Das Purros Comunity Camp ist einer unserer Lieblingsplätze in Namibia (wie ihr im (hoffentlich) demnächst erscheinenden Blog Nummer 10 erfahren werdet). Die charmanten Plätze sind riesig und verfügen über imposante schattenspendende Bäume, stilvolle Open-Air-Duschen und Toiletten sowie ein Aussenwaschbecken. Das Personal, oder eher der platzverantwortliche Halbrasta Henri ist extrem freundlich und wir fragen ihn immer wieder, wo denn die Elefanten sind, denn gemäss Reiseführer gibt es in Purros fast Elefantensichtungsgarantie.
Henri sagt uns jeweils, dass die Elefanten gerade hier waren, wieder die Wasserversorgung demoliert hätten und er natürlich nicht wisse, wann sie wiederkommen – es seien ja wilde und keine bestellten Gummi-Tiere. Was aus dem Text wohl hervorgeht: Wir haben offenbar den Platz stets ohne die Sichtungsgarantie gebucht, denn uns haben sich die Dickhäuter noch nicht gezeigt. Im Gegenteil sind wir langsam stutzig, ob die Fussabdrücke und Hinterlassenschaften der Elefanten nicht von Menschenhand, also von Henri, platziert werden.
Und so sitzen wir auch am Abend des 7. Februars, die zweite Nacht in Folge, ohne Elefantensichtung vor dem Lagerfeuer. An den Abenden wird es hier (zum Glück) recht kühl; an diesem Sonntagabend sogar noch etwas kühler. Gegen 21 Uhr wenden wir uns von der wärmenden Glut ab und Mojito zu: Rein in Mojito, Tor schliessen und kurz Zähne putzen. Kaum die Zahnbürste im Mund, werden wir von einem lauten Knall, anschliessendem Plätschern und grollen aufgeschreckt. Die Geräusche kommen vom Aussenwaschbecken. Schnell löschen wir alle Lichter im Mojito und schalten die Heckscheinwerfer an. Diese vermögen zwar alles hinter Mojito zu beleuchten, nützen jedoch bei seitlichen Ereignissen deutlich weniger. Nach kurzer Verwirrung wird uns bewusst: Ein Elefant ist da!
Langsam gewöhnen sich die Augen an die Dunkelheit und das Hecklicht vermag seitlich ein wenig den riesigen Kopf des Dickhäuters zu erhellen. Dumbo hat tatsächlich den Wasserhahn rausgerissen und saugt ab dem nun plätschernden Rohr das Wasser ab.
Ach, wie haben wir uns gewünscht, einen Elefanten aus der Nähe zu sehen! Jetzt ist er da und es ist krass, dass der Dickhäuter nur zehn Meter neben uns steht. Und ja, Dumbo ist riesig – ein krasser ausgewachsener Bulle. Hin und wieder geht er nach hinten und kratzt sein Arsch an einem Baum. Scheisse, was machen wir, wenn er auf uns zukommt und sich an Mojito kratzen will? Hat uns irgendjemand gesagt, wie man sich verhalten soll, wenn ein Elefant so nahekommt? Sollen wir unseren Durchgang in die Fahrerkabine nutzen und fluchtartig wegfahren? Wir glauben, dass Dumbo keine Freude an einem startenden Motor hätte und entschliessen uns gegen das Wegfahren. Wie die Motten vor dem Licht kleben wir an unserem Netz und beobachten Dumbo. Immer wieder saugt er Wasser ab, pendelt hin und her und schaut zu uns. Film- und Fotoversuche durch das Moskitonetz und die Küchenscheibe scheitern und als irgendwann noch der Blitz losgeht und uns Dumbo irritiert anstarrt, stellen wir sämtliche diesbezügliche Versuche ein! Ok Dumbo – wir lassen dich in Ruhe und du machst uns nichts; Deal!
Rund eine Stunde später, als sein Durst gelöscht ist, kommt er auf uns zu und dreht kurz vor Mojito links weg. Wir hören hinter der Fahrerkabine die Büsche knacken. Kurz darauf scheint er in unmittelbarer Nähe einen Baum zu zerlegen und es sich dort für die Nacht gemütlich zu machen.
