Lieber schöne sanitäre Anlagen als viele Ponny's
Für unsere Leser mit wenig Zeit:
4.10. Als neue Nichtraucher brechen wir auf nach Italien und stoppen ausgerechnet bei Griesshof Weine im Südtirol – doch ohne Zigaretten macht auch Wein weniger Spass; 5.10. Wir fahren weiter zum «Camping Tonini» am Gardasee und treffen im hübschen Dörfchen Malcesine Christine & Günther zum Nachtessen; 6.10. Über Stock und Stein geht’s auf einen einfachen Agri-Tourismo-Platz bei San Benedetto (Nähe Quistello); 7.10. In der «Cantina del Vino» in Barga oberhalb von Lucca treffen wir auf alte Bekannte – vor ungefähr drei Jahren waren wir schon einmal hier; 8. – 10.10. Im «Mareblu Camping Village» bei Cecina unterhalb von Livorno finden wir einen der wenigen noch offenen regulären Campingplätze – wir nutzen die Infrastruktur für ausgiebige Wäsche und sind erstaunt, wie viel hier noch los ist; 10.10. Auf dem «Camping Il Saregento» lernen wir erneut, dass ein Ort nicht automatisch gut ist, wenn ihn andere gut finden; 11.10. In der «Cantina Rasicci» in Controguerra verkosten wir mit dem 92-jährigen Amerigo Weiss-, Rose- und Rot-Wein; 12. – 14.10. Unterhalb von Peschici auf der Halbinsel Gargano finden wir im «Camping Residence Villaggio Bellariva» den optimalen Ausgangspunkt für die Erkundungstour in die Altstadt und schöne Spaziergänge am Strand; 14.10. Alberobello – die Ortschaft der Trulli (runde Steinhäuser von Apulien); 15.10. Wir spazieren durch die malerische Küstenstadt Otranto; 16.10. Der «Agricamper & Glamping Torre Sabea» ist deutlich mehr Camping als Glamping, dafür gibt’s ein tolles Restaurant; 17.10. Die Area Sosta Camper der «Masseria Appia Traiana» wäre fantastisch, wenn es nicht so fest regnen würde; 18.10. Von Brindisi nehmen wir die Fähre Richtung Griechenland…
Für diejenigen mit mehr Zeit:
Nach der schönen Zeit bei Familie & Freunden in der Schweiz & Deutschland fahren wir am 4. Oktober als neue Nichtraucher bei Julia & Benno in Wiesmühl los. Ja, ihr habt richtig gelesen, wir sind wieder nichtrauchende Raucher, denn richtige Nichtraucher werden wir wohl leider nie mehr werden.
Egal, seit Montag, dem 2. Oktober um acht Uhr dreissig um genau zu sein, sind wir rauchfrei. Und dies, obwohl wir eine fast neue und zwei ungeöffnete Schachtel Marlboro Gold mit an Bord haben😧.
Wie es soweit kommen konnte?!? Das fragen wir uns gerade ebenfalls🤔🙈🤣! Irgendwie sind drei Dinge zusammengekommen.
1. Merkte ich seit geraumer Zeit, dass mein Nikotinkonsum nicht wirklich gesund ist und mir – je älter ich werde, desto mehr – auf die Lunge schlägt.
2. Haben wir in den vergangenen Wochen und insbesondere während den Deutschen Volksfesten bewiesen, dass unser Konsumverhalten exorbitant ist.
3. Waren unsere Gastgeber Julia & Benno gemäss deren Schilderung einst Hardcore-Raucher und sind mit Hilfe von Hypnose-Heiler Thomas von ihrem «Leiden» befreit worden!
Wow, Zigi-Entzug ohne Entzug! Das wollen wir auch🤩! Benno bucht für uns einen Termin und am 2. Oktober ist es soweit; kurz nach acht Uhr morgens rauchen wir unsere letzten Kippen. Danach geht’s zu Thomas auf die Schrage. Zuerst ist Tanja dran, dann bin ich an der Reihe. Die Behandlung ist deutlich mehr Meditation als Hypnose.
