Ein Platz mit wundervoller Aussicht auf das Dana Biosphere Reserve. 

 

Wir verbringen den Nachmittag in Gesellschaft von The Travelys und Follow the White Landy, sammeln ordentlich Feuerholz und sitzen bis spät am Abend vor den lodernden Flammen. Es ist derart kalt, dass wir einheizen, als wäre der Leibhaftige hinter uns her😱🙈🤣. Um ein Uhr geht’s ins Bett. Trotz dem wärmenden Feuer, fühlen wir uns wie tiefgefrorene Fischstäbchen😲.

Als ich am Morgen des 28. März meine Augen öffne, friere ich wie ein Schlosshund. So ganz gut getan hat mir der Abend zuvor nicht. Meine Nase läuft und ich fühle mich fiebrig. Das Gefühl bestätigt sich leider und so verbringe ich den Tag im Bett. Tanja geniesst die Gesellschaft unserer vier Begleiter.

 

Während Follow the White Landy noch bleiben, fahren The Travelys und wir am 29. März weiter zum Toten Meer. Von tausend Meter über Meer geht es auf über dreihundert Meter unter Meer. Bei der Wadi Numeira suchen wir einen Platz für die Nacht und könnten zwischen den folgenden drei Optionen wählen:

 

Campen in der engen Wadi (die Steinmassen in der Wadi zeugen von der Gewalt des Wassers, wenn es regnet und der Himmel ist aktuell stark bewölkt – somit keine gute Idee).

Campen auf dem Parkplatz vor der Wadi neben den angebundenen Eseln (dooferweise ist hier auch das Esel-Klo und so stinkt es fürchterlich nach Eselpisse – somit keine gute Idee). 

Campen neben dem Parkplatz bei den Flüchtlingszelten (irgendwie behagt uns dieser Gedanke nicht).

 

Die logische Konsequenz: Wir fahren weiter und finden einige Kilometer später oberhalb der Strasse, am Fusse eines Berges einen schönen Platz mit Sicht auf das Tote Meer. 

Von anderen Reisenden wissen wir, dass das Campen direkt am Toten Meer heikel ist. Die Meisten wurden von der Polizei oder vom Militär weggeschickt. Da ich nach wie vor angeschlagen bin und es uns hier oben gut gefällt, entscheiden wir am 30. März eine weitere Nacht zu bleiben. Am Nachmittag gesellen sich auch Micha & Meiky wieder zu uns. Wir verzichten auf abendliche Lichtquellen und gehen stattdessen früh ins Bett. 

 

Genützt hat uns die Tarnaktion leider wenig😲! Gegen elf Uhr in der Nacht hören wir ein Fahrzeug. Danach hupt es und es ertönt lautes Welcome-Gebrüll. Kurz darauf klopft es an unseren Fahrzeugen. Drei Herren vom Inland-Geheimdienst wollen unsere Pässe sehen. Die Aktion dauert gute dreissig Minuten, dann hoffen wir, dass wir wieder schlafen gehen können. Dummerweise meint der eine Herr laufend «Hir not seef»!

 

Mit Google-Übersetzung versuchen wir die drei Herren umzustimmen. Wir fühlen uns hier super-sicher. Wir haben hier ja schon eine wundervolle Nacht verbracht und wir werden morgen früh weiterfahren. Die drei sind zwar sehr nett, aber wollen uns ums Verrecken nicht hier schlafen lassen. Von extremem Regen in den Bergen mit Sturzfluten (Anmerkung: Bevor uns hier die Flut trifft, würde wohl eher Noa mit der Arche unter uns vorbeirudern), über ultragefährlichen Steinschlag bis hin zum besten je gehörten Argument: Wir hätten die letzte Nacht unglaubliches Glück gehabt, dass die gefährlichen Tiere keinen Hunger gehabt hätten und wir deshalb noch Leben. Wow, die haben tatsächlichen den T-Rex wieder ausgesiedelt?!?

