Mekka aus der Ferne, Jeddah hautnah und weiter via Medina, Vulkan-Kratern und schönen Wüstentagen bis AlUla
Für die Kurzleser:
4. – 7.2. Vorbei an Mekka & drei Tage in Jeddah; 7.2. Auf zum Al-Wa’bah Krater; 8.2. Via Medina zu unserem Nachtplatz mit lokalen Besuch; 9.2. Offroad geht es Richtung Black & White Vulkan Krater, doch Beduinen halten uns von der geplanten Tour ab; 10.2. Vulkan besteigen, nette Leute treffen, Falke bestaunen, Fototermine wahrnehmen und bei schönen Felsen übernachten; 11.2. Nach Kreisverkehr-City fahren wir in die Wüste mit unzähligen faszinierenden Gesteinsformationen; 12.2. Weiter durch die Wüste; 13.2. Ein Abstecher zur Tankstelle und weiter geht’s durch die Wüste; 14.2. Nach kurzer Fahrt geniessen wir den Tag in unserem Camp; 15.2. Wer kanns erraten? Wir fahren weiter durch die Wüste und wandern auf einen grossen Felsen; 16.2. Auf in die Ortschaft AlUla zum Elefant Rock; 17.2. Wir geniessen den Tag & Abend in old AlUla; 18.2. Ausflug nach Hegra; 19.2. Weit kommen wir nicht; 20.2. Ruhetag mit Freunden
Für diejenigen mit etwas mehr Zeit:
Am 4. Februar fahren wir weiter nach Jeddah. Immer wieder beobachten wir unseren Rückspiegel. Aber da ist niemand mehr, respektive müssen wir ja sagen, wir hatten nie Begleiter🤓. Trotzdem werden wir gestoppt. Wir wollen so nahe wie möglich an Mekka vorbei (Anm.d.Red.: Mekka dürfen ausschliesslich Muslime besuchen. Nicht Muslimen ist der Zutritt grossräumig strengstens untersagt. Eine Zuwiderhandlung kann drastische Folgen haben). In Erwartung, dass bald das bekannte Schild «Muslims only» kommt und wir die Autobahn verlassen müssen, fahren wir Richtung Mekka. Dass wir aber bereits auf diesem Autobahn-Abschnitt sind, wissen wir nicht😲. Weit kommen wir glücklicherweise nicht. Nach ein paar hundert Metern fährt ein Polizist neben uns und fragt, ob wir Muslime sind. Nein, sind wir nicht. Wir werden ausgebremst, er steigt aus und erklärt, dass wir sofort wenden müssen. Wir entschuldigen uns und erklären ihm, dass es bisher noch kein Schild gegeben hätte und wir gemeint haben, dass wir erst später abbiegen müssen. Selbstverständlich werden wir sofort wenden, was wir dann bei der nächsten U-Turn-Möglichkeit tun. Während bei unsere Einfahrt das Schild tatsächlich fehlte, haben dann später sämtliche Strassen Richtung Mekka die unübersehbaren Verbots-Schilder.
Und so fahren wir alleine in die Grossstadt Jeddah. Wie in Riad, ist es auch in Jeddah anstrengend zu fahren. Falls es Verkehrsregeln gibt, werden diese zumindest weitgehend ignoriert🙈🤣. Es erstaunt daher wenig, dass ein Grossteil der Fahrzeuge leichte bis massivere Beschädigungen aufweisen.
In Jeddah parken wir Mojito bei der alten Strandpromenade und erkunden zu Fuss zuerst das Quartier und anschliessend die Strandpromenade. Als wir zurückkommen, steht Valeria & Lukas Fahrzeug ganz in der Nähe. Während sich die Strandpromenade immer mehr füllt, verbringen wir auch diesen Abend zusammen. Vor Sonnenuntergang startet die weltweit höchste Fontaine – die King Fahd’s Fountain ist eindrücklich🤩. Interessant zu wissen: Als Vorbild galt der Springbrunnen Jet d’Eau in Genf. Hier einige Fakten zum King Fahd’s Springbrunnen:
Baujahr: 1985
Höhe: 312 Meter
Durchmesser der Düse: 126 Milimeter
Austrittsgeschwindigkeit des Wassers: 375 km/h
Austrittsmenge pro Sekunde: 625 Liter
Gewicht des in der Luft befindlichen Wassers: 16 Tonnen
Beleuchtung um die Fontaine: 500 Scheinwerfer mit über 9000 kw
Wenn der Brunnen startet, wäre es wohl eine schlechte Idee auf die Düse zu sitzen🙈🤣!