Draussen plätschert das Wasser – kostbares Trinkwasser an einem sehr trockenen Ort! Ist es schlau nun rauszugehen und versuchen das Leck zu flicken oder machen wir Dumbo sauer? Wir beschliessen den Schaden zu begutachten. Vorsichtig tappe ich die zehn Meter zum Aussenlavabo. Tiptap, tiptap, tipptipp tap… KNACK!!!!! …ein lautes Knacken und rüsseliges Schnaufen lässt mich erstarren, fast in die Hosen machen und schnell den Rückzug in Mojito antreten! Dreissig Minuten später wagen wir uns noch einmal in die Dunkelheit und versiegeln das Leck mit einer alten Socke (natürlich frisch gewaschen).
Was für ein ultimativ krasses Erlebnis! Gegen 23 Uhr schlafen wir ein….
Es ist Ein Uhr morgens als Tanja mich weckt. Direkt vor uns – nicht allzu weit entfernt – knackt es wieder laut und deutlich im Gebüsch. Offenbar noch ein Elefant, der Bäume zerlegt. Kurze Pause und ein weiteres Knacken; diesmal deutlich näher! Immer wieder knackt es und eines ist klar: Es kommt immer näher! Plötzlich taucht aus dem Gebüsch direkt vor uns ein zweiter Elefant auf. Lautlos steuert er auf uns zu und geht wenige Meter an uns vorbei – zum zweiten Mal Gänsehaut!
Auch er macht sich hinter uns an den Bäumen zu schaffen. Rund eine halbe Stunde knackt es gewaltig in unmittelbarer Nähe und wir beten, dass er Mojito nicht für einen Baum hält – es soll glücklicherweise so sein;-).
Offenbar schlafen beide Dickhäuter in unmittelbarer Nähe und wir wünschen uns sehr, dass wir sie bei Tageslicht noch einmal bewundern können. Um vier Uhr hören wir es wieder knacken und glauben leise dumpfe Schritte zu hören. Als die Sonne um sechs Uhr aufgeht, huschen wir aus Mojito und begutachten die riesigen Spuren. Rund 100 Meter hinter uns sehen wir die zerlegten Bäume und deutlichen Spuren der Beide. Offenbar haben sie hier die Nacht verbracht. Wir folgen den Spuren flussaufwärts, immer wieder vorbei an frischen Elefantenausscheidungen. Als sich die Spuren nach über einem Kilometer in der Weite verlaufen geben wir auf und kehren zurück zum Camp. Henri hat offenbar von unserem Weggang erfahren und kommt uns bereits entgegen, da er Angst hat, dass wir uns verlaufen könnten (er kann ja nicht wissen, dass wir dank penibelster Vorbereitung uns mit unseren Uhren tracken können und so immer wissen wo wir sind – zumindest wenn wir es nicht vergessen einzuschalten;-).
Bei unserem Campingplatz folgen wir auch noch der «Ankunftsspur» des ersten Elefanten und uns wird schnell klar, dass er offenbar in kurzer Entfernung gewartet hat, bis wir die Feuerstelle verlassen – krass! Unglaublich wie lautlos sich die riesigen Tiere bewegen, absolut faszinierend!
Selbst die Spuren lassen uns noch einmal vor Ehrfurcht erstarren und geben Gänsehaut! Krass wie nahe die Beiden waren. Was für ein einmaliges Erlebnis.
Wie geschrieben gibt es leider keine Fotos der Dickhäuter aus dieser Nacht. Auf einem dunklen Video hört man das Plätschern und Geräusche von Dumbo – den Rest tragen wir im Herzen!
Servus ihr Beiden, wieder sehr amüsant zu lesen Eure Abenteuer. Ich weiß, wie es sich anfühlt, in der Nähe von frei lebenden Elefanten zu sein. Allerdings saßen wir immer im Mietauto dann und nicht im eigenen. Aber irgendwie funktioniert das agrement meistens ja. Wie beruhigend. Sehr gut – habt ihr das mit den Zigis erzählt. Wenn ihr nicht selbst auf Euch stolz seid – ich bewundere Euer Duchhalten. Chapeau !!! Bei mir war das einfacher – ich hab mich vom ersten Tag an gefreut. Da kommt ihr sicher auch noch hin (ich drück Euch die Daumen, dass ihr den Scheiß… Read more »
Hallo Hub
Wir halten immer noch durch und es ist schon gar nicht mehr so schlimm;-). Elefanten gab es in der Zwischenzeit auch noch ein paar und Löwen auch…
LG Cello & Tanja