 

Tja, leider helfen alle Übersetzungen nichts! Sie bieten uns eine Polizeieskorte an und meinen es ernst. Dreissig Minuten später kommen zwei Polizeiautos mit zwei Beamten in Uniform und fünft Hilfspersonen in Zivilkleidung. Wir versuchen herauszufinden, wohin wir begleitet werden. Gemäss dem Polizei-Oberbefehlshaber wird er uns an einen traumhaft schönen Ort an der Küste begleitet, wo wir stehen dürfen. Echt jetzt? Irgendwie darf doch keiner an der Küste stehen🤔? Doch, wir angeblich schon. Die Fahrt soll zehn Minuten dauern. 

 

Inzwischen ist es kurz vor eins. Obwohl wir lieber bleiben und schlafen gehen würden, sehen wir ein, dass wir dieses Mal keine Chance haben. Zudem fordert uns der Polizei-Oberbefehlshaber zunehmend energischer auf, endlich zusammenzupacken. Wir geben uns geschlagen und machen unsere Fahrzeuge abfahrbereit. 

 

Und so fahren wir in der Nacht hinter der Polizei dem Toten Meer entlang. Zehn Minuten sind schnell vorbei und als unsere Eskorte nach dreissig Minuten immer noch keine Anstalt macht zu halten, stoppen wir am Strassenrand. Die Polizei verschwindet vor uns um die Kurve, um kurz darauf mit Blaulicht wieder zurückzukommen. Was los sei – werden wir gefragt? Eigentlich nichts, wir würden einfach gerne wissen, wohin die Fahrt geht? Noch ungefähr drei Kilometer, dann seien wir da! Da wir eh keine Wahl haben, fahren wir weiter. Aus drei Kilometer werden fünfzehn. Bei einer ins Meer hinausragenden Halbinsel stoppt die Polizei und leuchtet mit den Taschenlampen Richtung Meer. Hier sollen wir hineinfahren und können da unten übernachten. 

 

Sieht etwas komisch aus, aber wenn die das sagen?! Als wir in das Areal fahren, verschwindet die Polizei hinter uns. In kompletter Dunkelheit suchen wir einen ebenen Platz. Kurz nachdem wir parkiert haben, kommen drei Herren vom Militär angerannt😱! Das sei militärisches Sperrgebiet und wir können hier keinesfalls schlafen, erklären sie uns auf arabisch und via Google-Übersetzer. Wir versuchen ihnen beizubringen, dass uns die Polizei hierher eskortiert hat. Nach weiteren zwanzig Minuten diskutieren, weisen sie uns einen Platz zweihundert Meter weiter oben zu. Wir sind froh, endlich schlafen zu können. 

 

Leider haben wir die Rechnung ohne den Oberbefehlshaber des Militärs gemacht. Just, nachdem wir geparkt haben, trifft dieser ein. Er ist sehr freundlich, spricht recht gut Englisch und erklärt uns, dass wir hier nicht schlafen dürfen. Auf die Erklärung, dass die Polizei uns hierherbegleitet hat, meint er nur, dass die Polizei Schwachköpfe seien und hier gar nix zu sagen haben. 

 

Er läuft mit uns hoch zur Strasse und zeigt auf den Pannenstreifen der Hauptstrasse. Hier können und dürfen wir übernachten. Ja Weltklasse! Es gibt sicher einfachere Methoden in Jordanien Selbstmord zu begehen. Wir lehnen sein Angebot ab und willigen schlussendlich todmüde ein, dass uns die Militäreskorte zu einem angeblich zwei Kilometer entfernten sicheren Platz eskortiert. 