Immer wieder werden wir angesprochen, willkommen geheissen und sogar interviewt. Gegen elf Uhr ziehen wir uns in unsere Behausungen zurück, während draussen der Bär tanzt. Bei uns wäre es undenkbar, dass die Kinder um zwei Uhr morgens miteinander Fussball spielen, während die Eltern auf dem Teppich die Zeit geniessen. Hier ist das ganz normal., Obwohl der Schlafkomfort leicht eingeschränkt ist, geniessen wir die Stimmung🤪.
Am 5. Februar möchten wir gerne mehr von der Stadt sehen. Ausserdem müssen wir uns um den Kleider- und Lebensmittelnachschub kümmern. Auf geht’s zuerst zur Wäscherei und anschliessend in den Lulu-Supermarkt. Dann wieder zurück zur Wäscherei, wo wir dank Expressservice unsere frischen Sachen abholen können und dann endlich weiter in Jeddah’s Altstadt «Al-Balad».
Die alten Gebäuden mit ihren typischen herausragenden Balkonen sind faszinierend🤩. Seit 2014 steht das Quartier unter Schutz und wird in Folge des riesigen Projektes «Saudi Vision 2030» aktuell aufwändig renoviert. Ein Teil von «Saudi Vision 2030» ist die Förderung des Tourismus um die Abhängigkeit vom Öl zu verringern. Wir schlendern mehr oder weniger alleine durch die unzählige Gassen und sind fasziniert von den alten prächtigen Bauten. In einer Gasse finden wir neue Zeitzeugen namens Graffiti und überall treffen wir auf Katzen.
Nach dem Besuch der Altstadt fahren wir zur neuen Strandpromenade, wo wir übernachten wollen. Wir finden ein lauschiges Plätzchen und schlendern die Promenade entlang. Unzählige Plätze zum Entspannen, Kunst, viele Imbissbuden, Kaffee-Stände und Strandbäder wechseln sich ab. Wir fühlen uns pudelwohl🥰.
Auf dem Rückweg überholen uns zwei Polizisten im Elektro-Kart. Sie grüssen freundlich und halten an einem Kaffee-Stand. Ob sie den Kaffee wohl gratis erhalten; fragen wir uns. Als wir vorbeigehen, lüftet sich das Geheimnis: Der eine kauft gerade zwei Flaschen Wasser. Kurze Zeit später sind sie mit ihrem Elektrofahrzeug auf gleicher Höhe, drücken uns zwei Wasserflaschen in die Hand und heissen uns in Saudi Arabien willkommen. Auch wenn ich es schon ein paar Mal geschrieben habe: Wir sind immer wieder fasziniert & gerührt😍.
Zurück bei Mojito sprechen uns erneut unzählige Leute an, sind fasziniert, dass wir aus der Schweiz sind und heissen uns willkommen. Von einem netten Herrn erhalten ich sogar eine Gebetskette geschenkt – einfach rührend🥰!
Gegen zehn Uhr heisst es: Geh zur Ruh und mache deine Äuglein zu. Ganz so einfach ist das nicht. Selbst wenn am Abend zuvor viel mehr los war, ist es auch hier nicht gerade totenstill. Immer wieder hören wir vorbeigehende Leute die über Mojito sprechen. Interessant ist, dass viele unserer Beschriftung «reisen» mit Russland verwechseln😱.
Früh aufstehen wäre angesagt, doch ganz so früh schaffen wir es nicht🙈. Trotzdem wären wir am 6. Februar vor neun Uhr abfahrbereit. Wären, denn wir haben die Rechnung ohne den freundlichen Achmed gemacht. Er will uns unbedingt Frühstück bringen, auch wenn wir ihm erklären, dass wir bereits gefrühstückt haben. Achmed ist sehr nett, modern und spricht gut Englisch. Aus den angekündigten zehn Minuten wird etwas mehr. Als er wieder kommt, entschuldigt er sich für die Verspätung und drückt uns einen Chicken-Burger, Pommes, zwei Cola, zwei Büchsen Pepsi, zwei Wasser, zwei Fleischtaschen, ein Salat und eine Suppe in die Hände – genug Essen für den ganzen Tag😱. Was auch immer wir sonst noch bräuchten, wir sollen es ihm sagen. Ausserdem will er uns in ein Hotel umquartieren, was wir dankend ablehnen. Ein paar Minuten später kommt er wieder vorbei und will für uns erneut ein Hotel buchen. Wir bedanken uns und erklären Achmed, dass wir sehr glücklich in unserem Zuhause sind😍.