Als wir den Ort des Geschehens verlassen haben und vor Mojito stehen, schauen wir uns an. «Ist deine Lust auf eine Zigarette weg?» Fragen wir uns gegenseitig und auch die Antwort kommt von uns beiden die gleiche: «Leider nein»! Obwohl wir beide gedanklich eine gewisse Abneigung vom Rauchen verspüren , würden wir uns am liebsten sofort eine Zigi anzünden😢.
Egal, wir wollen aufhören und so erachteten wir diese «Übung» als Start für unser neues rauchfreies Leben! Als neue Nichtraucher fahren wir zuerst über die Grenze Deutschland/Österreich und anschliessend Österreich/Italien. Ausgerechnet beim Weingut Griesshof im schönen Südtirol machen wir halt🫣.
Der Griesshof bietet neben eigenen Weinen und einer schönen Wirtschaft, auch die Möglichkeit zum Campen an. Wir parken Mojito und sitzen bei wunderbarem Sonnenschein in die Gartenwirtschaft. Die Sonne und die Atmosphäre sind toll, aber dennoch macht Wein ohne Nikotin derzeit einfach weniger Spass😩.
Ohne Zigi zum Morgen-Kaffee, fahren wir am 5. Oktober weiter gen Süden. In Malcesine am Gardasee haben wir uns mit Christine & Günther zum Nachtessen verabredet. Nachdem wir uns auf dem Campingplatz «Camping Tonini» installiert haben, geniessen wir den Spaziergang entlang dem Ufer des Gardasees bis Malcesine. Hier schlendern wir durch die hübschen kleinen Gassen, geniessen Apero in einem der unzähligen herzigen Kneipen und verbringen einen schönen und lustigen Abend mit Christine & Günther.
Der 6. Oktober ist schnell erzählt: Wir fahren querfeldein über Stock & Stein weiter südlich und finden bei San Benedetto in der Nähe von Quistello auf dem Bauernhof des «Agriturismo Corte Medaglie D’oro» einen Platz um den Nachmittag zu geniessen und die Nacht zu verbringen. …und nein, die Ortschaft Quistello muss man nicht kennen und auch nicht gezwungenermassen gesehen haben.
Am nächsten Morgen fahren wir weiter Richtung Toskana. Hundertsiebzig Kilometer bergige Strassen später treffen wir in Barga ein. Vor rund drei Jahren, am 29. Juli 2020 um genau zu sein, waren wir zuletzt hier auf dem Weingut «La Cantina del Vino». Damals waren wir alleine hier – heute leisten uns vier weitere Camper Gesellschaft. Leider bietet die Chefin das reichhaltige Weingut-Nachtessen nicht mehr an. Also bleibt uns nichts anderes übrig als Wein einzukaufen und selber zu kochen. Den Weisswein geniessen wir in Gesellschaft einer äusserst komischen Katze – zumindest was ihr Flair für Grimassen angeht😱. Ja, sie kann tatsächlich so reinschauen und nein, sie hatte keinen Unfall und kann auch normal schauen.
Die Lust zum Rauchen ist nach wie vor allgegenwärtig, jedoch trotzen wir der Zigaretten-Versuchung und gönnen uns alternativ eine Shisha (Anm.d.Red.: Shisha = Wasserpfeiffe). Leider bewahrheitet sich beim Googel-Gesundheitscheck, was wir schon wussten: Shisha-Rauchen ist natürlich nicht gesund. Leider nicht einmal gesünder als Zigaretten rauchen. Zwei Shishas pro Woche (zu zweit) entsprechen angeblich in etwa einer Packung Zigaretten pro Person pro Tag… …saudooof😩!
Am 8. Oktober fahren wir an die Küste und finden unterhalb von Livorno, bei Cecina den Campingplatz «Mareblu Camping Village». Die meisten Plätze in Italien haben bereits geschlossen und auch beim Mareblu werden wir informiert, dass sie wohl in wenigen Tagen dicht machen werden.
Ausgehend von einem fast leeren Campingplatz, frage ich witzelnd, ob sie für uns Platz hätten? In ernstem Ton entgegnet mir der junge Herr, dass es seit kurzem ohne Reservation wieder Platz hätte. Staunend betreten wir das Areal; von den hunderten von Plätzen sind tatsächlich nur ein paar wenige frei😱!