 

Aus zwei werden fünfzehn Kilometer. Neben der Strasse, immerhin geschützt durch eine Leitplanke, dürfen wir unsere Fahrzeuge abstellen. Schön ist der Platz nicht, aber wir sind zu müde um uns zu wehren. Als wir als letztes Fahrzeug in den Parkplatz fahren, kommt der Oberbefehlshaber zu uns gerannt. Er ermahnt uns, dass wir uns wirklich nur hier aufhalten und unter keinen Umständen in der Nacht ins Wasser gehen dürfen. Wörtlich sagt er: «We shoot you, if you swim»! Ok, das haben wir verstanden😱! Inzwischen ist es morgens viertel nach drei und wir hoffen einzig, dass uns hier niemand mehr vertreibt!

12-Notschlafplatz

Die vorbeifahrenden Fahrzeuge hören sich an, als würden die Strasse direkt durch Mojito führen. Netterweise hupen diverse Fahrer bei der Vorbeifahrt. Nach einer kurzen schlaflosen Nacht packen wir zusammen und fahren an eine schönere Stelle am Toten Meer.

 

Beim «Salt Beach» finden wir einen begehbaren Einstieg ins Tote Meer. Das Tote Meer liegt auf 432 Meter unter Meeresspiegel und sinkt aktuell jedes Jahr um mehr als einen weiteren Meter. Der Salzgehalt liegt bei 33 Prozent und bringt Lebewesen zum Schweben im Wasser. Wir geniessen das Floaten😍. Das Wasser fühlt sich ölig an und kaum trocknet es am Körper, bleibt eine riesige Salzschicht zurück🤓.

Es wäre ein schönes Plätzchen hier, aber wir haben wenig Lust auf mitternächtliches umparken. Also duschen wir ausgiebig und fahren dann zum Kafrein Dam. Das kalte und windige Wetter zwingt uns schnell in die Fahrzeuge.

Vom 1. April (kein Scherz) bis am 4. April stehen wir drei Nächte in einem Park namens «King of Bahrain Kingdom Forrest» etwas ausserhalb der Hauptstadt Amman. Am Ankunftstag geniessen wir das schöne Wetter, füttern unsere zwei Hauskatzen und bringen Mojito auf Vordermann. 

 

Am 2. April steht Tanja ausnahmsweise früh auf um das Formel 1-Rennen zu schauen – das gibt’s selten🙈🤣! Anschliessend fahren wir in die Stadt um Wäsche zu waschen und Geld zu wechseln. Amman mit den unzähligen Hügeln hat einen besonderen Charme, ist sauber und die Gebäude sind sehr gepflegt. 

 

Am 2. April steht Grosseinkauf in verschiedenen Shopping-Center an – endlich schaffen wir sogar die von der WHO empfohlenen Tages-Schritte mal wieder🤣. Zurück im Park werden wir von Tarek nach Sonnenuntergang zum Nachtessen eingeladen. Tarek gehört zu einem 4×4-Club, welcher heute Abend nach Sonnenuntergang hier den Ramadan zelebriert. 

 

Nach sieben Uhr sehen wir rund zweihundert Meter von uns entfernt unzählige Offroad-Fahrzeuge, Scheinwerfer und viele Leute. Heute ist es zwar etwas wärmer, aber nach Sonnenuntergang immer noch ordentlich kalt. Da wir bereits gegessen haben und es unglaublich viele Leute sind, verzichten wir auf den Besuch bei unseren temporären Nachbarn. 

 

Doch es kommt wie es kommen muss: Kurz bevor wir zu Bett gehen, kommt Tarek mit seinem 4×4 zu uns rüber und meint, wenn wir nicht zum Essen kommen, kommt halt das Essen zu uns😱. Er überreicht uns eine riesige Platte mit Reis und Lammfleisch, sowie ein Sack voller Säfte, Milch und Jogurt. Wir versuchen ihm zu erklären, dass das viel zu viel ist für uns! Er meint nur, dass wir ja zu viert seien und sonst auch die Hunde hier im Park Freude am Essen hätten. Geschätzt sind es etwa sieben Kilo Reis & Fleisch – in der Mitte befindet sich der Schafskopf. Tarek erklärt uns, dass jeweils der höchste Gast den Kopf erhält – was für eine Ehre🥰! Wir sind überwältigt und fühlen uns gleichzeitig schlecht, dass wir nicht rüber gegangen sind. 