Viel Zeit ist bereits vergangen, sodass wir spontan beschliessen in Jeddah zu bleiben. Und so besichtigen wir die Formel 1 Rennstrecke. Aufgrund des bevorstehende Rennens am 19. März ist die Strecke aktuell leider gesperrt. Selbst Mojito darf dort keine Runde drehen. Und zu Tanjas Leid nimmt uns auch niemand mit dem Elektro-Kart mit😒. Der Besuch der Moschee auf dem Wasser fällt ebenfalls ins Wasser, da diese hinter der Rennstrecke liegt. Dafür finden wir wenigstens einen Ort, wo wir Mojitos Wassertank auffüllen können.
Gegen zwei Uhr nachmittags parkieren wir auf einem der grossen Parkplätze. Das Wochenende ist vorbei – wieso auf den Strassen und am Corniche heute noch viel mehr los ist, wissen wir bis heute nicht. Wir haben jedoch Glück und finden einen guten Platz für die Nacht, bevor der ganze Parkplatz von Besuchern geflutet wird. Danach erkunden wir diesen Teil der Corniche, amüsieren uns über der «Weltkarte» über dem Kinderspielplatz (wir gehören neu zu Frankreich und Italien hat den Balkan übernommen – siehe Bild🥸) und gönnen uns einen Ice-Kaffee im Starbucks. Nein, wir finden Starbucks nach wie vor doof, aber dummerweise ist er ein zuverlässiger Internet-Lieferant, wo wir unsere Updates machen können🙈🤣.
Den Abend geniessen wir auf unseren Stühlen vor Mojito. Nach ein paar Minuten werden wir das erste Mal von einer Familie mit Kaffee und Datteln versorgt. Danach gibt’s von unseren Nachbarn Kaffee und Dattel-Kekse, bevor uns ein anderer Herr Tee anbietet. Irgendwann kommt ein junges Pärchen aus dem Busch und schenkt uns Saudi Kaffee ein. Dazwischen erhält Tanja von einer Dame ein Parfum😍. Und mehr oder weniger durchgehend, gibt’s Führungen durch Mojito🤓. Wir geniessen den Abend mit viel wechselnder freundlicher Gesellschaft🥰.
Am 7. Februar brechen wir definitiv auf! Nach dem hitzigen Morgenverkehr sind wir froh, als wir die Stadtgrenze erreichen und es langsam ruhiger wird auf den Strassen🤪. Dreihundertsiebzehn Kilometer später erreichen wir unser Ziel; den Al-Wa’bah Krater. Der Krater-Wärter begrüsst uns freundlich und erklärt uns, dass wir überall fahren, laufen und schlafen dürfen. Ausser der Abstieg in den Krater sei nach einem tödlichen Unfall verboten. Nach einer halben Kraterumrundung finden wir unseren Platz für die Nacht. Der kalte Wind ist heftig und so huschen wir nach Einbruch der Dunkelheit schnell in unser Auto. Während der Wind Mojito schaukelt, schlafen wir wieder einmal richtig traumhaft😴.
Zuerst umrunden sie den Krater und dann geht’s weiter bis Medina – würde wohl Rudi Carell sagen. Und so machen wir es am 8. Februar auch. Der Verkehr im Zentrum von Medina ist enorm. Dennoch finden wir einen Parkplatz in der Nähe der Grossen Moschee und besichtigen den riesigen Gebetsplatz. Leider haben wir das Mittagsgebet um Haaresbreite verpasst. Eindrücklich ist es dennoch.
Zum Glück finden wir Mojito wieder🙈🤣 und fahren aus dem dichten Stadtverkehr. Auf den letzten zehn Kilometer folgt uns ein Pickup mit einem Mann in Uniform. Sogar als wir zum Tanken fahren, wartet er bis wir wieder losfahren. Als wir fälschlicherweise in einem U-Turn statt im Kreisel landen und wieder stadteinwärts fahren, biegt er ab – was er genau von uns wollte, wissen wir nicht🤔.
Aber zurück zum Tanken: Ich fahre scheisse an die Zapfsäule. Vor uns steht ein grosser Laster und dessen Befüllung dauert ewig. Während alle Saudis von der anderen Seite an die Zapfsäule fahren, lasse ich mich von einem anderen Laster einparken. Während der Wartezeit winken uns unzählige Personen zu. Ashik, ein Lastwagenchauffeur fragt uns, was wir brauchen und ob wir nicht zu ihm zum Essen kommen wollen. Wir versuchen ihm zu erklären, dass wir alles haben und es noch ein weiter Weg zu unserem Nachtplatz ist. Irgendwann kommt er wieder aus dem Shop und überreicht uns Wasser, Cola und Limonade – einfach süss🥰. Ausserdem will er unseren Diesel zahlen, was wir aber dankend ablehnen.