Offenbar sind wir von dieser Tatsache dermassen fasziniert, dass wir sogar vergessen Fotos von unserem Campground zu schiessen. Stattdessen verbringen wir hier zwei Nächte und nutzen die Zeit für ausgiebige Körperpflege, administrative Tätigkeiten und Wäsche waschen.
Für den 10. Oktober reserviere ich einen Platz bei einem Agriturismo mit top Ratings! Der «Camping il Saregeto» soll gemäss Kommentaren der schönste Platz Italiens sein, die freundlichsten Gastgeber haben und die besten Bio-Produkte anbieten. Dummerweise ignoriere ich die Hinweise bezüglich Kindern in den Kommentaren.
Eine freundliche Begrüssung erfahren wir bei unserer Ankunft nicht. Eher rüpelhaft werden wir gefragt, ob wir denn eine Reservation hätten. Da wir eine haben, werden wir auf Platz sieben eingewiesen und müssen nicht auf dem neuen Overflow-Parkplatz parken. Es ist ordentlich was los und wir sind wohl die einzigen Gäste ohne Kinder.
Ja, «Kinder» ist auch das Stichwort; denn hier gibt es einen riesigen Spielplatz, einen kleinen Streichelzoo und abends gratis Ponny-reiten. Wer Ponny’s und Kinder weniger toll findet, dafür mehr auf einen schönen Campground und sanitäre Anlagen fixiert ist, ist hier falsch, denn anzahlmässig sind sogar die Ponnys den sanitären Anlagen massiv überlegen🙈🤣!
Nichts desto trotz müssen wir gestehen: Die machen hier alles richtig! Innert kürzester Zeit haben sie die angeblich sechs Campgrounds auf acht ausgebaut (allesamt recht klein und die zwei neuen auch ordentlich schräg). Zusätzlich haben sie einen grossen Overflow-Platz eröffnet und verlangen pro Nacht stolze dreissig Euro – egal wo man steht! Das Kilo Gemüse verkaufen sie für den vierfachen Markpreis und ein Liter Olivenöl könnten wir für zwanzig Euro ergattern – worauf wir Spiesser dankend verzichten🫣.
Weite zweihundertdreissig Kilometer führen uns am 11. Oktober bis Controguerra zur «Cantina Rasicci». Der 92-jährige Amerigo führt mit seiner Frau und den zwei Söhnen das kleine Weingut. Für fünfundzwanzig Euro darf man hier mit dem Camper übernachten, was wir natürlich in Anspruch nehmen. Nach einem längeren Spaziergang durch die Weinberge lädt uns Amerigo zum Wine-Tasting ein. Die besten Bio-Weine der Region sollen gemäss Amerigo unseren Gaumen erfreuen!
Etwas skeptisch blicken wir am Verkostungstisch auf die halbleeren Flaschen. Müsste der Weisswein nicht gekühlt sein? Wir lassen uns nichts anmerken und verkosten Weiss-, Rosé- und zwei Rotweine des Hauses. Der Weiss- und Roséwein haben einen speziellen Geschmack, was wir auf die wohl seit längerer Zeit geöffneten warmen Flasche schieben. Da uns Amerigo ans Herz gewachsen ist, kaufen wir von allen Weinen je eine Flasche sowie einen Liter Olivenöl für fünfzehn Euro. Total lassen wir mal schnell dreiundsechzig Euro liegen – für guten Wein und gutes Öl ja kein Preis!
Dummerweise ergeht es uns wie in jugendlichen Jahren. Damals haben wir aus den Ferien den besten Wein mit nach Hause gebracht. Komischerweise war dieser «beste Wein» zuhause bestenfalls trinkbar.
Der Geschmack von Amerigos Weiss- und Roséwein sind selbst gekühlt «speziell». Die beiden Rotweine erhalten das Prädikat «in Ordnung». Das teure Olivenöl haben wir in Griechenland geöffnet. Als wir nach der dritten Nutzung das Geheimnis der ultimativ bitteren Salatsauce gelüftet haben, wurde das Öl zur Entsorgung freigegeben.