 

Die Platte würde locker für zehn extrem hungrige Personen reichen. Für uns wird es schlussendlich Frühstück und Nachtessen für den kommenden Tag sein. Einen grossen Teil der Platte geben wir – wie von Tarek empfohlen – den hungrigen Tieren im Park. 

Der 4. April ist Kulturtag! Nach dem vorhin erwähnten Bud-Spencer-Frühstück mit Reis und Lammfleisch, fahren wir zur Zitadelle von Amman. Die Zitadelle von Amman thront auf dem Jabal Al Qal’a, einem der höchsten Hügel der Stadt. Ein Rundgang durch dieses beeindruckende Open-Air Museum vermittelt ältere Perioden der Geschichte Jordaniens und zugleich grossartige Panoramablicke auf das heutige Amman.

Zu den archäologischen Sehenswürdigkeiten gehören eine Höhle aus der Bronzezeit, der ammonitische Palast, ein römischer Tempel, eine byzantinische Basilika, ein Palast, eine Moschee und eine Zisterne aus umayyadischer Zeit.

Weiter geht die Fahrt zur nächsten historischen Sehenswürdigkeit «Jerash». Fasziniert wandern wir durch die römischen Ruinen und bestaunen, was unsere Vorfahren zu dieser Zeit gebaut haben.

Als wir auf dem Besucherparkplatz parkieren, kommt auch schon ein Polizist angerannt und fragt Tanja, wo wir schlafen. Irgendwo ausserhalb der Stadt. Er will es genauer wissen, doch wir können ihm die Frage nicht beantworten. Schlussendlich klärt er uns auf, dass wir hier nicht stehen bleiben dürfen, was wir auch wissen. Also kurven wir nach getaner Jerash-Besichtigung aus der Stadt und finden einen schönen Platz auf dem Berg mit traumhafter Sicht über Jerash. Einzig der Wind dürfte gnädiger sein – es bläst uns hier fast von der Kuppe😱🙈🙈.

 

Die Nacht ist windig, doch wir schlafen gut. Am 5. April entscheiden wir uns fürs bleiben um uns auf die bevorstehende Reise durch den Irak vorzubereiten; der Grenzübertritt soll mühsam sein. Von anderen Reisenden haben wir bereits einige Erfahrungen mitgeteilt bekommen und lesen zusätzlich die Erfahrungsberichte bei IOverlander. 

Am 7. Oktober fahren wir nordöstlich bis zur Grenze zu Saudi. Die Wadi Dahek, respektive White Desert genannt, ist unser Ziel. Die White Desert ist ein Trockensee inmitten der Wüste. Woher der Übername stammt, ist schnell klar; die weissen Klippen und der weisse Sand sind surreal. Nachdem wir entlang der unteren Seekante gefahren sind, suchen wir einen schönen Platz für unsere letzte Nacht in Jordanien. Am Lagerfeuer lassen wir den Abend ausklingen. 

Hundertsechsundachtzig Kilometer trennen uns am 7. April von der Grenze zum Irak. Wir verlassen die White Desert und fahren zurück zum grossen Strassenkreuz, wo es dann auf der einzigen Strasse durch den einsamen Zipfel Jordaniens westlich Richtung Irak geht. Wir sind vor 7:30 Uhr gestartet, damit wir rechtzeitig die Grenze erreichen, um heute noch den Grenzübertritt zu erledigen. Nach einem Tankstopp in Ruwaished nehmen wir die letzten fünfundachtzig Kilometer in Angriff. Kurz vor ein Uhr nachmittags sind wir bereit für die Ausreise aus Jordanien und die Einreise in den Irak.

Special: Mojito Dance

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Ursi
Ursi
1 year ago

Sehr eindrücklich und zeitweise kaum fassbare und nahezu beängstigende Erlebnisse!
Schön, dass ihr alles gut überstanden habt♡