Weiter geht es im gleichen Stil; auf der Fahrt zu unserem Rastplatz winken uns viele zu. Als uns ein Landcruiser überholt, winken unzählige Hände aus den Fenstern. Kurz darauf stoppt er vor uns und fordert uns zum Anhalten auf. Wir stoppen neben der Strasse und werden sofort von einer Herde jungen Männern umzingelt. Eine Schüssel mit Essen wird ins Auto gereicht, dann eine Zweite. Tanja kommt auch nicht ums probieren rum. Danach gibt’s Kaffee & Tee und als wir aussteigen, schütteln wir sieben Hände. Mit Händen und Füssen wird kommuniziert, Filme werden aufgenommen und Fotos geschossen. Wir sollen doch zum Essen mitkommen. Als Beweis zeigen sie uns das hübsche Zieglein, welches demnächst als Nachtessen herhalten wird. Mit Verweis, dass Tanja weder den bildlich dargestellten Ziegen-Schlachtprozess live miterleben möchte, noch Ziegenfleisch isst, lehne wir ab. Unsere temporären Gastgeber lachen über meine Ausführungen bezüglich der Ziege und akzeptierend unsere Absage🙈🤣.
Während unsere neuen Freunde losfahren, bleiben wir kurz um den Kaffee fertig zu trinken. Zwei Minuten später hält der nächste Toyota neben uns. Ein Herr fragt uns, ob alles in Ordnung sei. Er spricht gut Englisch. Auch er möchte uns zum Nachtessen oder wenigstens Tee einladen, worauf wir ihm erklären, dass wir auf dem Weg zu unserem Nachtplatz sind.
Kurze Zeit später erreichen wir unseren angepeilten Platz vor einer schönen Berglandschaft. Kaum sitzen wir draussen, bekommen wir Besuch von ein paar Bauern. Wir bieten ihnen Getränke an und versuchen auf Englisch, Arabisch und mit Google Übersetzer zu kommunizieren. Sie bewundern unseren Mojito, heissen uns willkommen, bieten uns Kamel- und Ziegenmilch an, wollen eine Ziege für uns schlachten oder Kamelfleisch bringen. Immer wieder werden wir zum Essen eingeladen . Auch bei ihnen übernachten könnten wir gerne. Schlussendlich willige ich ein, Ziegenmilch zu probieren und erhalten später ein kleines Fläschchen frischer Milch. Als uns der freundliche Besuch wieder verlässt, bereiten wir unser Nachtessen ohne Ziegen & Kamelfleisch zu und geniessen bei einsetzender Kälte noch einen Tee vor Mojito.
Auf unserem Weg zu den Black & White Vulkanen nehmen wir zwei Abkürzungen und düsen Querfeldein. Dann stehen wir vor der nächsten Abkürzung; hundert Kilometer sollen uns direkt zu den Kratern führen. Die geplante Sandpiste stellt sich als unendliches Lavagebiet heraus. Wir fahren dennoch rein. Nach zehn Kilometern werden wir von Beduinen eingeholt. Einmal hört es sich an, als sei unsere geplante Route nicht befahrbar, dann scheint es wieder ok zu sein. Wir sollen ihnen folgen – das ist klar.
Weitere zehn Kilometer später fahren sie weg von unserem Track. Wir sollen ihnen weiter folgen. Weitere zwei Kilometer später landen wir an einem unwirklichen Ort. Vor uns tut sich eine Oase mit Wasser auf, wo zwei weitere Beduinen warten. Tausende Fotos und Filme werden geschossen und wir sollen unbedingt Tee mit ihnen trinken und Mittagessen. Auch wenn wir das ablehnen, rinnt uns die Zeit davon. Ausserdem rät uns einer von der bevorstehenden Route ab. Wir entschliessen uns zu wenden und fahren wieder zurück auf die befestigte Strasse.
Vor den Kratern machen wir einen Offroad Abstecher zu einer eindrucksvollen Höhle. Die Attraktion wurde offenbar neu erschlossen. Danach geht es noch ein Stück auf der geteerten Strasse weiter, bis wir ins Vulkangebiet abbiegen. Auf der Strecke zu den Kratern, halten wir ein paar Mal als Fotosujets hin und als wir Mojito geparkt haben, erhalten wir sofort Besuch. Drei Männer sind zu uns gefahren, wollen für uns Feuer machen und Kaffee kochen. Sehr nett, aber wir sind derart gerädert vom langen Tag, dass wir nur noch etwas essen und dann ab ins Bett wollen. Ausserdem ist es draussen schon arschkalt. Angeblich war die letzte Nacht unter null Grad Celsius😲.