Konklusion: Wir würden sofort wieder beim Schlitzohr Amerigo stoppen, aber wahrscheinlich deutlich weniger einkaufen🤣.
Zurück zum 11. Oktober: Den Abend hier lassen wir mit feinen Knödeln an einer Pilz-Gemüse-Sauce ausklingen – ein Glas Wein darf natürlich nicht fehlen😍.
Zweihundertsechzig Kilometer führt uns unsere Reise am 12. Oktober von der «Cantina Rasicci» bis auf die Halbinsel Gargano. Mit dem «Camping Residence Villaggio Bellariva» am Fusse der Ortschaft Peschici finden wir ein schönes Zuhause für zwei Nächte. Wir nutzen die Zeit für ausgedehnte Spaziergänge durch das malerische Peschici und entdecken eine traumhafte Bucht mit einer noch geöffneten Strandbar. Dummerweise macht Weisswein ohne Zigaretten immer noch weniger Spass, dafür gönnen wir uns später beim Campground wieder einmal eine Shisha😎.
Am 14. Oktober erkunden wir im Landesinneren Alberobello. Bevor wir ankommen, erspähen wir auf einem Plateau am Meer unser «kleines» Traumgrundstück (siehe Bild 1)🤩.
Die Ortschaft Alberobello und die umliegenden Dörfer sind bekannt für die speziellen runden Steingebäude namens «Trullo» (Mehrzahl «Trulli»). Durch ihre Bauweise aus massivem Naturstein mit sehr dicken Wänden und winzigen Fenstern bieten die Trulli einen guten Schutz gegen die anhaltende Sommerhitze in Apulien, weil sich das Innere nur langsam aufheizt. Im Winter hingegen speichert ein Trullo für lange Zeit die Wärme, die durch einen offenen Kamin erzeugt wird.
Die als «Arme-Leute-Häuser» geltenden Trulli erleben seit längerer Zeit eine Renaissance und werden wieder als Ferienwohnungen, Hotels und häufig Wohnhäuser genutzt.
Zurück an die Küste bis Otranto geht die Reise am 15. Oktober. Die Hafenstadt Otranto ist die östlichste Ortschaft Italiens. Die malerischen Gassen, die alte Festungsmauer und die unzähligen Kaffees und Restaurants verleihen der Ortschaft einen besonderen Charme. Wir geniessen die Zeit und dennoch ist ein Besuch in den hübschen Kneipen aktuell nicht das Gleiche. Links und rechts von uns geniessen die Italiener neben Wein auch Zigaretten. Wir vermissen das verfluchte Suchtmittel und entscheiden uns gegen ausgiebige Restaurantbesuche, welche wir nach wie vor mit rauchen verbinden.
Nicht zuletzt aus diesem Grund beschliessen wir, Italien den Rücken zu kehren und einen Tapetenwechsel herbeizuführen. Und so buchen wir für den 18. Oktober die Fähre nach Griechenland.
Gebucht, getan! Am 16. Oktober fahren wir die erste Etappe Richtung Brindisi und stoppen beim «Agricamper & Glamping Torre Sabea» in der Nähe von Gallipolli. Was genau hier Glamping sein soll, wissen wir nicht, dafür ist das eigene kleine Restaurant einen Besuch wert; das Essen und der Service sind sehr gut😍! Für den 17. Oktober buchen wir einen Platz beim Agricultura «Masseria Appia Traiana», welcher sich in unmittelbarer Nähe von Brindisi befindet. Der Ort ist top gepflegt und wäre wirklich schön, wenn Petrus nicht alle Schleusen geöffnet hätte. Es regnet ununterbrochen und der Untergrund ist Matschepampe😱.
Unser Fährtag, der 18. Oktober, präsentiert sich glücklicherweise wieder freundlicher. Frühmorgens fahren wir die paar Kilometer zum Hafen nach Brindisi. Neben zwei anderen Campern warten noch fünf Autos und hunderte von Lastwagen mit bulgarischem Nummernschildern. Wir boarden und pünktlich um ein Uhr nachmittags legt die Fähre ab: Arrivederci bella Italia, Yia Sou Hellas!