Nach einem top Frühstück mit Gipfeli & Ovomaltine-Crunch, sowie einem netten Gespräch mit einem französischem Reisepaar, wandern wir am 10. Februar auf den erloschenen weissen Vulkan. Der Aufstieg ist steil und das lose Gestein macht das Erklimmen des Hügels nicht einfacher. Dafür werden wir mit einer traumhaften Aussicht in den Krater und auf die umliegenden Berge, respektive Vulkane belohnt.
Für den Abstieg nehmen wir eine weniger steile Route. Bei Mojito treffen wir die Franzosen wieder und quatschen weiter. Es geht nicht lange, da kriegen wir Gesellschaft. Fast jedes vorbeifahrende Auto fährt nicht vorbei, sondern hält an um mit uns Fotos zu machen. Schlussendlich stossen auch unsere netten Männer vom Vorabend dazu und laden uns auf unglaublich süsse Softgetränke ein🙈🤣. Immer mehr Männer versammeln sich um uns. Als Höhepunkt wird uns ein imposanter Falke vorgeführt. Während wir uns startklar machen, fahren verrückte Kerle an der Stelle auf den Kraterrand, wo wir zuvor zu Fuss Mühe hatten hochzulaufen😲!
300 Meter dauert es bis zum nächsten Stopp. Eine neue Gruppe Männer hält uns an. Einer der Männer spricht perfekt englisch. Er will uns zum Mittag- oder besser Nachtessen einladen. Wir erklären ihm, dass wir heute gerade einmal 300 Meter weit gekommen sind und gerne etwas weiter fahren würden. Weit kommen wir aber auch bei diesem Anlauf nicht. In einer ordentlichen Steigung müssen wir stoppen, aussteigen und auf Fotos posieren; danach kommen wir besser vorwärts🤓.
Mehr Zeit verlieren wir beim Tanken. Auch hier halten drei Fahrzeuge und die Männer wollen sich mit uns ablichten. Beim Verlassen der Ortschaft entdecken wir eine grosse öffentliche Trinkwasserstelle. Perfekt, wir stoppen um unsere Mojito-Wasser-Reserven zu füllen. Nach fünf Minuten stehen vier Autos um uns herum. Keiner von ihnen will Wasser zapfen, sondern alle wollen uns fotografieren🙈🤣. Beim losfahren, starten zwei der Autos und fahren in mehr oder weniger halsbrecherischen Manövern neben uns. Einer überholt uns, stellt die Warnblinker und winkt uns raus doch wir geben ihm zu verstehen, dass wir aus zeitlichen Gründen weiterfahren müssen🙈🤣.
Es ist schon fast drei Uhr und wir haben erst hundertzwanzig Kilometer geschafft, als neben uns schöne Felsformationen auftauchen. Wir beschliessen, die Strasse zu verlassen und hier irgendwo unser Nachtlager aufzuschlagen. Ein sichtgeschützter Platz ist gefunden, aber es dauert nicht lange, bis wir entdeckt werden. Zuerst gibt es eine Fotosession mit Jungs und danach werden wir von einem jungen Herrn zu Kaffee und Tee eingeladen. Er fährt weg und kommt kurz darauf mit besagtem Kaffee und Tee zurück. Dummerweise spricht er kein Wort englisch, ist mit Gestensprache recht unbeholfen und glaub irgendwie, dass wir spontan arabisch lernen. Auf alle Fälle spricht er mit uns permanent arabisch, als würden wir es irgendwann verstehen🤪. Nett ist es trotzdem und wenn das Internet jeweils kurz vorbeikommt, versuchen wir wenigstens einige Sätze zu übersetzten.
Am Morgen des 11. Februars hoffen wir, dass niemand mit Frühstück vor unserem Zuhause wartet. Zum Glück geht unser Wunsch in Erfüllung und so starten wir beizeiten unsere Tour Richtung Wüste. Auf dem Weg dorthin kreiseln wir durch Ash Shami, alias Kreisverkehr-City. Noch nie im Leben haben wir so viele Kreisel in einer Ortschaft gesehen. Eine Spur führt in die Ortschaft, bevor es zweispurig auf jeder Seite weitergeht. Auch alle Kreisel sind zweispurig – faszinierend🤓. Ebenfalls gibt es in jeder Ortschaft Picknick-Plätze und auch riesige «Party-Anhänger» bekommen wir zu Gesicht.
Noch faszinierender sind die Gesteinsformationen in der Wüste. Wir befinden uns im unteren Teil des King Salman bin Abdulaziz Royal National Reserve und kommen fast nicht aus dem Staunen heraus. Der Plan ist, quer durch die Wüste bis zu unserem nächsten markierten Punkt zu fahren. Doch ganz so einfach ist das nicht. Vor uns türmen sich immer wieder unüberwindbare Felsen auf. In einer Schlucht treffen wir auf Saudische Reisende. Zwei sprechen perfekt englisch, zeigen uns eine Wasserstelle, versorgen uns mit Saudi Kaffee & Datteln und geben uns wertvolle Tipps. Uns gefällt es derart gut, dass wir beschliessen nur noch ein paar Kilometer zu fahren um für ein Camp Ausschau zu halten. Kurz darauf finden wir eine schöne Ecke und erkunden die Umgebung zu Fuss.
Der 12. Februar ist schnell niedergeschrieben: Wir fahren weiter durch die Wüste, gelangen zum Dakar-Rally-Track wo wir die tiefen Spuren im Sand bestaunen und dem Track folgen, kämpfen mit einigen steilen Dünen, lassen Luft aus den Reifen und kurven um eindrückliche Felsen. Kurz bevor wir uns zur Ruhe setzten, fahren wir an eine eingezäunte Städte. Irgendwo ist der Zaun aufgeschnitten. Sogar Fahrzeugspuren führen hinein. Wir wandern das Areal zu Fuss ab und bestaunen die riesigen von der Natur geschaffenen Steinbögen. Die Felsen sind mit alten Malereien verziert – leider aber auch mit neuem gekritzelt. Ausserdem ist die Städte offenbar ein beliebter Rastplatz und somit ordentlich zugemüllt. Als wir das Gebiet wieder verlassen, sehen wir zwei Tafeln. Offenbar handelt es sich um ein wichtiges Kulturerbe namens Mahajjah, das leider nicht alle zu schätzen wissen🥺.
Um zwei Uhr finden wir einen schönen Ort vor einer imposanten Gesteinsformation. Wir steigen aus und wandern um den kleinen Berg. Hinter jeder Biegung glaube ich, dass wir wieder zurück sind. Offenbar ist unser Berg aber kein kleines Viereck, sondern eher ein Polygon und so taucht hinter jeder Biegung eine neue Bergstrecke auf. Schlussendlich sind es fast vier Kilometer – nicht viel, aber vielmehr als ich erwartet hatte🙈🤣.
Als Mojito endlich hinter der letzten Biegung auftaucht, ist es kurz vor drei Uhr nachmittags. Unser schönes Plätzchen liegt schon voll im Schatten. Optimal für heisse Sommertemperaturen, dummerweise ist es aktuell Winter und es pfeift eine kalte Bise😱. Einsteigen, weiterfahren und zwei Kilometer später wieder parken. Dieses Mal zwischen interessanten Felsen mit einem Platz an der Sonne🤩.
Und auch der 13. Februar ist schnell niedergeschrieben: Wir fahren weiter durch die Wüste. Dieses Mal aber mit dem Ziel kurz auf eine Hauptstrasse einzubiegen und Mojito Diesel zu gönnen. Aber alles von Anfang an. Als wir mit dem Kaffee aus Mojito huschen, müssen wir auf Frostbeulen aufpassen. Der Himmel ist bewölkt, es weht ein eisiger Wind und es ist wirklich arschkalt😱! Eigentlich ein Wunder, dass das Wasser unter Mojito nicht gefroren ist🙈🤣.
Wir düsen weiter durch die Wüste, bewundern die Landschaft, grüssen die unzähligen Kamele und halten bei Petroglyphen (Felsmalereien) mit riesigen Kamelen. Rund sechzig Kilometer später erreichen wir die Hauptstrasse und unser erstes Ziel für Heute: Die Tankstelle. Zuerst betanken wir Mojito. Ich verrechne mich komplett und ordere für hundert Rial Diesel (umgerechnet 25 Franken/Euro/US$). Und so tanken wir fast einhundertdreissig Liter Diesel! Sau cool, wenn’s so wenig kostet, aber etwas dämlich so viel zu tanken, wenn man weiter in die Wüste fahren will😲! Auf alle Fälle zeigen alle unsere Tankanzeigen VOLL an und so haben wir aktuell etwa dreihundert bis dreihundertfünfzig Liter Diesel an Board.
Nach dem Diesel-Tank-Fiasko stocken wir beim kleinen Supermarkt unsere Essenreserven auf – weil wir ja nicht schon für mehr als zwei Monate Essen an Board haben🙈. Zu guter Letzt werden noch Mojitos Wasserreserven gefüllt, damit wir guten Gewissen wieder einmal duschen könn(t)en🙈🤣.
Jetzt noch rasch die Reifen pumpen und dann geht’s kurze Zeit auf der gepflasterten Strasse bis wir wieder in die Wüste abbiegen und den Reifendruck wieder reduzieren müssen. Durch tiefen Sand pflügt sich Mojito mit dem aktuellen Monster-Gewicht, bis wir ihm den wohl verdienten Feierabend gönnen🤩.
Heute ist der 14. Februar und somit Valentinstag. Da es vor unserer Ankunft in der Wüste stark geregnet hat, ist alles grün und voller Blumen; passend zum Valentinstag – auch wenn wir beide ehrlich gesagt darauf pfeifen – also auf den Valentinstag, nicht die schönen Blumen hier🤣! Wir fahren weiter durch die Wüste. Stoppen beim Split Rock, Baby Elefant & Chinese Dragon bevor ein Track eine hohe Düne hoch führt. Beim dritten Anlauf schaffen wir es hoch – gar nicht so einfach mit unserem enormen Gewicht. Gut haben wir so viel getankt🙈🤣.
Oben angekommen, beginnt das eigentliche Abenteuer erst richtig. Felsige und sandige Passagen wechseln sich ab und wo genau es durchgeht, ist nicht immer klar. Drei Mal wandern wir den Weg zuerst ab. Schlussendlich sind wir wieder unten und fahren ein paar Kilometer weiter. Die Sonne und der stahlblaue Himmel bringt uns dazu, schon um zwölf Uhr zu rasten. Zwischen Felsen richten wir uns ein, packen unseren Teppich aus, rauchen eine Shisha und lassen endlich wieder einmal die Drohne fliegen. Just als wir duschen wollen und Feuer machen, kommt ein starker Wind auf. Trotz Sonne ist der Duschspass nicht so spassig, da der Wind das Wasser am Körper massiv abkühlt. Auch mit unserer geplanten Speise auf dem Feuer ist nichts. Zu viel Sand wird aufgewirbelt und wir haben keine Lust auf Sandspeise. Also essen wir einmal mehr im Mojito – schön ist es trotzdem🥰.
Viel Anderes als die Tage zuvor können wir nicht berichten… Auch am 15. Februar fahren wir weiter durch die Wüste. Wir entdecken einen grossen Bogen in einem imposanten Felsen und erklimmen den kleinen Berg. Auf allen Seiten ist der Riese vom Wasser eingeschnitten und es haben sich abgestufte Pools und Wasserfälle gebildet –aktuell ohne Wasser. Über hundertfünfzig Meter kraxeln wir hoch und bestaunen die Weite der Wüste mit den herausragenden Felsen.
Mit der Drohne bleibe ich am Ball und fliege auch heute. Ich bin richtig stolz und erwarte tolle Filme. Als ich den Chip auf das Notebook lade, muss ich feststellen, dass meine Drohnenflugkünste nach wie vor spastisch daherkommen. Irgendwie sind meine Bewegungsabläufe entweder gähnend langsam oder erinnern an wilde Zuckungen🙈🤣! Vielleicht habe ich kein Talent, aber immerhin kann man nicht sagen, dass ich kein Potenzial hätte🤓.
Am 16. Februar fahren wir aus der einen Wüste raus und wollen in die Sharaan-Wüstenregion rein. Leider enden wir bei einem Zaun. Offenbar ist dieses Gebiet neu ein Nature Reserve mit riesigem Elektrozaun – gut für die Natur, schlecht für uns😧. Die Hoffnung stirbt zuletzt; also fahren wir dem Zaun entlang, bis wir einsehen müssen: Es macht keinen Sinn😱. Der Zaun geht der ganzen Strasse entlang bis zur nächsten Strassenkreuzung. Immerhin klappt der Abstecher zu einem der riesigen Felsbögen. Danach pumpen wir die Reifen und fahren nach AlUla. AlUla ist das neue Touristenzentrum Saudi Arabiens. Zuerst besuchen wir das Konzerthaus «Maraya» in der Wüste. Es ist das grösste verspiegelte Gebäude der Welt – unglaublich eindrücklich🤩. Und für ein paar nette Herren aus den Emiraten, ist Mojito spannender wie das Maraya.
Etwas ausserhalb AlUla’s campen wir oberhalb vom Elefant Rock. Wie der Name sagt, sieht der Fels aus wie ein Elefant. Das Gebiet um den Felsen ist eingezäunt und wird sauber gehalten. Ausserhalb des Zauns ist es leider weniger sauber. Ab vier Uhr ist das Areal geöffnet. Der Eintritt ist gratis. Neben dem «Elefanten» gibt es eine coole Bar und am Abend ist der Fels beleuchtet. Nach einer Foto Tour laufen wir zurück zu Mojito. Oben am Berg werden wir schon von einer älteren Dame zum Saudi Kaffee erwartet. Die Aussicht auf den Elefant Rock ist hervorragend, wenn man vom vielen Müll absieht. Leider landet auch hier alles in der Natur, statt im Müllcontainer.
Am nächsten Morgen fahren wir zuerst zu Winter Park. Winter Park heisst das Ticket Office von AlUla. Hier besorgen wir für den nächsten Tag Tickets für Mada’in Salih, repektive Hegra.
Mada’in Salih ist eine Ausgrabungsstätte im Nordwesten Saudi-Arabiens, rund 400 Kilometer nordwestlich von Medina, nahe der Oase al-ʿUla gelegen. Es handelt sich um die antike Stadt Hegra, eine Handelsmetropole, die ursprünglich von den Nabatäern errichtet wurde und auch von den Thamud bewohnt wurde.
Mada’in Salih ist für seine über hundert während der nabatäischen Epoche entstandenen Felsengräber bekannt, die aus der Zeit vom ersten vorchristlichen bis zum ersten nachchristlichen Jahrhundert stammen. Daneben sind die Bauten, Funde und Inschriften aus römischer Zeit bedeutende Zeugnisse vom östlichen Rand des Römische Reichs. Der Fundplatz wurde 2008 für seine nabatäischen Kulturgüter von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhoben. (Quelle: Wikipedia)
Mit den Tickets im Sack, respektive e-Tickets auf dem Mobile, fahren wir nach Old AlUla. Old AlUla wird derzeit aufwendig restauriert. Es ist offensichtlich, dass es eine Touristenhochburg werden soll. Trotzdem finden wir die Gassen mit den alten Gebäuden und vielen Kaffees toll. Nach einem Abstecher zur Oase mit dem Fresh Food Market, campen wir neben dem grossen Besucherparkplatz von Old AlUla. Am Abend geniessen wir Saudi Kaffee in den beleuchteten Gassen von Old AlUla. Heute startet das Art & Music Festival und so ist ordentlich der Bär los.
Bevor unsere Tour nach Hegra am 18. Februar losgeht, gönnen wir uns ein Kaffee und Internet in der Altstadt. Am Nachmittag geht’s mit dem Bus nach Hegra. Während früher die Städte selber erkundet werden konnte, ist der Besuch jetzt streng geregelt. Für den Erhalt der Städte ist dies sicher das Beste. Selbst jetzt ist im Vergleich zu historischen Städten an anderen Orten immer noch viel erlaubt und so sind die Grabstädten zum Greifen nah.
Zurück in der Stadt fahren wir etwas ausserhalb und campen in einer Wadi. …und einmal mehr haben wir zwei Flaschen vergessen unser Camp zu fotografieren🙈🤣.
Mit dem Ziel, endlich den Oman-Blog hochzuladen, fahren wir am 19. Februar auf den Parkplatz von Winter Park. Obwohl alles vorbereitet ist, dauert die Aktion über zwei Stunden. Endlich ist der Blog hochgeladen und der Newsletter verschickt! Und so geht die Fahrt weiter Richtung Mushroom Rock. Etwa einhundertdreissig Kilometer wäre der Weg dorthin. Wäre, wäre, denn gute sieben Kilometer später, sehen wir ein bekanntes Fahrzeug auf einer Düne und einen Bus unterhalb der Düne stehen. Wir fahren hoch zu unseren Freunden Valeria & Lukas (The Travelys) und Amelie & Nicklas.
Wir quatschen und quatschen und quatschen und entscheiden uns hier zu bleiben. Glücklicher- oder eher angenehmerweise, sind die Temperaturen inzwischen wieder wärmer. Und so zieht sich der Abend hin, sodass wir gegen elf Uhr unter die Decke kriechen.
Um es vorweg zu nehmen: Am nächsten Morgen verquatschen wir uns dermassen, dass wir uns erneut entscheiden zu bleiben – ein Ruhetag hat ja noch niemandem geschadet🤪. Amelie backt einen sensationellen Kuchen und der Bewegungsradius beschränkt sich auf Mojito und dem Stuhl neben Mojito. Auch heute ist erst um elf Uhr Nachtruhe – für uns spät, für die hiesigen Verhältnisse ja sowieso quasi erst Nachmittag🙈🤣.
Ach ja, mein Rasierer erhält bei The Travely’s Lade-Asyl und so wird aus Nikolaus wieder Cello.